Der deutsche Tierarzneimittelmarkt hat sich im Vorjahr positiv entwickelt. Das geht aus Zahlen hervor, die der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) vorgestellt hat. Nach BfT-Angaben konnte der Markt ein Wachstum von 2,9 Prozent verzeichnen.

Der BfT vertritt die führenden Hersteller von Tierarzneimitteln (Pharmazeutika und Biologika), Diagnostika und Futterzusatzstoffen in Deutschland. Er führt jährlich eine Umsatzerfassung durch, auf deren Basis der Gesamtumsatz des Tierarzneimittelmarktes geschätzt wird. Dieser belief sich für 2017 auf 811 Millionen Euro. Auch für die Teilmärkte legte der BfT Zuwachszahlen vor: Pharmazeutische Spezialitäten legten 5,4 Prozent, Biologika 3,5 Prozent, Antiparasitika 0,4 Prozent und Antiinfektiva 0,1 Prozent zu. Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des Verbands, erläutert, dass der steigende Stellenwert des Kleintiersegments einen wesentlichen Treiber des Wachstums darstellt. Darüber hinaus werde im Nutztierbereich ein aktives Tiergesundheitsmanagement immer wichtiger, so die Geschäftsführerin: „Die positive Entwicklung des Impfstoffsegmentes ist ein Zeichen für die Stärkung der Prävention.“

Antibiotikaverschreibungen sinken

Die stagnierende Zuwachszahl bei den Antiinfektiva führen die Verbandsvertreter auf die Veränderungen der letzten zehn Jahren in der Tiermedizin zurück. Ebenso wie in der Humanmedizin wurden auch hier große Anstrengungen unternommen und Maßnahmen eingeleitet, um die Anwendung von Antibiotika im Nutztierbereich zu reduzieren. Darüber hinaus sei ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Antibiotika festzustellen. Die Folge: Die Zahl der Antibiotikaverschreibungen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert. „Ein deutliches Marktwachstum konnte erneut bei den pharmazeutischen Spezialitäten mit einem Wachstum von 5,4 Prozent auf 280 Millionen Euro festgestellt werden. Dieses Wachstum spiegelt das zunehmende Bewusstsein der Tierhalter für Gesundheit und Wohlergehen ihrer Tiere wider. Die Zuwächse generieren sich vor allem durch Produkte zur Behandlungen von Erkrankungen der Haut und zur Versorgung geriatrischer Patienten“, berichtet Schüller. Dabei haben Innovationen vor allem im Kleintierbereich sowie das Impfstoffsegment großen Einfluss auf die Gesamtumsätze des Marktes. Das Umsatzverhältnis Hobbytier zu Nutztier gab die Geschäftsführerin mit etwa 53 zu 47 Prozent an.

Neue EU-Gesetze beeinflussen den Tierarzneimittelmarkt

BfT-Vorsitzender Jörg Hannemann benennt ein paar Trend-Themen, die den Tierarzneimittelmarkt auch künftig beeinflussen werden. „Ein weiterhin aufstrebendes Hobbytiersegment sowie stabile europäische und internationale Agrarmärkte sind maßgeblich für die weitere Entwicklung unseres Geschäftsumfelds. Tierseuchen, insbesondere eine Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest nach Deutschland, können für den Agrarmarkt erhebliche Auswirkungen haben,“ so der Verbandsvorsitzende. Hannemann zeigte sich sicher, dass die neuen Maßnahmen zur Kontrolle der antimikrobiellen Resistenzentwicklung sowie die Überarbeitung der regulatorischen Rahmenbedingungen den Handlungsrahmen der Tiergesundheitsindustrie über einen langen Zeitraum bestimmen werden. Von der Politik fordert der Verbandsvorsitzende stabile gesetzliche Rahmenbedingungen, die auf wissenschaftsbasierten Entscheidungen fußen. Dies gelte auch im Hinblick auf ganz Europa: „Mit der Novellierung der europäischen Gesetzgebung werden wichtige Grundlagen für unser Geschäftsumfeld gelegt. Wir brauchen stabile rechtliche und wirtschaftliche Bedingungen. Wir sind überzeugt, dass die Novellierung Chancen bietet, durch eine bessere Versorgung mit Tierarzneimitteln die Tiergesundheit weiter abzusichern.“
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