Bernd Christoph Meisheit : „Digitalisierung beschleunigt den Evolutionsprozess in der Klinik massiv“
Die Sana Kliniken arbeiten an einer Digitalen Agenda 2021 und investieren einen zweistelligen Millionenbetrag in digitale Projekte. Bernd Christoph Meisheit, Geschäftsführer von Sana IT Services, will ein "Klima der Innovation schaffen".
Health Relations: Herr Meisheit, wie zentral ist das Thema Digitalisierung für die Sana-Kliniken, als eine der größten privaten Klinikgruppen Deutschlands? Bernd Christoph Meisheit: Dieses Thema ist bei Sana direkt beim Vorstand angebunden – das zeigt ja ganz deutlich, welchen Stellenwert wir dem Thema einräumen. Wir sehen hier große Potentiale – vor allem bei der weitgehenden Digitalisierung der klinischen Prozesse und in der engen, barrierefreien Vernetzung mit den Patienten und kooperierenden Leistungserbringern. Health Relations: Wie nutzen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung bereits? "Beim Arzt-Patientenverhältnis stehen wir gerade am Anfang der digitalen Entwicklung" Meisheit: Mir wäre eine Unterscheidung wichtig zwischen den Möglichkeiten, die wir bereits nutzen und künftig weiter ausbauen wollen und neuen Themen, neuen Ideen, die dazu beitragen, Krankenhaus neu zu denken. Nehmen Sie das Arzt-Patientenverhältnis. Hier stehen wir gerade am Anfang der Entwicklung, da können sich vielfältige Möglichkeiten auftun. Anderes Beispiel: Prozesse in der Krankenhauslogistik. Hier stecken Optimierungsmöglichkeiten, die wir heben können. Weitere Pilotprojekte werden gerade aufgesetzt. Dass die Digitalisierung andererseits bereits auf vielfältige Weise im Unternehmen Einzug gehalten hat, sehen Sie an etablierten Verfahren wie etwa der standortübergreifenden, medizinischen Zusammenarbeit unsere Einrichtungen (Beispiel: Teleradiologie) oder bei der Überwachung unserer Patienten mittels Wireless Sensor Implantaten. Hier werden wir uns aber auch künftig sicher kontinuierlich weiterentwickeln. Health Relations: In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für die Sana Kliniken? "Wir arbeiten an einer Digitalen Agenda 2021, die die Grundlage für unser Handeln in Zukunft sein wird."Meisheit: Die Digitalisierung hat das Zeug dazu, den Evolutionsprozess im Krankenhaus massiv zu beschleunigen. Ob bei der Vernetzung von ambulanten und stationären Strukturen, in der Qualitätssicherung oder in der Unterstützung der Pflege, aber auch in der Transparenz gegenüber den Patienten – sie kann einen immensen Nutzen für alle Beteiligten nach sich ziehen. Wir arbeiten deshalb auch an einer Digitalen Agenda 2021, die die Grundlage für unser Handeln in Zukunft sein wird. Dass solche Ziele auch Investitionen nach sich ziehen, versteht sich von selbst – auch deshalb werden wir in den kommenden Jahren sicherlich einen zweistelligen Millionenbetrag in unsere Projekte investieren. Health Relations: Welche Hürden gilt es noch zu überwinden? Meisheit: Ich erzähle da sicher nichts Neues: Im Gesundheitswesen gibt es starke Beharrungskräfte – um nicht von Trägheit zu sprechen. Die gilt es zu beachten, denn dahinter stecken ja auch ernstzunehmende Ängste, etwa bei der Befürchtung, einen „gläsernen Patienten“ zu schaffen. Wir bei Sana wollen diesen Befürchtungen ein Klima der Innovation entgegen setzen – weil wir überzeugt sind, dass das Ergebnis allen nutzt. Klar ist aber auch: Dafür bedarf es großer Investitionen. Dass diese Mittel nicht zwangsläufig vorhanden sind, zeigen die Zahlen: Ein IT-Budget von mindestens 3 Prozent vom Umsatz wäre dafür notwendig, im bundesweiten Durchschnitt liegt das allerdings derzeit bei höchsten 2 Prozent. Insofern sollten auch hier positive Anreize geschaffen werden, damit ein paar Kliniken oder Ketten die Rolle des „first mover“ übernehmen. Health Relations: Müssen hierfür noch Voraussetzungen geschaffen werden? Meisheit: Technische Voraussetzungen sind das eine, klar bedarf es einer funktionierenden Telematikinfrastruktur, natürlich müssen regulatorische Hürden abgebaut werden und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Die Etablierung einer positiven Anreizstruktur ist jedoch das andere. Denn der Fortschritt nutzt ja nichts, wenn es zu viele Hindernisse und Bedenken gibt, um ihn umzusetzen. Ich habe bereits vom Klima der Innovation gesprochen, das wir schaffen müssen. Daran wollen wir bei Sana arbeiten. Bernd Christoph Meisheit ist seit 2009 Geschäftsführer der Sana IT Services GmbH. Die 100-prozentige Tochter der Sana Kliniken AG beschäftigt 204 Mitarbeiter. Seit 2015 ist Meisheit stellvertretender Vorsitzender der Bundesfachkommission Digital Health des Deutschen Wirtschaftsrates.Die Sana Kliniken AG ist als drittgrößte private Klinikgruppe Deutschlands einer der großen Anbieter im Bereich integrierte Gesundheitsleistungen. Die Sana Kliniken AG wurde 1976 gegründet und ist nicht börsennotiert.