Die Helios Klinik in Nordenham geht innovative Wege bei der Arbeitsaufteilung und hat sechs Restaurantfachfrauen angestellt, die das Pflegepersonal unterstützt. Geschäftsführerin Birthe Kirberg erklärt im Interview, welchen Beitrag die neuen Mitarbeiter leisten.
Der Fachkräftemangel ist derzeit in alle Munde. An vielen Stellen wird überlegt, wie man neues Personal finden kann und vor allem, wie das vorhandene Personal entlastet werden kann.
Die Helios Klinik Wesermarsch in Nordenham geht innovative Wege bei der Arbeitsaufteilung und hat sechs Restaurantfachfrauen angestellt, die das Pflege-Personal unterstützt. Dabei übernehmen sie Aufgaben wie die Zusammenstellung der Menüs und die Verteilung von Frühstück oder Mittagessen. Klinikgeschäftsführerin Birthe Kirberg erzählt im Interview, wie es dazu kam.
Health Relations: Wieso haben Sie sich entschlossen, Servicekräfte zu beschäftigen?Birthe Kirberg: Zum einen, um den Service für unsere Patienten auf den Stationen der Helios Klinik Wesermarsch weiter zu verbessern. Zum anderen, um die Pflegekräfte zu entlasten, damit sie mehr Zeitressourcen für die gestiegenen Anforderungen im pflegerischen Kernarbeitsbereich haben.
Health Relations: Welche Arbeiten übernehmen die neuen Mitarbeiter?Birthe Kirberg: Einen sehr wertvollen und wichtigen Beitrag. Das Aufgabengebiet unserer sechs neuen Mitarbeiter umfasst vor allem den Bereich der Speisenversorgung und der Menüerfassung. Mit einem Tablet erfassen sie täglich die Speisewünsche der Patienten und leiten diese an die Küche weiter. Sie achten dabei streng auf die Kostanforderungen, beispielsweise bei Diabetikern, und stimmen sich bei Unklarheiten eng mit dem Pflegepersonal ab. Des weiteren sind sie für die Aufrüstung der Patientenzimmer verantwortlich, helfen beim Herrichten der Betten und bringen die Patienten zu Untersuchungen. Sie übernehmen aber keine pflegerischen oder medizinischen Aufgaben, ihr Arbeitsfeld ist klar gegenüber der Pflege abgegrenzt.
Restaurantfachfrauen sind qualifizierte Kräfte, die wissen, worauf es im Service ankommt.
Health Relations: Welche Qualifikationen mussten die neuen Mitarbeiter haben?Birthe Kirberg: Es gibt keine speziellen Voraussetzungen. Alle unsere Servicekräfte kommen aus dem Dienstleistungsbereich und haben zum Beispiel eine Ausbildung als Restaurant- oder Hotelfachfrau absolviert. Es sind also qualifizierte Kräfte, die wissen, worauf es im Service ankommt.
Health Relations: Wurden sie für ihre Aufgabe im Krankenhaus besonders geschult?Birthe Kirberg: Ja, sie alle haben zunächst mehrtägige interne Schulungen, beispielswiese im Bereich der Hygiene, im Umgang mit den Patienten und dem Speisenbestellwesen absolviert. Ebenso hatten sie Einweisungen im Brandschutz und in Erster Hilfe. Begleitet und angeleitet wurden sie in den ersten Wochen von einer langjährig erfahrenen leitenden Servicekraft aus dem HELIOS Seehospital Sahlenburg sowie dem Teamleiter und Küchenchef der Helios Kliniken in Nordenham und Cuxhaven.
Health Relations: Wie kommt die Idee bei den anderen Mitarbeitern an? Welche Vorteile hat das für das Pflegepersonal?Birthe Kirberg: Zunächst waren die Mitarbeiter aus der Pflege etwas skeptisch, weil sie nicht genau einschätzen konnten, welche Bereiche jetzt durch die Servicekräfte abgedeckt werden. Aber schon nach kurzer Einarbeitungszeit konnten diese Bedenken zerstreut werden, und die Servicekräfte sind jetzt ein wichtiger Bestandteil des Teams. Die Bewertung von Seiten der Pflegenden zum Einsatz der Servicekräfte sind sehr positiv, und von vielen werden die Servicekräfte schon als unentbehrlich erlebt.
Health Relations: Welche Rückmeldungen haben Sie von Patientenseite erhalten?Birthe Kirberg: Sehr gute. Bisher gab es durchweg positive Resonanz auf ihren Einsatz. Die Patienten wissen den neuen Service zu schätzen. Sie wertschätzen aber nicht nur die Dienstleistungen, sondern suchen auch gern das Gespräch mit den Servicekräften.
Health Relations: Müssen andere Krankenhäuser auch umdenken, wenn es um die sinnvolle Verteilung von Arbeit in der Klinik geht? Birthe Kirberg: Pflegepersonal wird in allen Krankenhäusern zunehmend knapper, so dass es ratsam ist, über neue Wege nachzudenken. Die Servicekräfte sind eine sinnvolle Ergänzung in der Patientenversorgung und können die Pflegenden entlasten.
Health Relations: Gibt es weitere Maßnahmen, mit denen Sie das überlastete Pflegepersonal entlasten wollen?Kernfrage: Welche Leistungen müssen von wem mit welcher Qualifikation zu welchem Zeitpunkt erbracht werden?Birthe Kirberg: HELIOS hat als großer Krankenhausträger selbstverständlich den Anspruch, die Pflege in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten, damit sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren kann. Es gibt im Unternehmen eine eigene Fachgruppe Pflege, in der alle Pflegedirektoren der bundesweit 112 Helios Kliniken organisiert sind. Diese Fachgruppe beschäftigt sich intensiv mit Themen wie der komplexer werdenden medizinischen Versorgung, die Frage nach der Attraktivität des Pflegeberufes, des Fachkräftemangels und der Demografie und entwickelt daraus Lösungen wie die zunehmende Akademisierung und Spezialisierung der Pflegenden. Immer verbunden mit der Kernfrage: Welche Leistungen müssen von wem mit welcher Qualifikation zu welchem Zeitpunkt erbracht werden? Helios organisiert die Arbeitsabläufe und Strukturen innerhalb der Kliniken so, dass Überlastung und Überforderung der Mitarbeiter reduziert werden, insbesondere durch die verbesserte Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen.
Birthe Kirberg hat die Klinikgeschäftsführung der HELIOS Klinik Wesermarsch zum 1. Juli 2017 übernommen. Die studierte Diplom-Ingenieurin für Geomatik hat vorher Managementaufgaben und Leitungsfunktionen in den Kliniken Damp, Schönhagen, Kiel, Schleswig und Erfurt ausgeübt.
Bild von Frau Kirberg: © HELIOS Titelbild: © iStock.com/vadimguzhva