In Bayern wird der duale Studiengang "Medizinische Informatik" angeboten – wie das Universitätsklinikum Regensburg davon profitiert, berichtet uns deren Leiterin des Referats Personalentwicklung.
Viele Krankenhäuser haben große Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Das gilt besonders für Stellen mit hochspezialisierten Anforderungen. So werden beispielsweise Medizininformatiker dringend gesucht. Eine gute Strategie kann es sein, Studenten der Medizin IT frühzeitig an sich zu binden. Das hat auch das
Universitätsklinikum Regensburg (UKR) erkannt und kooperiert deshalb seit kurzem mit der
Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und der
Fakultät für Medizin der Universität Regensburg in dem
dualen Studiengang "Medizinische Informatik". Ein Konzept, das Erfolg verspricht, berichtet Roswitha Happach, Leiterin des Referats Personalentwicklung am UKR, im Interview.
Health Relations: Seit kurzem engagiert sich das UKR für den dualen Studiengang "Medizin IT". Was versprechen Sie sich davon?Roswitha Happach: Wir versprechen uns davon die Gewinnung praxisnah ausgebildeter Akademiker, die mit den Gegebenheiten und Besonderheiten des Universitätsklinikums vertraut sind. Außerdem wünschen wir uns eine praxisnahe Mitgestaltung und Weiterentwicklung der Studieninhalte und Studienschwerpunkte durch den engen Kontakt zur OTH. Und schließlich erhoffen wir uns einen Wissens- und Technologietransfer, sowohl von der Hochschule zu uns als Betrieb, als auch von uns als Betrieb zur Hochschule.
Health Relations: Wie kam es zu der Idee, für das Medizin-IT-Studium einen dualen Studiengang einzurichten?Roswitha Happach: Die Entwicklungen in der Medizin IT – gerade auch in dem Bereich Universitätsmedizin – erfordern zunehmend Spezialisten, die die Anforderungen des medizinischen Alltags sowie der medizinischen Forschung mit den Möglichkeiten der IT praxisorientiert verbinden. In diesem Kontext bot es sich für uns an, als Kooperationspartner für den dualen Studiengang zu firmieren.
Health Relations: Fehlte dem Studium der Medizin IT bisher der Praxisbezug?Roswitha Happach: Die Möglichkeit, im Rahmen des dualen Studiums direkt in einem Unternehmen, speziell in einem komplex aufgestellten Krankenhaus, tätig zu sein, trägt auf jeden Fall dazu bei, ein auf die spezifischen Prozesse und Arbeitsabläufe zugeschnittenes Praxis-Know-how zu entwickeln. Der Praxisbezug ist somit deutlich ausgeprägter als in dem klassischen IT-Studium.
Wir profitieren durch die Gewinnung von hochmotivierten Mitarbeitern, die unser Haus schon während des Studiums kennenlernen, eine hohe Bindung an uns als Unternehmen entwickeln und ihr Wissen effektiv für uns einsetzen.
Health Relations: Wie profitieren Sie als Universitätsklinik, und wie die Studenten?Roswitha Happach: Wir profitieren durch die Gewinnung von hochmotivierten Mitarbeitern, die unser Haus schon während des Studiums kennenlernen, eine hohe Bindung an uns als Unternehmen entwickeln und ihr Wissen effektiv für uns einsetzen. Die Studierenden als künftige Mitarbeiter sind schnell einsetzbar und brauchen weniger Zeit zur Einarbeitung.
Die Studenten haben die Möglichkeit, ihr theoretisch erworbenes Wissen zeitnah und regelmäßig im Alltag bei uns als medizinischer Spitzenversorger anzuwenden. Dabei sind sie von Anfang an in die betrieblichen Strukturen und Prozesse eingebunden und erwerben neben dem Fachwissen auch wichtige soziale Schlüsselqualifikationen und methodische Kompetenzen für ihren zukünftigen beruflichen Alltag. Ein weiterer großer Vorteil ist die finanzielle Sicherheit während der kompletten Studienzeit.
Health Relations: Welche Erwartungen haben Sie an die Studenten?Roswitha Happach: Wir erwarten leistungsmotivierte, zielstrebige und disziplinierte Mitarbeiter, die ihre IT-Kompetenzen in einem Umfeld aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre einsetzen. Darüber hinaus müssen sie interessiert und fähig sein, mit Spezialisten aus den verschiedensten Bereichen möglichst optimale Lösungen für die Bedürfnisse eines medizinischen Hochleistungsbetriebes zu entwickeln und in den Alltag zu integrieren.
Health Relations: Was soll die Uniklinik im Gegenzug leisten?Roswitha Happach: Das Universitätsklinikum bietet ein Praxisfeld auf höchstem medizinischen Versorgungsniveau. Dies beinhaltet beispielsweise die Entwicklung von Programmen um das patientenbezogene Datenmanagement, um damit die Abläufe im Krankenhaus zu verbessern, oder auch die Tätigkeit in einem Netzwerk aus ERP- und Laborinformationssystemen, Spezialanwendungen, Datenbanken und Medizingeräten sowie in Kooperation mit Herstellern und Anwendern die dafür notwendigen Computersysteme zu betreiben. Daneben bietet das UKR den Studenten natürlich alle Vorteile und Benefits, die es als Top-Arbeitgeber allen Mitarbeitern zur Verfügung stellt, wie z.B. Fachexperten vor Ort zur Anleitung und Einarbeitung, kostenlose Mitarbeiterparkplätze und ein Personalcasino.
Die oftmals beschriebene hohe Eigenmotivation und Selbständigkeit von dualen Studenten können wir absolut bestätigen.
Health Relations: Können Sie schon eine erste Bilanz ziehen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?Roswitha Happach: Unsere bisherigen Erfahrungen sind ausschließlich positiv. Die oftmals beschriebene hohe Eigenmotivation und Selbständigkeit von dualen Studenten können wir absolut bestätigen. Darüber hinaus schätzen die Kollegen vor Ort den Austausch über die Studieninhalte und freuen sich über den ein oder anderen neuen "externen Impuls".
Health Relations: Sollte es mehr solcher Angebote geben?Roswitha Happach: In vielen Bereichen könnte es sicherlich sowohl für die Unternehmen als auch für die Studenten von Vorteil sein, die Vernetzung von Theorieerwerb und Praxisbezug im Rahmen eines dualen Studiums zu erweitern. Nicht zuletzt profitieren auch die Hochschulen durch die enge Verzahnung mit den Unternehmen.
Health Relations: Gibt es Pläne, das Angebot auszubauen?Roswitha Happach: Aus- und Weiterbildung nehmen bei uns am UKR einen hohen Stellenwert ein. Wir passen daher unsere Angebote ständig an den sich dynamisch entwickelnden Bedarf an.
Roswitha Happach ist die Leiterin des Referats Personalentwicklung am Universitätsklinikum Regensburg und ist in unserem Bild (rechts neben Dr. Isolde Schäfer, Leiterin der Stabsabteilung Unternehmenskommunikation) beim Entgegennehmen der Auszeichnung "FOCUS Top-Arbeitgeber 2016" zu sehen.Bild im Beitrag: © Getty Images/Jim Craigmyle
Bild von Roswitha Happach: © Carsten Heidbrink
Titelbild: © UKR