Das Konzept für das Karriereportal der DRK Kliniken Berlin ist mehr als ungewöhnlich: Jobinteressierte erhalten eine Beratung über WhatsApp und die Gehälter vom  Pflegehelfer bis zum Oberarzt werden transparent auf der Website veröffentlicht. Eine Case Study.
Wie sieht ein gutes Karriereportal aus? Eine Antwort auf diese Frage liefern die DRK Kliniken Berlin. Die Verantwortlichen hatten sich zum Ziel gesetzt, die Latte für ein gut gemachtes Karriereportal deutlich höher zu legen, als es bisher der Fall war. Das Rezept: Nähe zum Bewerber und mit absoluter Transparenz und freundschaftlicher Ansprache auf den Jobsuchenden zugehen. Das Konzept erwies sich als erfolgreich: Es konnten eine 25-prozentige Steigerung der Klickzahlen auf den Karriere-Onlinepräsenzen, 58 Prozent mehr Bewerbungen sowie eine Senkung der Cost per Hire um 31  Prozent erreicht werden. In Kürze soll das Karriereportal um einen ChatBot ("Digitalen Assistenten") erweitert werden. Die DRK Kliniken gehen verschiedene Wege beim Recruiting. Dabei wird das bewährte Schalten von Stellenanzeigen mit neueren Methoden wie etwa dem Produzieren von Videos für den hauseigenen YouTube-Kanal oder der Platzierung von großflächigen Aufklebern mit kreativen Ideen  auf Lkw ergänzt. So führten die DRK Kliniken erst im November letzten Jahres eine Guerilla-Recruiting-Aktion durch, als 5.000 Überzüge für Fahrradsattel auf Rädern in  ganz Berlin verteilt wurden. Bei so viel Engagement wundert es nicht, dass auch in die Gestaltung des Karriereportals mit großem Aufwand und Liebe zum Detail durchgeführt wurde. Maja Schäfers ist seit Anfang letzten Jahres als Leiterin Strategisches Recruitment bei den DRK Kliniken Berlin beschäftigt und verantwortet die Webseite. "Mein Ziel war es, von Anfang an ganz selbstbewusst, ein Karriereportal zu bauen, das die Welt so noch nicht gesehen hat", berichtet sie. "Dazu sind sehr viele Detailüberlegungen notwendig, aber am wichtigsten ist sicher die Gehaltstransparenz mit konkreten Zahlen, die niedrigschwellige Erreichbarkeit via WhatsApp, Voice Bewerbung, Social Media, Schnellbewerbung und Mini-Onlinebewerbungsformular." Darüber hinaus sollte die Seite an Anbindung an Google Jobs angebunden werden.

Voice- und Schnellbewerbung trifft auf Storytelling

Die Recruitingexpertin wollte Webseitenbesuchern ein journalistisch hochwertiges, aber nicht "hochglanzmäßig-distanziertes" Infotainment bieten, sondern echte Einblicke ins Unternehmen. Dass so hohe Ansprüche nicht ohne Aufwand zu erfüllen sind, ist Maja Schäfer klar:  "Ein Karriereportal ist nie fertig. Man muss ständig das Nutzerverhalten auswerten und die HR-Trends beobachten, um es weiterentwickeln zu können." Für das Karriereportal erhielten die DRK Kliniken den Human Resources Excellence Award 2020. Die Juroren lobten besonders die Gehaltstransparenz, die unkomplizierten Bewerbung via WhatsApp, die Voice- und Schnellbewerbung, sowie die Bewerberansprache und das Storytelling. Können solche Auszeichnungen beim Recruiting helfen? "Natürlich haben wir in unseren Social Media Kanälen, auf der Corporate Website und im Karriereblog über die Auszeichnung berichtet", antwortet Maja Schäfer. Sie betont aber: "Die Auszeichnung selbst ist aber in Richtung Bewerber nicht so wichtig wie die Strategie dahinter, also die Transparenz, die Erreichbarkeit, das Infotainment. Die Auszeichnung trägt eher dazu bei, dass wir in der Krankenhausszene als Pionierunternehmen wahrgenommen werden." Über ihre Erfahrungen mit der Konzeption und Umsetzung des Portals berichtet Maja Schäfer auch in ihrem Blog.

Ärzte schätzen unkomplizierte Erreichbarkeit

Ungeachtet der Auszeichnung kommt das Konzept gut an. So nutzen  ärztliche Bewerber beispielsweise gerne die Schnellbewerbung auf der Startseite des Karriereportals, berichtet die Recruiterin. Ein Bewerber als Assistenzarzt habe sich begeistert über die Videostellenanzeige für Assistenzärzte in der Anästhesie und Intensivmedizin geäußert.
Und manchmal sind es die kleinen Dinge, die Eindruck hinterlassen. "Neugierig bis erstaunt reagieren die Bewerber darauf, dass wir auch Assistenzärzte duzen, sowohl im Karriereportal als auch bei Anfragen über WhatsApp & Co. Uns war sehr wichtig, dass nicht nur das Pflegepersonal geduzt wird. Gesiezt wird in beiden Berufsgruppen erst ab Führungspositionen  wie Oberarzt, Chefarzt, stellvertretende Abteilungsleitung und Abteilungsleitung", so Maja Schäfer. Über dieses Thema komme sie mit ärztlichen Bewerbern gelegentlich ins Gespräch. Immer wieder passiert es, dass dann gute Hinweise und Denkanstöße von der Zielgruppe selbst kommen. "Da wir am Anfang im Karriereportal nicht so viele Inhalte für Ärzte veröffentlicht und uns auf das Pflegepersonal konzentriert hatten, haben uns Ärzte von intern und extern darauf aufmerksam gemacht. So haben wir im Blog eine Rubrik "Unsere Ärzt*innen" mit einigen Artikeln ergänzt. Die Rubrik soll noch weiter ausgebaut werden." Zusammen tragen die vielen Einzelteile zu einem positiven Gesamtbild der DRK Kliniken als attraktiver Arbeitgeber bei. Das spiegelt sich in der Bewerberzahl sowie der Art  der Bewerbungen  wider. Ein Beispiel: Erst kürzlich erhielten die Kliniken eine ganz moderne Bewerbung von einem Ärzte-Tandem auf eine Oberarztstelle für Allgemein- und Viszeralchirurgie. "Zwei männliche Kollegen möchten im Jobsharing auf dieser Führungsposition arbeiten. Jobsharing kennt man ja sonst eher von Frauen und nicht unbedingt in Führungspositionen oder bei Ärzten", findet Maja Schäfer. "Es ist sicher auch ein Ergebnis unseres modernen Auftritts, dass Ärzte uns für aufgeschlossen gegenüber neuen Arbeitsformen halten."