Auf deutschen Intensivstationen fehlen tausende Stellen – und der Intensivpflegekräftemangel hat seit 2009 auch noch dramatisch zugenommen. Zu diesem Ergebnis kam eine Repräsentativbefragung von 314 Krankenhäusern mit Intensivstationen durch das DKI.

Die Intensivpflege schlägt Alarm: Die Personalsituation auf deutschen Intensivstationen wird immer schlechter, der Intensivpflegekräftemangel steigt weiter an. Vor diesem Hintergrund hat das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) eine Befragung zum Umsetzungsstand pflegerischer Strukturvorgaben ausgewählter Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) sowie allgemein zur Personalsituation in der Intensivpflege und Intensivmedizin durchgeführt. Bundesweit haben 314 Krankenhäuser mit Intensivbereichen an der Befragung teilgenommen. Ein Ergebnis der Befragung: 2015 lag die Facharztquote in der Intensivmedizin bei durchschnittlich 60 Prozent je Krankenhaus. Damit lag diese über der Facharztquote der Krankenhausärzte insgesamt (54 Prozent). Die Studie ergab außerdem, dass nur jeder dritte Arzt in den Intensivbereichen (35 Prozent) über eine Zusatzweiterbildung Intensivmedizin verfügt. Durchschnittlich sieben Arztstellen kommen auf zehn belegte Intensivbetten. Ein schlechtes Ergebnis, denn das entspricht nur näherungsweise einschlägigen Empfehlungen zum Arzt-zu-Patient-Verhältnis.

Hohe Personalfluktuation auf Intensivstationen

Wie die Umfrage weiterhin zeigt, hatte Ende 2016 nahezu jedes dritte Krankenhaus (29 Prozent) Probleme, offene Stellen im Ärztlichen Dienst auf Intensivstationen zu besetzen. 600 Vollkraftstellen konnten bundesweit nicht vergeben werden, weil Fachkräfte fehlen. Besondere Herausforderungen stellt darüber hinaus die hohe Personalfluktuation auf den Intensivstationen dar. Es besteht eine grundsätzlich hohe Fluktuation bei Assistenzärzten. Hinzu kommt, dass 2015 in 37 Prozent der Häuser Fachärzte aus den Intensivstationen ausgeschieden sind.

Intensivpflegekräftemangel: 3.150 der Vollkraftstellen in der Intensivpflege bleiben unbesetzt

Auch in Bezug auf Pflegekräfte haben die Kliniken bei der ausreichenden Besetzung von Stellen Schwierigkeiten. Am Ende des Jahres 2016 betraf der Intensivpflegekräftemangel 53 Prozent der Krankenhäuser mit Intensivbereich. Die Befragung ergab, dass rund 3.150 der bundesweiten Vollkraftstellen in der Intensivpflege unbesetzt blieben. Ebenso wie bei den Fachärzten stellt auch bei den Pflegekräften die hohe Personalfluktuation eine große Herausforderung dar. 2015 sind in vier von fünf Krankenhäusern (83 Prozent) Pflegekräfte aus den Intensivstationen ausgeschieden. Eine Verschärfung des Problems ergibt sich durch eine altersabhängige Fluktuation: So lässt sich etwa ab dem 50. Lebensjahr eine rückläufige Anzahl der Pflegekräfte in der Intensivpflege feststellen.
Die vorgegebenen Fachkraftquoten können dagegen nur bei Berücksichtigung von befristeten Ausnahme- und Übergangsregelungen der Richtlinien weitestgehend erfüllt werden.
Die Studienmacher beschäftigten sich auch mit dem vom GBA vorgegebenen Personalschlüssel für hochkomplexe Betreuungssituationen auf Intensivstationen. „Richtlinienübergreifend sind die Vorgaben zur Schichtbesetzung und Stationsleitung in hohem Maße, wenngleich nicht flächendeckend, umgesetzt", heißt es in der Ergebniszusammenfassung. "Die vorgegebenen Fachkraftquoten können dagegen nur bei Berücksichtigung von befristeten Ausnahme- und Übergangsregelungen der Richtlinien weitestgehend erfüllt werden.“ Die Umsetzung krankt vor allem am Intensivpflegekräftemangel. Zudem wird durch eine unzureichende Refinanzierung der Weiterbildung die Umsetzung der GBA-Vorgaben erschwert. Das Expertenfazit: Übergangsregeln sollten dringend verlängert werden.
Titelbild: © xiefei/fotolia.com