Deutsche Krankenhäuser sind auf Personalsuche. Dabei scheint die passive Suche, etwa über das Schalten einer Stellenanzeige, nicht zum Erfolg zu führen. Der Fachkräftemangel, hoher Wettbewerbsdruck und steigende Ansprüche von Bewerbern machen es für Krankenhäuser erforderlich, über neue Recruiting-Strategien nachzudenken.

Dabei wissen Kliniken oft gar nicht, dass sie ein sehr effektives Recruiting-Instrument im eigenen Haus sitzen haben, nämlich die eigenen Mitarbeiter. Immer mehr Kliniken setzen auf das „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Prinzip. Oft läuft das Ganze wie folgt ab: Mitarbeiter des eigenen Hauses empfehlen Personen aus dem eigenen Umfeld, z.B. Verwandte, Freunde oder Bekannte, die als potentielle Mitarbeiter infrage kommen. Kommt es darüber zu einer Anstellung, erhält der Mitarbeiter, der den Bewerber empfohlen hat, einen Bonus. Eine andere Art des Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programms verfolgt die Uniklinik Köln. Das Krankenhaus hat auf komm-zur.uk-koeln.de eine Webseite eingerichtet, auf dem Mitarbeiter der Klinik in fünf kurzen Videosequenzen über ihre Arbeit in der Uniklinik berichten. Sie berichten offen und persönlich über ihren Arbeitsalltag und darüber, warum sie sich für das Krankenhaus als Arbeitgeber entschieden haben. Um die junge Zielgruppe anzusprechen und Distanz abzubauen, wird der Zuschauer geduzt. Weitere Informationen, Stellenangebote und Kontaktmöglichkeiten sind auf der Seite übersichtlich platziert.
Wie das Konzept ankommt, berichtet Dirk Steinmetz, Referent Personalmarketing, Geschäftsbereich Personal, Universitätsklinikum Köln, im Interview.
Profil Steinmetz

Dirk Steinmetz ist Referent Personalmarketing am Universitätsklinikum Köln. Foto: Universitätsklinikum Köln

Health Relations: Wie kam es zum Konzept hinter der Webseite?Dirk Steinmetz: Eine umfassende Analyse der internen Situation, der Zielgruppen und des Wettbewerbs waren die Grundlage für die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie. Die zukünftige Ansprache sollte offen, persönlich und prägnant sein. Herzstück der Kommunikation bildet eine eigens entwickelte Microsite, auf der sich Beschäftigte der Uniklinik Köln mit 360°-Videos präsentieren. Dieser Rundumblick beschönigt nicht, sondern zeigt echte Menschen in echter Umgebung.Health Relations: Hier werben Mitarbeiter neue Mitarbeiter. Wieso setzen Sie auf diese Strategie? Dirk Steinmetz: Durch die Integration der Beschäftigten werden die Benefits persönlich, direkt und authentisch vermittelt. Health Relations:Wie kommt die Idee an?Dirk Steinmetz: Die Rezeption ist allgemein positiv. Die Seite wird kontinuierlich besucht. Die begleitenden kommunikativen Maßnahmen wie Online-Werbung, eine groß angelegt Postkartenkampagne oder gezielte Messebesuche haben für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt. Health Relations:Mit Ihrer Webseite sprechen Sie vor allem junge Interessenten an. Was ist bei deren Ansprache besonders wichtig?Dirk Steinmetz: Das Internet ist ein wichtiger Kontaktpunkt in der Bewerberansprache, mittlerweile über alle Altersstufen hinweg. Insofern holen wir sicherlich mit unserem Angebot auch erfahrenere Pflegekräfte ab. Grundsätzlich ist natürlich das veränderte Kommunikationsverhalten zu berücksichtigen. Bewegtbilder spielen eine wichtige Rolle. Eine Webseite muss heute responsiv sein und sich mobilen Endgeräten gut anpassen. Health Relations: Haben sie andere Aktionen zur Mitarbeitergewinnung durchgeführt oder planen Sie weitere Aktionen?Dirk Steinmetz: Im letzten Jahr haben wir die Karriereseite der Uniklinik Köln grundlegend überarbeitet. Auf den neu gestalteten Seiten stehen umfangreiche Informationen bereit. Die neue Rubrik Berufsprofile ist dabei ein zentrales Element. Hier erfahren Interessierte, welche Möglichkeiten und Herausforderungen die Arbeit in den unterschiedlichen Berufsfeldern bietet. Kurze Videos geben einen tieferen Einblick in die tägliche Arbeit von Ärzten, Wissenschaftlern und Pflegenden und ermöglichen auch einen kleinen privaten Blick auf die Menschen, die täglich gemeinsam ihr Bestes geben. Mit verschiedenen Maßnahmen, z.B. der Suchmaschinenoptimierung, sorgen wir für mehr Reichweite und bessere Auffindbarkeit der Seiten. Ein weiteres wichtiges Standbein ist die Präsenz auf Ausbildungsmessen und Fachkongressen. Wir bringen unsere Angebote direkt zu den Kandidaten. Schülerinnen und Schüler überzeugen wir durch Mitmach-Aktionen zum Anfassen, die von Auszubildenden und Beschäftigten präsentiert werden. Auf Kongressen setzen wir auf die Expertise unserer Kolleginnen und Kollegen. "Eine einfache Regel ist: Wenn ich etwas gut mache, dann sollte ich auch darüber reden. Und das können am besten und ehrlichsten die eigenen Beschäftigten."Health Relations:Die Mitarbeitergewinnung wird zunehmend schwerer für Krankenhäuser. Wie müssen Krankenhäuser umdenken, wenn sie qualifiziertes Fachpersonal finden wollen?Dirk Steinmetz: Die Zeiten des Post & Pray sind schon länger vorbei. Ein Blick in die Krankenhauslandschaft zeigt, dass schon an vielen Stellen ein Umdenken stattgefunden hat. Gerade für den Pflegebereich gibt es viele Kampagnen. Die ersten Kliniken beschäftigen sich ausführlich mit ihrer Arbeitgeberpositionierung. Andere setzen auf die Karte Social Media. Eine einfache Regel ist: Wenn ich etwas gut mache, dann sollte ich auch darüber reden. Und das können am besten und ehrlichsten die eigenen Beschäftigten. Neue Technologien können zusätzlich bei der Personalgewinnung unterstützen. Die Bewerberansprache wird sich in Zukunft noch weiter personalisieren, dialogorientierter und direkter werden.
Beitragsbild: © Universitätsklinikum Köln