"Es gibt nicht DEN Kanal oder DAS Medium, über den ein Unternehmen Schüler erreichen kann", sagt Alexander Hohaus von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Er hat auf der Zukunft Personal 2019 eine empirische Erhebung zum Thema Ausbildungsmarketing vorgestellt.
Kennen Sie TikTok? Nicht? Bislang wird diese chinesische Sing- und Tanz-App in Deutschland vergleichsweise wenig genutzt. Allerdings könnte sie in Zukunft relevant werden. Denn inzwischen haben weltweit über eine Milliarde Menschen die App heruntergeladen, womit TikTok groß genug ist, um US-Netzwerken wie Instagram oder Snappchat Konkurrenz zu machen.
Und wie wird diese App von der ausbildungsrelevanten Zielgruppe in Deutschland nun genutzt? Nur 3 Prozent der 506 befragten Schüler und Schülerinnen der apoBank-Studie aus dem Frühjahr 2019 gaben an, sich bei TikTok über Arbeitgeber zu informieren. Das ist ein verschwindend geringer Wert. Die Nase vorn haben bei dieser jungen Zielgruppe (noch) die drei Social Media Plattformen WhatsApp, YouTube und Instagram. Aber dennoch sollte man TikTok im Auge behalten, riet Alexander Hohaus: „Es ist ein Hype, der nachhaltig werden kann.“
Die TOP 10 der Sozialen Netzwerke für Schüler
Bereits heute kann TikTok sehr erfolgreich in die Unternehmensdarstellung eingebunden werden, wie der TikTok-Kanal des Klinikums Dortmund zeigt. Das Interessante hierbei: Nicht nur die Azubis im ersten Lehrjahr zeigen sich tanzend und singend, sondern auch Chefärzte und Oberärzte machen mit. Und: Die Videos kommen bei einem Großteil der Nutzer gut an. „Ich muss nach der Ausbildung wohl dringend nach Dortmund“, liest man in den Kommentaren, oder: „wenigstens einmal Ärzte, die nicht so ernst gucken.“ Manche der Clips wurden mehr als 1 Millionen Mal abgerufen und haben über 1000 Kommentare.
Werbung im Öffentlichen Nahverkehr? Funktioniert!
Inzwischen können Online-Anzeigen dank verschiedener Algorithmen sehr individuell und ortsgenau ausgespielt werden. Deshalb dürfte es manchen Online-Marketingverantwortlichen überraschen, dass Werbeplakate in Bussen und Bahnen von vielen Schülern immer noch sehr wohl wahrgenommen werden. „Wir haben Werbung im Öffentlichen Nahverkehr für das IT-Recruiting recht groß genutzt“, sagt Alexander Hohaus. Der große Vorteil von Werbeplakaten im ÖPNV: Schüler und Schülerinnen sehen sie immer wieder und bei längeren Fahrten auch über einen vergleichsweise langen Zeitraum.
Nächste Überraschung: Schüler lesen Print-Broschüren. Auf die Frage: "Welche Medien zur Berufsorientierung nutzt Du?", gab fast jeder zweite Schüler an, gedruckte Broschüren von Unternehmen zu lesen. Jeder dritte nutzt Zeitschriften der Schule, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Online suchen Schüler vor allem über Google und die Jobbörse der Agentur für Arbeit nach passenden Ausbildungsplätzen. Aber: 20 Prozent der Schüler besuchen gar keines der wichtigsten Online-Karriereportale im Netz.
Welche Medien nutzt Du zur Berufsorientierung?
Persönlicher Kontakt zählt
„Personaler sind einflussreicher als Lehrer oder Mitarbeiter der Agentur für Arbeit“, leitete Alexander Hohaus ein nächstes Ergebnis der Untersuchung ein. Nach Mama und Papa und der Clique von nebenan sind Unternehmensvertreter für Schüler die drittwichtigsten Austauschpartner zur Berufsorientierung. Auch Ausbildungsmessen werden gerne besucht (41 %). Noch lieber sehen es die befragten Jugendlichen aber, wenn Unternehmensvertreter zu ihnen in die Schule kommen, um von ihrem Arbeitsalltag zu berichten (60 %).
Wichtige Austauschpartner für Schüler in der Berufsorientierung
Heißt im Klartext: Bei dem Recruiting von Azubis kann alles funktionieren: Soziale Netzwerke, gedruckte Broschüren, Buswerbung oder der gute, alte Schulbesuch. Letztendlich hängt es auch immer von den eigenen Ressourcen ab, wie man für das eigene Unternehmen wirbt. Gibt es in Ihrem Klinikum Azubis, die ohnehin schon bei TikTok unterwegs sind und Spaß daran hätten, einen Unternehmenskanal aufzumachen? Dann könnten Sie sie hierzu ermutigen. Besteht mit der Stadtbahn ein Langzeit-Werbeabo mit Sondertarif, dann gerne weiterlaufen lassen. Auch wenn alte Vermarktungswege noch funktionieren, riet Alexander Hohaus den Zuhörern, den Werbemarkt ganz genau zu beobachten und gegebenenfalls einzelne Hebel umzulegen: „Wenn Sie kein Risiko eingehen, werden Sie von Wettbewerbern überholt. Seien Sie mutig!"
Und einen Tipp für Klinikpersonaler auf Azubisuche hatte er dann auch noch: „Ich glaube, viele haben bei der Pflege etwas im Kopf, was nicht mehr zeitgemäß ist. Ich kann mir super gut vorstellen, wie man mit Hilfe von Videos und Social Media zeigt, welche Vielfalt in diesen Berufsbildern steckt und dadurch gleichzeitig mit gängigen Klischees aufräumt.“
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