Bei vielen Ärzten bleibt die gesunde Ernährung im Klinikalltag auf der Strecke. Oft fehlt die Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit und das Kantinenessen lässt Wünsche offen. Wer als Arbeitgeber ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investiert, hat nicht nur gesündere, sondern auch zufriedenere Mitarbeiter.
Die Westküstenkliniken, mit Standorten in Heide und Brunsbüttel, legen großen Wert auf gesunde Ernährungsangebote für ihre Mitarbeiter. Im Restaurant gibt es täglich – neben einer reichhaltig bestückten Antipasti-/Salatbar – drei verschiedene Gerichte: vom deftigem Grünkohl, über exotisches Thai-Curry bis hin zu vegetarischen Gerichten ist alles dabei. Darüber hinaus gibt es ein breites Angebot für einen gesunden Snack zwischendurch. Während der Corona-Pandemie organisierte die Küche zudem für alle Mitarbeiter aus dem nicht-medizinischen Bereich eine eigene Mittagessensversorgung über einen hausinternen Lieferservice. "Ausgewogenes und leckeres Essen hebt nicht nur die Stimmung, es gibt auch Energie und wirkt sich positiv auf den Körper aus", ist Timm Kaatz, Personalleiter und Leiter Personalentwicklung, überzeugt. Das Restaurant steht Patienten, Besuchern und Mitarbeitern offen, sogar die Angehörigen der Mitarbeiter erhalten hier eine gesunde Mahlzeit zu vergünstigten Preisen. Das Thema gesunde Ernährung beschränkt sich nicht auf den Restaurantbetrieb und dessen Öffnungszeiten. Ein Klinikkiosk bietet Snack- und Erfrischungsangebote und – auf Wunsch – auch eine Nachtschichtversorgung an. "Der Stellenwert gesunder Ernährung zeigt sich aber nicht nur an dem Speisenangebot selbst, sondern auch darin, dass wir auch für Stationen und Abteilungen Ernährungsberatungen anbieten und in unserer Mitarbeiterzeitung neben Ernährungstipps auch Rezepte für gesunde Gerichte veröffentlichen", so Timm Kaatz.

Die Westküstenkliniken bieten ihren Mitarbeitern ein großes Sortiment an gesunden Speisen. Die Bezahlung ist auch ohne Bargeld möglich. © Pepe Lange

Ernährung spielt bei Mitarbeitergewinnung wichtige Rolle

Jens Hauer ist Betriebsleiter des Küchenbetreibers Aramark, der die Westküstenkliniken versorgt. "Wir haben als Küchenteam das Ohr eng an den Mitarbeitern", sagt er. Anregungen werden aufgenommen und Wünsche – wenn möglich – umgesetzt. Er hat eine Wunschbox aufgestellt, in die Zettel mit den Essenswünschen hineingegeben werden können – "der Rücklauf ist sehr erfreulich". Sofern der Ideengeber einverstanden ist, erscheint sein Name später als Schriftzug über dem Gericht auf dem Menüplan. Ein hohes Involvement der Mitarbeiter bei der Menüwahl, bei Verbesserungsvorschlägen bis hin zu Rezepttipps, ist ausdrücklich erwünscht. Davon profitieren die Westküstenkliniken auch bei der Mitarbeitergewinnung. "Auf einem Schiff, dessen Kombüse nichts taugt, heuert niemand an. Daher spielt Ernährung sowohl bei der Gewinnung als auch bei der Bindung von Mitarbeitern eine wichtige Rolle und wird von uns auch offensiv bei der Personalakquise betont", sagt Personalleiter Timm Kaatz.  Beispielsweise greift ein Element der Pflege-Kampagne  mit dem Motiv "Wir verpflegen uns gesund!" das Thema auf.

Tipps für ein besseres Gesundheitsmanagement an Klinken

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  • Mitarbeiter in Erstellung eines Ernährungskonzepts einbeziehen (Wunschbox im Restaurant, Mitarbeit in Steuerungsgruppen, Rezeptideen teilen, Rezeptbuch veröffentlichen)
  • Organisatorische Verbesserungen prüfen: Wie können sich Ärzte außerhalb der Restaurant-Öffnungszeiten gesund ernähren? (gibt es einen hausinternen Lieferservice? Gibt es einen gemeinsamen Verpflegungsraum, wo man z.B. einen Topf Suppe und Brot hinstellen kann? Was kann an der Infrastruktur verbessert werden? Sind die Öffnungszeiten des Kiosks gut und welche gesunden Snacks können hier angeboten werden? Gibt es kostenfreies Trinkwasser, das sich die Mitarbeiter jederzeit holen können?)
  • Professionelle Beratung einholen: Das Küchenteam, Ernährungsberater oder Ökotrophologen können helfen, das Speiseangebot zu optimieren. Gerade Kliniken haben die Profis vor Ort.
  • Projektmanagment: Der einzuleitende Veränderungsprozess wird durch ein Projektteam aufgesetzt, begleitet und evaluiert. Da solch ein Prozess sehr ressourcenintensiv ist, zeitlich und finanziell, ist es sinnvoll, mit einem ausgewählten Bereich der Klinik als Pilotprojekt zu starten.
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Aufbau und Steuerung der Gesundheitsförderung

 Eva-Marie Fritz ErnährungswissenschaftlerinDie Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftlerin  Eva-Marie Fritz  hat sich intensiv mit betrieblicher Gesundheitsförderung in Kliniken beschäftigt. "Ich empfehle, das betriebliche Gesundheitsmanagement auf jede Klinik anzupassen und das stations- und fachabhängig. Chirurgen haben einen anderen Arbeitsalltag als Internisten. Das Konzept muss bedarfsorientiert sein, Kliniken müssen die Führungskräfte, Ärzte, Mitarbeiter und Krankenpfleger befragen, wo die Probleme liegen. Wenn man eine gute betriebliche Gesundheitsförderung aufbauen möchte, kommt man um Projektmanagement nicht drum herum." Nach einer Analyse der Ausgangslage müssen gemeinsam mit den Betroffenen Veränderungsschritte besprochen und ein Verständnis für den Prozess entwickelt werden. "Man kann bspw. eine Steuerungsgruppe bilden, die sich mit dem Thema Gesundheitsförderung auseinandersetzt, dann müssen Fachkräfte eingebunden werden, ebenso wie die oberste Geschäftsleitung, die ja grundlegende Entscheidungen treffen muss. Aber auch Pflegeleitung, Chefärzte, Abteilungsleitungen müssen überzeugt werden, da sie die Kommunikatoren und Multiplikatoren für das Thema Gesundheitsmanagement sind."