Die Helios Klinik Berlin Buch war auf dem Christopher Street Day (CSD) in Berlin mit einem doppelstöckigen Truck unterwegs. Ist die Gründung der Queer-Community eine strategische Maßnahme, um mehr Mitarbeiter zu gewinnen?
In viele Kliniken haben Personalverantwortliche das gleiche Problem: Es mangelt an Ärzten und Pflegekräften. Da wäre es aus Sicht der Geschäftsführung doch klug, mit einer Maßnahme genau jene potenziellen Mitarbeiter anzusprechen, die sich in vielen noch sehr hierarchisch organisierten Kliniken nicht wohl fühlen: also lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle oder asexuelle Menschen.
Der voll besetzte OUT@Helios-Truck auf dem Christopher Street Day (CSD) in Berlin. © Thomas Oberländer/Helios Kliniken
Aber zumindest in der
Helios Klinik Berlin Buch ging der Wunsch nach einer
Queer-Community nicht von der Geschäftsführung, sondern von drei Ärzten aus. Als
Franziska Renger, Miriam Baur und Fabian Mühlberg wegen eines medizinischen Themas zusammensaßen, kamen sie darauf zu sprechen, dass es im ganzen Helios-Konzern keine Queer-Community gibt. Also wurde kurzerhand eine gegründet, damit jeder im Klinikum Berlin-Buch, der sich anders fühlt, eine Plattform zum Austausch findet.
Der Höhepunkt in diesem Jahr für die Community war die Teilnahme beim Christopher Street Day in Berlin am 27. Juli. Circa 180 Mitarbeiter feierten auf dem dopppelstöckigen Helios-Truck unter dem Motto:
„Together we can be heroes“. Mit dabei waren auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus dem Helios Klinikum Emil von Behring in Zehlendorf und dem Helios Klinikum Bad Saarow.
Chefärzte nicht an Board
Sind auch Chefärzte Teil der Queer-Community? „Nein“, sagt einer der drei Initiatoren der Queer-Community
Fabian Mühlberg. „Aber viele Oberärzte, Fachärzte und Assistenzärzte machen mit. Wenn man sich anguckt, wie viele Menschen insgesamt in der Klinik arbeiten, haben wir zu viele Ärzte und zu wenig Pflegekräfte, was auch daran liegt, dass die Community von drei Ärzten gegründet wurde. Wir kannten natürlich viele Kollegen, die wir angesprochen haben. Beim CSD waren aber auch viele Pflegekräfte dabei.“
Dr. med. Fabian Mühlberg, © Thomas Oberländer/Helios Kliniken
Bleibt noch die Frage offen, was nach dem CSD passiert ist.
Gab es Bewerber, die sich nur aufgrund der CSD-Teilnahme bei der Klinik gemeldet haben? „Bisher leider noch nicht“, sagt Anja Himmelsbach, Abteilungsleiterin Unternehmenskommunikation/Marketing der Klinik, „aber die Aktion ist bei unseren aktuellen Mitarbeitern sehr gut angekommen, was für uns ebenso wichtig ist. Denn es geht uns darum neue Mitarbeiter zu gewinnen, aber auch gleichwertig unsere aktuellen Mitarbeiter zu halten.“
Auch auf Station hat die CSD-Teilnahme für Aufmerksamkeit gesorgt.
„Viele Kollegen wissen gar nicht, was der Christopher Streed Day oder LGBTQ ist“, so Fabian Mühlberg. „Unsere Teilnahme am CSD hat die Awareness für das Thema auch auf Leute übertragen, die bislang noch nichts damit zu tun hatten.“
Die Queer-Community der Helios Klinik Berlin-Buch ist also in erster Linie ein Zeichen für die eigenen Mitarbeiter und weniger ein Recruiting-Instrument.
Einmal im Monat treffen sich nun 20 bis 30 Leute der Klinikgemeinschaft.Seit August hängt vor der Klinik sogar eine Regenbogenflagge, und die Teilnahme am CSD 2020 ist wieder fest eingeplant.
Es sind kleine, aber sichtbare Zeichen, mit denen sich die Klinik als solidarisches und LGBT-freundliches Haus präsentiert. Ob das auch langfristig Früchte trägt, also zu mehr Bewerbern und zufriedeneren Mitarbeitern führt, wird die Zukunft zeigen.
Haupteingang der Helios Klinik Berlin Buch mit der Regenbogenflagge. © Thomas Oberländer/Helios Klinik