Doctolib hat seinen jährlich erscheinenden „Digital Health Report“ veröffentlicht. Ein Ergebnis: Dass ein digitales Gesundheitswesen Vorteile für alle Beteiligten bringt, stellt niemand mehr infrage. Woran es hapert: finanzielle Mittel seitens der Regierung, Digitalkompetenz auf Ärzteseite und eine funktionierende digitale Infrastruktur.
Für die Untersuchung wurden mehr als 350 Ärzt:innen der Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, praktische Medizin, Zahnmedizin, Gynäkologie und Orthopädie im Zeitraum Januar bis Februar 2023 befragt. Darüber hinaus wurden 1 985 Patient:innen interviewt und nach ihren Bedürfnissen befragt.

Ärzt:innen wünschen sich Praxiszukunftsgesetz

Grundsätzlich zeigt die Umfrage, dass eine Mehrzahl der Ärzt:innen (65 Prozent) Vorteile in einem digitalisierten Gesundheitswesen sehen. Das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent. Mit dem aktuellen Stand der Digitalisierung zeigen sich die Befragten allerdings nicht zufrieden. Dahingehend sehen ganze 80 Prozent im Vergleich zu anderen Ländern deutlichen Nachholbedarf. 46 Prozent der Patient:innen stimmen dem zu. Besonders in Arztpraxen stehen bürokratische Prozesse und Strukturen häufig einer optimalen, effizienten Patientenversorgung entgegen. Daher wünscht sich die Hälfte der Ärzt:innen ein Praxiszukunftsgesetz, ähnlich dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), mit dem zweckgebundene finanzielle Mittel für digitale Investitionen in den Praxen bereitgestellt würden.
Die Ärzt:innen sehen vor allem die Ausstellung von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU), die digitale Kommunikation mit Kassenärztlichen Vereinigungen sowie mit anderen Praxen als die Top-3-Anwendungen mit dem größten Potenzial, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Ganze 49 Prozent sehen schon jetzt in digitalem Marketing eine wichtige Anwendung, mit einem potenziellen Wachstum von weiteren 11 Prozent. Das gibt auch Pharmafirmen Hinweise darauf, wie Ärzt:innen in Sachen Marketing angesprochen werden wollen.

Patient:innen wünschen sich mehr Digitalkompetenz bei Ärzt:innen

Patient:innen stufen Digitalkompetenzen von Mediziner:innen sehr hoch ein. 71 Prozent sehen darin eine wichtige Qualifikation, wobei sie den aktuellen Status quo mit durchschnittlich 2,6 auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten. Viele Patient:innen (41 Prozent) glauben, dass Ärzt:innen Nachholbedarf bei den Digitalkompetenzen haben. Für die befragten Patient:innen gehören zu den Top-5-Wunschanwendungen die Online-Terminbuchung, das eRezept sowie die Online-Terminerinnerung. Danach folgt auch schon der digitale Dokumentenaustausch und die Erstellung digitaler Überweisungen.

Fazit

Die Digitalisierung ist im Gesundheitswesen angekommen. Kein befragter Arzt oder befragte Ärztin gab an, keine digitale Anwendung im Alltag zu nutzen. Allerdings ist der Stand der Digitalisierung bei Weitem noch nicht da, wo er eigentlich sein sollte. Die Umfrage zeigt aber auch, dass vor allem Anwendungen mit klarem praktischem Nutzen sowohl Mediziner:innen als auch Patient:innen überzeugen.