Eine repräsentative Umfrage belegt: Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich nicht ausreichend über Digital Health informiert. Was fehlt, ist eine zentrale Aufklärungskampagne, bei der alle an einem Strang ziehen.
Digital Health ist längst kein Nischenthema mehr. Im Gegenteil: Das Thema hat längst die breite Öffentlichkeit erreicht und wird auch über die Fachmedien hinaus diskutiert. Wearables und unzählige
Gesundheits-Apps, Kampagnen von
Krankenkassen und
Healthcare-Influencer-Blogs lassen die abstrakte Digitalisierung im Gesundheitswesen fühl- und begreifbar werden. Dennoch: Eine repräsentative Umfrage des US-Softwareentwicklers
Nuance Communications zeigt, dass sich die Mehrheit der Deutschen in Sachen Digital Health nicht ausreichend aufgeklärt fühlt.
2016 Bundesbürger wurden im Auftrag des Unternehmens befragt – das Ergebnis spiegelt neben den positiven Erwartungen an die digitale Transformation vor allem eineswider: Ängste und Unsicherheiten bei den Patienten.
Dabei ist die Haltung gegenüber Digital Health grundsätzlich keine ablehnende: Immerhin versprechen sich rund 21 Prozent der Befragten bessere Heilungschancen durch KI-unterstützte Diagnosen. Eine Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation erwarten 13 Prozent der Umfrage-Teilnehmer. Eher sekundär scheinen die zunehmende Transparenz von Gesundheitsdaten und der persönlichen Krankengeschichte (11,39 Prozent) durch die digitale Speicherung und die elektronischen Bestellmöglichkeiten für Medikamente zu sein (11,94 Prozent).
Der Nutzen von Digital Health wird vor allem in der Therapie gesehen. Tatsache ist aber auch, das ganze 49 Prozent der Befragten die Frage nach den Vorteilen digitaler Gesundheits-Anwendungen mit „Ich weiß es nicht“ beantworteten. Nur 19 Prozent formulierten, dass sie sich über dieses Thema ausreichend informiert fühlen.
Fakt ist: Es mangelt an Aufklärung. Woran liegt das? Anscheinend versackt die tiefergehende Diskussion und Information über die digitale Transformation in Healthcare in Fachkreisen.
Die Mehrheit der Bevölkerung scheint sie nicht zu erreichen. Dabei ist die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Thematik durchaus vorhanden: Große Teile (32 Prozent) erklären sich laut Umfrage bereit, sich die Informationen selber anzueignen. 13 Prozent erhoffen sich Infos durch den Arzt, 10 Prozent durch die Krankenkasse.
Keine Frage: Pharma, Krankenkassen und Interessenverbände informieren vielfältig über die Vorteile von E-Health. Pharma agiert allerdings meist patienten- und diagnosebezogen. Sie wenden sich mit Portalen und
Apps für beispielsweise MS-Betroffene oder Diabetes-Patienten an ihre Zielgruppe – und nicht an die breite Öffentlichkeit. Ähnlich sieht es bei Interessenverbänden aus. Auch die Informationskampagnen der Krankenkassen scheinen nicht auszureichen, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Was tun? Eine Lösung könnte eine große, flächendeckende und crossmediale Aufklärungskampagne zum Thema E-Health sein, bei der alle Beteiligten, von Pharma über Krankenkassen bis hin zu den Interessenverbänden an einem Strang ziehen. Die Idee ist nicht neu: Die
Hanns Seidel Stiftung hat beispielsweise bereits 2018 eine zentral gesteuerte Aufklärungskampagne zu E-Health gefordert.
Nur Akzeptanz schafft Fortschritt. Denn wie sollen sich innovative Technologien wie Telemedizin durchsetzen, wenn der Patient sich diesen verweigert? Und wie soll digitale Medizin funktionieren, wenn der Bürger Zweifel an der Datensicherheit hegt? Es braucht Aufklärung, eine kritische Auseinandersetzung und Transparenz, um das Thema Digital Health zu entmystifizieren und in der Gesellschaft zu verankern. Insellösungen und Einzelkampagnen sind nicht die Zukunft.