Das Thema Virtual Reality revolutioniert derzeit das Personalmarketing. Warum? Weil es eine Chance ist, Unternehmen und Kandidaten schon sehr früh effektiv einander näherzubringen.
Virtual Reality (VR) ist eine Technologie, die im Grunde gar nicht mehr so unbekannt ist und bereits in vielen unterschiedlichen Anwendungsgebieten zur Geltung kommt: Angefangen vom Bereich Gaming und Entertainment über die Produktentwicklung (CAD) und Architektur bis hin zu Bildung und Touristik.
Auch das Gesundheitswesen profitiert schon einige Zeit vom Einsatz virtueller Umgebungen: Sowohl für therapeutische Verfahren als auch für medizinische Trainings ist die Szenarien-Simulation ausgesprochen hilfreich.
Seit etwa einem Jahr wagen nun einzelne Unternehmen den Versuch, VR ebenso in der Personalgewinnung und im Employer Branding einzusetzen – das übrigens sehr erfolgreich.Denn Bewerber bevorzugen glaubwürdige Informationsmedien, die einen möglichst umfassenden und realistischen Eindruck vom Wunschunternehmen vermitteln. Doch Vorsicht, hier gilt es zu differenzieren. Arbeitgeberdarstellungen mittels Hochglanzbroschüren bestückt mit Fotomaterial aus Bilddatenbanken oder aufwendig produzierter Imagevideos mit (mal mehr, mal weniger professionellen) Schauspielern zählen eindeutig nicht dazu.
Authentizität als oberste Maxime
Unsere Gastautorin Tina Kalthöfer berichtet für Health Relations über die neuesten Trends in Personalmarketing, E-Recruiting und Employer Branding. Kalthöfer ist als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die Agentur Westpress tätig.
Dabei geht es weniger um die Medien als solche: Unternehmensbroschüren und Videos sind durchaus sinnvolle und ansprechende Informationsmedien. Was zählt, sind authentische Inhalte – textlich und visuell. Zeigen Sie, wer Sie sind und was Sie auszeichnet.
Echt und ehrlich. Lapidar formuliert: Niemand möchte die Katze im Sack kaufen; weder Arbeitgeber noch zukünftige Arbeitnehmer.
Der
Tag der offenen Tür ist seit jeher ein probates Mittel, um für Interessenten nah- und erlebbar zu sein. Zugegebenermaßen pflegt er bisweilen ein leicht angestaubtes Image und doch bieten derartige Informationsevents die Möglichkeit, direkte Einblicke in Unternehmen und Kontaktanknüpfungspunkte zu gewinnen. Gerade jene Bereiche, wo der Zugang üblicherweise verwehrt bleibt, lassen sich so erschließen und kennenlernen.
Neue Wege der Kommunikation
Ohne Zweifel bedeuten Informationsevents, ob Messen oder Tage der offenen Tür einen hohen organisatorischen wie auch personellen Aufwand.
Dabei ist es dank moderner Computer- und Kameratechniken heute einfacher denn je, Kandidaten in das eigene Unternehmen einzuladen. Ein virtueller Unternehmensrundgang, zum Beispiel visualisiert durch 360°-Videos, kann sehr realitätsnah den potenziellen neuen Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld nebst Kollegen veranschaulichen. Und das orts- sowie zeitungebunden, also maximal flexibel.
Die Darstellungsmöglichkeiten von 360°-Grad sind enorm vielfältig. Kernfrage jedes Videos sollte jedoch sein:
Was interessiert neue Mitarbeiter besonders? Sprich, welche Vorzüge bietet etwa diese gesundheitsmedizinische Einrichtung gegenüber anderen? Wie modern ist die Arbeitsstätte? Über welche technische Ausstattung verfügt sie? Wie sind die Räumlichkeiten gelegen und wie lang sind die Wege zwischen den Abteilungen? Gibt es Rückzugsmöglichkeiten wie Pausenräume, Schwesternzimmer etc.? Gibt es einen Mitarbeiterparkplatz?Candidate Experience: Im Sinne des Bewerbers handeln
Schauen Sie immer aus der Perspektive der Zielgruppe, denn genau aus dieser wird das Video später betrachtet. Oliver Erb,
der erst kürzlich als Personalmarketing Innovator 2016 ausgezeichnet wurde, produzierte die 360°-Videos von EnBW primär für Schüler beziehungsweise Ausbildungsinteressierte im Allgemeinen. Seit Juni 2015 können sich diese via Youtube in den Ausbildungsstätten des Energieversorgers umsehen und den künftigen Azubi-Kollegen bei deren Tätigkeiten über die Schulter schauen.
EnBW: 360°-Blick ins Ausbildungszentrum HeilbronnDer Weg zum neuen oder gar ersten Job wird immer von einigen Ungewissheiten flankiert. Nehmen Sie dem Bewerber doch einen Teil der Unsicherheit und zeigen Sie zum Beispiel, was einen Kandidaten beim ersten Vorstellungsgespräch erwartet. Das mindert die Hemmschwelle und entspannt ihn – schließlich „war er quasi schon mal da“. Er lernt seinen Gesprächspartner vorab kennen und weiß direkt, mit wem er es beim Erst- oder Folgegespräch zu tun haben wird.
WESTPRESS360°: Recruiting-Videos neu gedachtNatürlich ersetzen 360°-Videos keineswegs den persönlichen Kontakt. Das müssen sie auch nicht, aber sie kommen diesem zugute. Denn der Kandidat weiß etwas genauer, was ihn erwartet und worauf er sich einlässt. Insbesondere für Berufseinsteiger sind Videos dieser Art eine gelungene Möglichkeit, Infos zu sammeln und sich auf das Wunschunternehmen vorzubereiten.
360°-Videos: eine Reise, die gerade erst beginnt
Im Grunde kann heute jeder kinderleicht in virtuelle Welten eintauchen. Per PC und Tablet lassen sich 360°-Videos einwandfrei über die großen Videoplattformen abrufen und perspektivisch ansteuern. Durch ein VR-Cardboard wird bereits jedes Smartphone dank seiner spezifischen Sensoren zum Virtual-Reality-Display, das faszinierende dreidimensionale Bilder erzeugt und äußere optische Reize (für einen Moment) ausblendet.
Dabei sind die Möglichkeiten, die Virtual Reality fürs Personalmarketing bietet, noch lange nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil – wir befinden uns gerade erst am Anfang der (virtuellen) Reise, die nun endlich ihren Durchbruch findet. Glauben wir Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der neben dem Internetgiganten Google tatkräftig in die Technologie investiert, wird Virtual Reality langfristig ganz selbstverständlich in unseren Alltag eingebunden sein wird. Wir dürfen gespannt sein.