Dem Kollegen schnell mal das Bild eines Befundes senden, um dessen Meinung zu erfragen? Ja, aber bitte nicht über WhatsApp. Denn der Messenger arbeitet nicht rechtskonform. Doch für Ärzte gibt es WhatsApp-Alternativen.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Datenschutz-Instituts (DDI) nutzen ganze 98 Prozent der Klinikärzte Messenger-Dienste. Nicht wenige von ihnen greifen auf den Marktführer WhatsApp zu, auch, um sich mit Kollegen über medizinische Befunde auszutauschen (wir berichteten). Das ist nachvollziehbar: Der Messenger ist einfach und schnell. Fast jeder hat die App auf dem Handy und sie kann sogar nachweisbar die Behandlungsqualität verbessern. Türkische Notfallmediziner konnten laut dem Netzwerk Kardiologie.org beispielsweise bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt in einem abgelegenen Krankenhaus mit Hilfe einer EKG-Übermittlung per WhatsApp die Door-to-Balloon-Zeit (Zeit zwischen Aufnahme in der Klinik und der Behandlung im Katheterlabor) um knapp ein Fünftel reduzieren. Dennoch, bei aller Praktibilität: Rechtlich zulässig ist dieser Messenger nicht. Mit Eintritt der neuen Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union dürfen Ärzte und Arbeitgeber diese Dienste nur nutzen, wenn die Datensicherheit und der Schutz vor unberechtigten Datenzugriffen sichergestellt sind. Voraussetzungen, die WhatsApp nicht erfüllt. Der Kanal gehört zur Facebook-Familie, und dieses Unternehmen steht seit längerem ob seines lockeren Umgangs mit dem Datenschutz in der Kritik. Doch für Ärzte gibt es WhatsApp-Alternativen, die speziell für den Einsatz im Gesundheitsbereich konzipiert worden sind. Drei von ihnen stellen wir Ihnen hier vor.

MediOne – für Ärzte, Praxen, Kliniken und Patienten

https://youtu.be/gvM6Z2XISLU Die Messenger-App MediOne richtet sich an Arztpraxen oder Apotheken und Patienten. Ihr Ziel ist es, ein mobiles Gesundheitsnetzwerk aufzubauen, das sich an der Arbeitsweise von WhatsApp & Co. orientiert. Das Netzwerk ist ein geschlossenes: Ärzte müssen sich beispielsweise mit ihrem DocCheck-Login als Institutionsinhaber oder -mitarbeiter verifizieren, Patienten mit einem Sicherheits-Code, der per SMS versandt wird. Ist die Registrierung abgeschlossen, können alle registrierten Mitglieder problemlos miteinander kommunizieren. Der Datenschutz ist durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewährleistet. Darüber hinaus speichert der Anbieter keine Nachrichten, Dokumente oder Metadaten. Die Inhalte sind nur auf dem Gerät des Patienten und der Arztpraxis bzw. Gesundheitsinstitution hinterlegt. Kliniken und Praxen stehen zusätzlich zur App die Desktop-Anwendung sowie ein Cockpit für die Verwaltung von MediOne zur Verfügung. Für Patienten ist die Nutzung des Messengers kostenfrei, Praxen, Kliniken und andere Institutionen zahlen eine Abo-Gebühr.

Siilo – für Ärzte und Kliniken

Das niederländische Start-up Siilo ist seit 2016 am Markt und richtet sich speziell an Ärzte. Der Messenger bietet einen unkomplizierten Datenaustausch unter Kollegen an. Bilder-, Audio- oder Videodateien können im Chat versandt werden. Persönliche Profilseiten mit Darstellung der medizinischen Kompetenzen ergänzen das Portfolio. Mitglieder müssen sich auch hier bei der Registrierung verifizieren: Jeder Benutzer der Plattform durchläuft dabei ein individuelles Verifizierungsverfahren, das laut Anbieter manuell durchgeführt wird. Auch die Whatsapp-Alternative Siilo setzt auf die Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Zusätzlich ist die App durch eine PIN gesichert. Außerdem im Angebot: Anonymisierungs-Tools für Patientendaten und ein Container für Fotos, der eine ungewünschte Synchronisation mit Cloud-Diensten blockiert. Siilo- und private Daten sind auf dem Handy voneinander entkoppelt. Inhalte und Nachrichten werden laut Start-up alle 30 Tage gelöscht, sofern die Benutzer dies nicht explizit deaktivieren. Die App ist für Ärztinnen und Ärzte, die diese ausschließlich für sich nutzen möchten, kostenfrei. Für Kliniken, Institutionen oder Berufsverbände hat das Unternehmen als zusätzlichen Service "Siilo Connect" im Angebot. Dieser Dienst ist kostenpflichtig und bietet unter anderem die Implemetierung in das bestehende Software-System an.

Trustner – für Kliniken

Das Tübinger Unternehmen Trustner ist eine Smart-Service-Plattform für sichere Internetdienste und hat auch digitale Kommunikationslösungen speziell für Klinken im Programm. Die Universitätsklinik und die Paul-Lechler-Tropenklinik in Tübingen beispielweise nutzen laut Unternehmen bereits den kostenpflichtigen Sprechzimmer-Dienstdes Anbieters. Es handelt sich um eine Art Chatroom für Patienten und Arzt. In dem virtuellen Raum können alle Beteiligten Nachrichten und Dateien austauschen. Jeder Patient hat einen eigenen Raum, in dem Nachrichten, Befunde, Diagnosen und andere Dokumente hinterlegt werden können. Genutzt werden kann dieser Dienst sowohl am Desktop als auch mobil per App. Er kann mit allen gängigen Systemen und Krankenhausinformationssystemen gekoppelt werden. Auch hier orientiert sich die Handhabung der App an WhatsApp. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aller ausgetauschten Inhalte sowie ein geschützter Zugriff über ein persönliches und Endgeräte-bezogenes Login garantieren den DSGVO-konformen Umgang mit den Inhalten.
Das Trustner-Sprechzimmer ist eine der WhatsApp-Alternativen für Kliniken und Praxissysteme

Das Trustner-Sprechzimmer ist eine der WhatsApp-Alternativen für Kliniken und Praxissysteme. © Trustner Sprechzimmer (Screenshot)

Drei WhatsApp-Alternativen, die Ärzte ohne schlechtes Gewissen und vor allem ohne juristisches Risiko verwenden können. Über den Erfolg der Anbieter entscheidet am Ende die Kommunikation und die User Experience. Die Zielgruppe, so viel ist klar, möchte vor allem eines: Sie möchte es einfach haben.
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