Virtual Reality und Gamification gehörten zu den angesagten Themen 2016. Auch 2017 wird sich in diesem Bereich einiges tun. Ein Gespräch mit Philipp Aicher, Project Manager Digital Innovation bei der 

Aesculap AG.

Philipp Aicher und sein Team brachten 2016 ihr VR-Game „B. Braun Future Operating Room“ auf den Markt. Es handelt sich um ein Spiel, in dem Teilnehmer in die Rolle des Chirurgen schlüpfen. Auch in Zukunft will das Unternehmen auf virtuelle Erlebnisse und Gamification setzen, um die Innovationskraft der Marke auf dem Healthcare-Sektor zu präsentieren. Denn der „B. Braun Future Operation Room“ ist ein voller Erfolg. Warum, erzählt Philipp Aicher im Interview.
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Philipp Aicher, Project Manager Digital Innovation

Health Relations: Herr Aicher, ihr Unternehmen stellte 2016 auf der Innovations-Messe „Code_n new.New Festival“ das Virtual-Reality-Game „B. Braun Future OR“ vor. Wie kam das an?Philipp Aicher: Für das „CODE_n new.New Festival“ hatten wir nach einem Eye-Catcher gesucht, über den wir die Besucher an die Digitalisierung der HealthTech-Industrie heranführen und ins Gespräch kommen konnten. Vor der Messe rechneten wir für die zwei Einheiten mit etwa 180 Teilnehmern, über drei Tage verteilt. Am Ende waren es dann ca. 450 Teilnehmer, und wir freuten uns über die tolle Akzeptanz. Teilweise kamen Leute an unseren Stand, denen unsere VR-Experience von anderen Besuchern empfohlen wurde. Health Relations: Das Game klingt ein wenig wie die digitale Variante des bekannten Kinder- und Familienspiels Dr. Bibber. Verletze ich den Patienten, verliere ich Punkte; überlebt er, kriege ich Punkte. Richtig?
Philipp Aicher: Richtig, in unserem Konzept überlebt unser Patient jedoch immer.
 Nach zwei Szenen, in denen ich mich als Teilnehmer mit der Steuerung und der Immersion vertraut mache, springe ich in das eigentliche Spiel und habe 60 Sekunden Zeit, um verletzte Gefäße abzutrennen. Berühre ich in diesem Modus gesunde Gefäße, bekomme ich Punktabzug.
 Der Highscore liegt übrigens bei 220. Das sind 44 verletzte Gefäße, die in 60 Sekunden ohne Fehler entfernt wurden.
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Der virtuelle B. Braun Future OR mit HTC Vive VR-Brille und Controllern zur Interaktion im Einsatz auf dem CODE_n New.new Festival 2016

Health Relations: Welche Zielgruppe haben Sie für diese Anwendung? Philipp Aicher: Der Fokus im Einsatz der VR-Experience liegt auf internen Veranstaltungen sowie externen Messen und Kongressen, um die Innovationskraft von B. Braun erlebbar zu machen. In diesem Jahr planen wir rund 25 interne und externe Einsätze.
 Die Veröffentlichung im Steam-Store (Portal für Game-Anwendungen, Anm. d. Red.) dient dazu, Erfahrungen mit der Verteilung von VR-Anwendungen zu sammeln und mehr über die weltweite Verbreitung von Virtual Reality Hardware zu erfahren. Health Relations: Und wie sieht es mit der Verbreitung von VR-Hardware aus?Philipp Aicher: Im Rahmen der Steam-Veröffentlichung waren wir überrascht von der hohen Anzahl der Downloads, was auch heißt, dass vor allem im Gaming-Bereich die VR-Hardware schon weit verbreitet ist.
 Auf Veranstaltungen nehmen wir wahr, dass B. Braun – auch durch den Einsatz der Technologie Virtual Reality – seine Position als innovativer Partner in den Branchen Pharma und Medizin weiter ausbaut.Health Relations: Richtet sich das Game auch an Nicht-Mediziner? Philipp Aicher: Klares Ja. Die Aufmachung der Anwendung und die Gestaltung der Szenen erinnern zwar an eine OP, haben aber mit Operationen, wie wir sie heute kennen, nichts zu tun.
 Im Future Operating Room befinden wir uns weder in der offenen noch in der minimal-invasiven Chirurgie. Wir nehmen viel mehr die Rolle so genannter Nanobots ein, die den Eingriff vornehmen. Damit blicken wir bewusst weit in die Zukunft der Chirurgie, um einen abgefahrenen Einstieg in unsere Gespräche während des CODE_n new.New Festivals zu erhalten.
 Die Erfahrung zeigt auch, dass Gamer in der Regel die höheren Scores erreichen als Mediziner.
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Hologramm-Scanner und Nanobot unterstützen den Operateur im Future OR

Health Relations: Stellt Gamification aus Ihrer Sicht in Verbindung mit Elementen wie AR oder VR ein geeignetes Instrument dar, um Chirurgen und Healthcare Professionals zu erreichen? 
Philipp Aicher: Die Aus- und Weiterbildung ist in Zukunft wohl der Bereich mit der größten Relevanz für VR. Hier spielt wiederum das Edutainment eine große Rolle: Die Verbindung von Lernen und Spielen führt zu besseren Ergebnissen.
 Wenn wir beispielsweise an Prozesse im Krankenhaus denken, schätze ich die Technologie Augmented Reality als wichtiger ein. Mit der Microsoft HoloLens oder der Meta2 von Metavision werden wir eine ganz neue Art der Augmentierung erleben, die für das Erklären von Prozessen oder visuelle Hilfestellung große Vorteile bietet. Wir stehen hierzu in Kontakt mit Forschungseinrichtungen, die an Anwendungen für die effiziente OP-Vorbereitung und -Durchführung durch Augmentieren der MRT- und CT-Daten eines Patienten arbeiten. Health Relation: Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Setzen Sie weiter auf Gamification und VR? Philipp Aicher: Im nächsten Release werden neben der Herzchirurgie weitere chirurgische Anwendungen wie Neurochirurgie und Laparoskopie in das Spiel integriert. Weitere Indikationen sind geplant.
 In diesem Jahr soll die VR-Experience auf vielen Veranstaltungen genutzt werden, bei denen wir als Aussteller teilnehmen. Dabei werden wir passend zum Thema die geeignete Indikation aktivieren. 
Das Thema Virtual Reality verfolgen wir also weiter, und auch unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung beschäftigt sich im Rahmen von Produkt- und Service-Entwicklung mit dieser Technologie.
 Für uns ist es wichtig, bereits in dieser frühen Phase bereichsübergreifend umfassende Erfahrung mit dieser neuen Technologie zu sammeln, da Mixed Reality – in den beiden Ausprägungen Augmented und Virtual – in Zukunft in den Prozessen unserer Anwender von hoher Bedeutung sein wird.
Alle Bilder: © B. Braun Melsungen AG