Studie: Wie wirkt Pharmawerbung?
Pharmawerbung hat sich längst von simplen Produktbotschaften hin zu einer vielseitigen Informationsquelle entwickelt. Studien zeigen, dass sie nicht nur das Bewusstsein für neue Behandlungsoptionen schärft, sondern auch konkrete Unterstützung für das Gesundheitsmanagement leistet. Doch wie genau funktioniert dieser Wandel, und was können Mitarbeitende aus dem Pharmamarketing daraus lernen?
Pharmawerbung als Bildungsinstrument
Traditionell zielte Pharmawerbung vor allem darauf ab, Marken und Produkte zu promoten. Doch eine aktuelle amerikanische Untersuchung von MAGNA, Media Intelligence- und Investmenteinheit von IPG Mediabrands, hat in Zusammenarbeit mit DeepIntent, einer Plattform für Gesundheitswerbung, eine neue Studie vorgestellt, die untersucht, welche Auswirkungen Pharmawerbung über ihre traditionelle Rolle der Medikamentenpromotion hinaus hat. Für die Untersuchung wurden mehr als 1100 Patientinnen und Patienten sowie mehr als 1000 Medizinerinnen und Mediziner befragt. Zwar wurden für die Untersuchung amerikanische Patientinnen, Patienten, Ärztinnen und Ärzte befragt, doch die gewonnenen Erkenntnisse haben auch eine Aussagekraft für den deutschen Markt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Pharmawerbung viel leisten kann: 63 % der befragten Patientinnen und Patienten geben an, durch Pharmaanzeigen von Medikamenten erfahren zu haben, die ihnen zuvor unbekannt waren. Besonders überraschend ist, dass dieser Effekt nicht nur ältere Zielgruppen betrifft. Millennials (62 %) und Gen Z (61 %) sind genauso empfänglich für Informationen über neue Behandlungsoptionen. Pharmawerbung erreicht also die digital versierten Generationen, die ihre Gesundheitsentscheidungen zunehmend selbst in die Hand nehmen.
Doch was macht Pharmawerbung so wirksam? Tatsächlich kann sie potenziell als Bildungsmedium dienen. Für fast ein Drittel der Teilnehmenden (29 %) zählt sie zu den Hauptquellen für Informationen über Medikamente und Gesundheitszustände. Insbesondere bei schwer zugänglichen Themen oder komplexen Erkrankungen kann Pharmawerbung Wissen vermitteln.
Mehr Gesundheit durch bessere Informationen
Dabei geht die Wirkung von Pharmawerbung über reine Awareness hinaus. So geben 48 % der Befragten an, dass Anzeigen ihnen geholfen haben, fundiertere Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Noch eindrucksvoller: Über die Hälfte (55 %) berichtet, dass sie durch Werbebotschaften auf Gesundheitsprobleme aufmerksam wurden, von denen sie zuvor nichts wussten.
Ein besonders starker Effekt zeigt sich bei Patientinnen und Patienten mit eingeschränktem Zugang zum Gesundheitssystem. In dieser Gruppe liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Pharmaanzeigen ihnen helfen, bestehende Gesundheitszustände besser zu managen, bei 67 %. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, Patienten auch außerhalb der klassischen Arzt-Patienten-Kommunikation zu erreichen.
Medizinische Fachkräfte als Verbündete
Auch Ärztinnen und Ärzte sehen den Nutzen von Pharmaanzeigen. 92 % der Teilnehmenden aus dieser Gruppe geben an, dass Pharmawerbung Patienten ermutigt, proaktiver mit ihrer Gesundheit umzugehen. Dieser Befund ist entscheidend, da Mediziner eine zentrale Rolle in der Gesundheitskommunikation spielen. Anzeigen, die Menschen dazu bringen, informierte Fragen zu stellen oder frühzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, können somit indirekt zu einem Präventionsinstrument werden.
Was bedeutet das für das Marketing? Eine enge Abstimmung mit der ärztlichen Perspektive könnte den Erfolg von Kampagnen weiter steigern. Werbebotschaften, die nicht nur Betroffene, sondern auch medizinische Fachkräfte ansprechen, könnten eine Win-win-Situation schaffen – für die Marken und das Gesundheitssystem gleichermaßen.
Die Hälfte findet Pharmawerbung irrelevant
Trotz aller Erfolge gibt es dennoch Herausforderungen. So zeigt die Studie, dass 55 % der Patientinnen und Patienten Pharmawerbung als irrelevant empfinden. Das ist eine klare Aufforderung an das Marketing, Inhalte stärker auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenswelten der Zielgruppen abzustimmen. Relevanz ist nicht nur ein Nice-to-have, sondern ein Muss, denn ganze 63 % der Befragten geben an, dass sie relevanten Anzeigen mehr Aufmerksamkeit schenken.
Eine Möglichkeit, die Relevanz zu steigern, liegt in der Personalisierung. Multikulturelle Zielgruppen etwa reagieren besonders positiv auf authentische und kulturell sensible Botschaften. Doch hier gibt es im Pharmamarketing Nachholbedarf: Nur 8 % der Patienten mit multikulturellem Hintergrund fühlen sich in der Werbung repräsentiert. Firmen, die es schaffen, diese Lücke zu schließen, könnten nicht nur eigene die Werbewirkung steigern, sondern auch das Vertrauen und die Markenbindung stärken.
Vertrauen aufbauen erhöht Werberesonanz
Apropos Vertrauen: Die Untersuchung zeigt auch, dass Betroffene, die Pharmawerbung vertrauen, signifikant mehr Nutzen daraus ziehen. So gaben Befragte mit hoher Vertrauensbasis doppelt so häufig an, dass Anzeigen ihnen geholfen haben, bestehende Gesundheitszustände besser zu managen.
Doch wie bauen die Pharmafirmen am besten Vertrauen auf? Die Antwort: durch Authentizität, Transparenz und den Fokus auf patientenzentrierte Botschaften. Menschen wünschen sich mehr echte Geschichten und persönliche Bezüge in Anzeigen – ein Bereich, in dem viele Kampagnen noch Verbesserungspotenzial haben.