Klinikum Ingolstadt: Wenn der Roboter zum Recruiter wird
„Wir möchten an der Identität unseres Unternehmens intensiv arbeiten. Nur so können wir am Ende auch attraktiv für neue Bewerber sein.“Health Relations: Worldcafés sind eine spezielle Workshop-Methode, um Veränderungsprozesse anzustoßen. Wie genau läuft das ab?Monika Röther: Dort kommen Mitarbeiter aus verschiedenen Berufsgruppen, Fachbereichen und Hierarchiestufen ins Gespräch, tauschen sich über Probleme oder Ideen aus und definieren Werte, die ihnen in der täglichen Arbeit bei uns wichtig sind. Daraus entwickelt sich das, was wir als Spirit bezeichnen. Das, was uns verbindet. Wir möchten an der Identität unseres Unternehmens intensiv arbeiten. Nur so können wir am Ende auch attraktiv für neue Bewerber sein. Health Relations: Wie tragen Sie diese Werte nach außen?Monika Röther: Wir versuchen diese Werte in unserer gesamten Außendarstellung zu transportieren. Dabei setzen wir auch verstärkt auf Online Medien. Dazu gehören unter anderem authentische Videos, in denen unsere Mitarbeiter in mehreren Sprachen über die gelebten Werte und die Unterstützung, die sie hier am Arbeitsplatz erfahren, sprechen. Das Interesse daran scheint groß zu sein. Bereits in den ersten vier Wochen wurde eines der Videos auf YouTube über 200.000 Mal geklickt. Health Relations: Sie sagten gerade mehrsprachig. Also setzen Sie auch bereits massiv auf Fachkräfte aus dem Ausland?Monika Röther: Ja. Insbesondere im Pflegebereich spielt die Rekrutierung aus dem Ausland eine immer größere Rolle. Denn auch wir merken, dass es deutlich schwieriger wird, offene Stellen zu besetzen. Daher bemühen wir uns hier um mehr Bewerbungen. Eine gute Rückmeldung haben wir im Bereich der Ärzte. Und genau diese Wahrnehmung wollen wir auch in der Pflege erreichen. Heutzutage müssen wir verschiedene Wege gehen, um eine Stelle zu besetzen. Der Prozess ist personalintensiver, aufwändiger geworden und verursacht letztendlich höhere Kosten. Health Relations: Was bieten Sie den ausländischen Arbeitskräften?Monika Röther: Vor allem ein gutes Integrationsmanagement. Es bringt uns nichts, wenn die neuen Kollegen nach kurzer Zeit gehen, weil sie sich nicht integriert fühlen. Daher gibt es bei uns speziell geschulte Mitarbeiter, die sich um ihre ausländischen Kollegen kümmern und dabei helfen, sich in der Region einzuleben. Das gehört mittlerweile auch zum Setting eines Arbeitgebers. Health Relations: Im März ging im Klinikum Ingolstadt die neueste Generation des da Vinci-Roboters in Betrieb. Ein großer Standortvorteil im Kampf um gutes Fachpersonal. Sie arbeiten bereits seit 2007 mit dem roboter-assistierten Operationssystem. Was kann der in Ihrer Urologie eingeführte da Vinci Xi besser als seine Vorgänger?Monika Röther: Die neue Generation ist noch präziser und sicherer für unsere Patienten. Bewegungen des Operateurs werden zitterfrei auf den Roboter übertragen. Darüber hinaus sind die Instrumente an den Roboterarmen noch beweglicher, da sie den Rotationsmöglichkeiten der menschlichen Hand nachempfunden wurden. Damit kommen wir auch an Stellen, die eng an benachbartes Gewebe angrenzen. Sprich: Wir können noch präziser arbeiten und auch OPs durchführen, die bislang nicht möglich waren.
„Nicht nur der da Vinci, sondern auch andere hochmoderne Instrumente mit Robotik-Funktionen machen uns als Arbeitgeber attraktiver.“Health Relations: Der neue da Vinci ermöglicht also eine noch bessere Patientenversorgung. Bietet er auch Vorteile im Recruiting?Monika Röther: Durchaus. Nicht nur der da Vinci, sondern auch andere hochmoderne Instrumente mit Robotik-Funktionen machen uns als Arbeitgeber attraktiver. Denn junge Ärzte wissen, dass das die Richtung ist, in die sich die Medizin entwickelt. Daher möchten sie in diesem Bereich Erfahrungen sammeln, weiterlernen und mit neuesten Techniken umgehen können. Und genau das ist bei uns möglich. Uns war es daher auch wichtig, dass unser neuer da Vinci auch eine Simulationsfunktion besitzt. Unsere Ärztinnen und Ärzte können Operationen damit vorab durchspielen. Das ist sowohl für junge Mitarbeiter als auch für erfahrene Operateure zur Vorbereitung von komplexen Eingriffen ein großer Vorteil. Health Relations: Welche Rolle spielen die Themen Simulation und digitale Entwicklungen im Klinikum Ingolstadt?Monika Röther: Eine sehr wichtige. Es laufen gerade Planungen für ein Simulations-Lab, um noch mehr Möglichkeiten für Mediziner schaffen zu können. Die Radiologie ist der nächste Fachbereich, in dem eine simulierte Vorbereitung auf Eingriffe möglich sein wird. Darüber hinaus haben wir zwei Stiftungsprofessuren ins Leben gerufen. Sicherlich ein weiterer Grund für junge Ärzte, sich bei uns zu bewerben. Health Relations: Welchen Mehrwert bieten die Stiftungsprofessuren?Monika Röther: In Bezug auf die Arbeitgeberattraktivität unseres Hauses einen großen. Denn die Stiftungsprofessuren geben unseren Mitarbeitern und potenziellen Bewerbern die Möglichkeit, an hochmodernen, digitalgestützten Entwicklungen direkt teilzuhaben und als Vorreiter im Klinikalltag anzuwenden. Die Professuren konzentrieren sich mit ihren Fachgebieten Biosensorik und Medizininformatik auf zukunftsrelevante Themen. Also auf genau das, was die junge Generation an Fachkräften interessiert und prägt. Health Relations: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Röther.
Das Klinikum Ingolstadt ist mit seinen über 3.000 Mitarbeitenden und etwa 100.000 Patientinnen und Patienten jährlich das viertgrößte kommunale Krankenhaus in Bayern. Die Einrichtung verfügt über 21 Fachkliniken, Zentren und Institute sowie 55 Stationen und 1.073 Betten. Das Klinikum Ingolstadt ist Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München.