Die Personalsuche wird für Krankenhäuser immer schwieriger. Für die Kliniken gilt es inzwischen, potenzielle neue Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen. Das Elisabeth-Krankenhaus in Mönchengladbach verfolgt dabei eine ungewöhnliche Strategie: Überall im Stadtgebiet wurden an Bushaltestellen Plakate ausgehängt.

Eine Imagekampagne für die Klinik: Die Plakate präsentieren das Elisabeth-Krankenhaus als attraktiven Arbeitgeber. Ob das Konzept aufgeht und welche weiteren Maßnahmen geplant sind, berichtet Tobias Mahnke aus der Abteilung Marketing/Kommunikation des Elisabeth-Krankenhauses im Interview.

Tobias Mahnke arbeitet in der Abteilung Marketing/Kommunikation des Elisabeth-Krankenhauses Mönchengladbach.

Health Relations: Wieso haben Sie eine Imagekampagne gestartet, um neue Mitarbeiter zu gewinnen?Tobias Mahnke: Die Städtischen Kliniken Mönchengladbach wachsen seit Jahren (22.451 stationäre Fälle im Jahr 2009, 28.550 stationäre Fälle im Jahr 2016 – die letzten 10 Jahre gab es eine Steigerungsquote der stationären Fallzahlen um 35 Prozent). Zudem steht eine Erhöhung der Bettenanzahl aufgrund aktueller Baumaßnahmen an. Dadurch wird jedes Jahr mehr Personal benötigt. Der Arbeitnehmermarkt verzeichnet jedoch keine gleichwertigen Zuwächse. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, neue Wege zu gehen, weg von der klassischen Stellenanzeige, hin zu dieser Kampagne.
Health Relations: Sie führen eine Plakat-Aktion in Mönchengladbach durch. Gibt es weitere Werbemaßnahmen?Tobias Mahnke: Die Kampagne wird mit Plakaten an Bushaltestellen sowie Großflächen-Plakaten in Mönchengladbach, Neuss, Viersen und Heinsberg beworben (Werbung im Umkreis von ca. 50 km). Zudem gibt es passende Radiospots zur Kampagne, die im lokalen Sender Radio 90.1 ausgestrahlt werden. Die Plakate sowie die Radiospots wurden in zwei Wellen geschaltet bzw. publiziert (im Februar und März). Zudem gibt es eine Website zur Kampagne: „menschlich-machbar.de“. Dort können übrigens alle Plakate angeschaut und alle Radiospots nachgehört werden. Health Relations:Warum gehen Sie diesen doch eher ungewöhnlichen Weg?Tobias Mahnke: Gute und qualifizierte Mitarbeiter zu finden ist schwierig. Wir wollen mit dieser außergewöhnlichen Kampagne auf uns aufmerksam machen und hoffen, dass sich viele Bewerber bei uns melden. Health Relations:Haben sich denn Bewerber gemeldet?Tobias Mahnke: Die Kampagne ist gut angenommen worden. Die Bewerberzahlen steigen, und auch anhand der Klickraten der Website kann man ein erhöhtes Interesse an den offenen Stellen beobachten. Health Relations:Was bieten Sie potenziellen neuen Mitarbeitern?Tobias Mahnke: Eine Vielzahl an Pluspunkten wie Kinderbetreuung, kostenlose psychotherapeutische Betreuung (auch für Familienmitglieder), einen weiteren Urlaubstag bei schwarzen Zahlen, diverse Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Sport- und Ausgleichsangebote, Vergünstigungen bei lokalen Fitnessstudios, eine kostenfreie Grippeimpfung, eine Betriebsärztin vor Ort, eine betriebliche Altersvorsorge und einen vergünstigten Mitarbeiterverkauf von Medikamenten aus unserer Zentralapotheke, attraktive Arbeitszeitmodelle, Teilnahme am und Unterstützung durch das Projekt „Pflegend Beschäftige“ und noch vieles mehr. Health Relations: Was unterscheidet Sie von anderen Krankenhäusern?Tobias Mahnke: Wir bieten unseren Mitarbeitern mehr als Tarif: ein gutes Arbeitsklima mit netten Kollegen, Wertschätzung und sozialer Verantwortung. Zudem alle Vorteile, die in der vorherigen Frage benannt wurden. Health Relations:Planen Sie weitere Kampagnen dieser Art?Tobias Mahnke: Der Arbeitsmarkt im Gesundheitssektor ist hart umkämpft, deswegen müssen wir uns so aufstellen, dass die wenigen guten Arbeitskräfte auf uns aufmerksam werden. Zurzeit dauert die Kampagne noch an. Im Laufe des Jahres werden jedoch weitere Maßnahmen im Rahmen der bestehenden Kampagne stattfinden. Die einmal aufgebaute Kampagne mit ihren Bildern, Claims und Spots sollte eher ausgebaut als durch eine neue ersetzt werden. Health Relations:Ist es für Sie wichtig, sich von anderen Krankenhäusern abzugrenzen, um an gutes Personal zu kommen?Tobias Mahnke: Durch unsere bereits genannten zusätzlichen Leistungen an die Mitarbeiter versuchen wir, uns über den Tariflohn hinaus zu engagieren und damit von anderen zu unterscheiden. Health Relations:Man hat das Gefühl, dass Sie sich als Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern bewerben und nicht umgekehrt. Geht der Trend für Krankenhäuser in diese Richtung?Tobias Mahnke: Ja, das ist der Fall. Der Trend geht dahin. In vielen Bereichen der Arbeitswelt muss der Arbeitgeber auf die Arbeitnehmer zugehen. Dort, wo es wenige Bewerber gibt, muss der Arbeitgeber mehr unternehmen. Es reicht nicht mehr aus, nur eine Stellenanzeige zu schalten oder ins Netz zu stellen. Um qualifizierte und gute Arbeitnehmer zu finden, muss der Arbeitgeber neue Wege gehen.
Bilder: © Städtische Kliniken Mönchengladbach GmbH