In Deutschland noch ein Geheimtipp – selbst für WM-Kenner: Wer als Klinikum damit wirbt, ein FIFA-Diplom anzubieten, macht sich für Bewerber mit Interesse an Sportmedizin attraktiv. Dabei ist der eigene Aufwand minimal.
„Ich bin FIFA-Arzt“, das kann
Prof. Dr. Henning Adamek, Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 des Klinikums Leverkusen, jetzt sagen. Er hat den E-Learning-Studiengang
„Diploma in Football Medicine“ erfolgreich absolviert. Weltweit sind inzwischen rund 1500 Zertifikate ausgestellt worden, in Deutschland besitzt noch fast kein Mediziner das FIFA-Diplom, dabei sind die Eintrittsbarrieren denkbar niedrig.
Jeder Arzt, Physiotherapeut oder Gesundheitswissenschaftler, der sich für die Sportmedizin interessiert und die 42 Online-Lerneinheiten erfolgreich absolviert, erhält das Diplom. Spezielle Vorkenntnisse der Sportmedizin sind nicht erforderlich. Derzeit sind die Lehreinheiten nur auf Englisch verfügbar, wegen der großen Nachfrage hat die FIFA aber Lehrgänge in Spanisch und Deutsch angekündigt.
Diese Menschen halten ihr Diplom bereits in den Händen © Screenshot FIFAPull-Faktor für den Nachwuchs
Als Arbeitgeber ist es mit wenig Aufwand verbunden, die
FIFA-Diplome für Nachwuchsmediziner anzubieten. Es bedarf lediglich eines Mediziners, der sich mit der kostenlosen Lernplattform vertraut gemacht hat und den interessierten Kollegen gegebenenfalls Hilfestellung geben kann.
Das Diplom ist zwar keine VIP-Eintrittskarte für die Behandlung von Profisportlern, aber es hat einen ideellen Wert und könnte ein Pull-Faktor für Stellenbewerber sein. Denn das Zertifikat macht sich nur nur gut im Behandlungszimmer, sondern auch im Lebenslauf.
FIFA-Exzellenzzentren in Europa (Auswahl)
Noch attraktiver wird man als Arbeitgeber für Mediziner, die sich beruflich in der Sportmedizin sehen, wenn das eigene Haus als
FIFA Medical Centre of Excellence ausgezeichnet wird. Die Erlangung dieses Titels ist allerdings unweit schwieriger, denn um die Anerkennung zu erhalten, muss ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen werden. Weltweit gibt es 49 solcher Exzellenzzentren.
In Deutschland sind mit der
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie der Uniklinik Regensburg, der Fachklinik für Orthopädie und Chirurgie der Schön Klinik München Harlaching und dem Institut für Sport und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes bislang drei Häuser ausgezeichnet worden. Als tätiger Arzt in solch einem Exzellenzentrum hat man dann nicht nur die Möglichkeit theoretische Inhalte der Sportmedizin am Bildschirm zu konsumieren, sondern auch ganz praktisch andere Kollegen zu treffen. „Die FIFA bietet durch das Netzwerk der FIFA Medical Centres of Excellence eine einmalige Plattform, um sich mit medizinischen Kollegen der Fußballmedizin aus anderen Kontinenten auszutauschen“, sagt
PD Dr. med. Werner Krutsch, Oberarzt an der ausgezeichneten Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie der Uniklinik Regensburg.
PD Dr. Werner Krutsch; ©Uniklinikum Regensburg
Dr. Krutsch weiß wovon er spricht, wenn es um Fußball geht. Er hat selbst jahrelang gekickt und mit vielen bekannten Namen trainiert, wie zum Beispiel Kevin Kuranyi, Christian Tiffert oder Andreas Hinkel. Für die ganz große Fußballbühne hat es bei ihm selbst nicht gereicht, dafür betreut er die Nationalspieler jetzt als Mediziner.
Unsere Frage nach dem fittesten Spieler im Kader der Nationalmannschaft will er uns mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht dann aber doch nicht beantworten. Dafür gibt er uns diese Fußballweisheit mit auf den Weg: „Letztlich wird das Team gewinnen, dass den besten Teamspirit in der WM-Vorbereitung aufbauen kann, das den Fokus auf das Ziel am besten und ohne Störungen findet und das verletzungsfrei bleibt – hierzu gehört auch immer etwas Glück“.
Das Team von Health Relations wünscht den Spielern aller Nationalmannschaften und den vielen dort anwesenden Mediziner-Teams eine verletzungsarme und faire Fussballweltmeisterschaft 2018!Beitragsbild: © HeGraDe/ Adobe Stock