Die Generation Y tickt anders als die Ärztegenerationen zuvor. Darauf müssen sich die Kliniken einstellen.
Bereits im Jahr 2030 werden mehr als die Hälfte der Deutschen älter als 80 Jahre alt sein. Was dies bedeutet, liegt auf der Hand: Mehr Alte, mehr Krankheiten. Demgegenüber stehen immer weniger Ärzte. Die Lücke zwischen medizinischer Versorgung und Nachfrage wird größer und mit dem vorhandenen Nachwuchs kann sie kaum gestopft werden. Die Zahl der Ärzte ist nahezu konstant: Jahr für Jahr liegt ihr Zuwachs unter zwei Prozent.
Millennials: Das wollen die jungen Ärzte
Trend 1: Family first Der Job des Mediziners ist nach wie vor beliebt, auch über Interesse am Medizinstudium kann die Bundesärztekammer nicht klagen. Allerdings haben sich die Prioritäten der jungen Ärzte verändert. "Es wächst eine sehr selbstbewusste Ärztegeneration nach. Sie ist nicht mehr bereit, Versorgungslücken bedingungslos auf Kosten der eigenen Lebensplanung zu schließen", sagt Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Und die sieht die Vereinbarung von Beruf und Familie vor. Dazu gehören auch geregelte und flexible Arbeitszeiten.
Die Quote der Teilzeitärzte steigt und lag im Jahr 2013 bei mehr als 13 Prozent. Fünf Jahre zuvor gerade mal bei fünf Prozent.Trend 2: Teilzeitarzt Hat er die Wahl, bevorzugt der Nachwuchs Teil- statt Vollzeit. Lange war diese Möglichkeit undenkbar. Die Quote der Teilzeitärzte steigt und lag im Jahr 2013 bei mehr als 13 Prozent. Fünf Jahre zuvor gerade mal bei fünf Prozent. Diese Entwicklung deckt sich mit einer Studie des Forschungsinstituts Prognos, die die wöchentliche Arbeitszeit der Ärzte in Kliniken und Praxen untersuchte. In beiden Bereichen sank in den vergangenen Jahren die geleistete Wochenarbeitszeit um einige Stunden. Demnach wird in Krankenhäusern im Schnitt knapp 40 Stunden gearbeitet, in den Praxen knapp 30.
Trend 3: Anstellung Längst träumt der Nachwuchs nicht mehr von einer eigenen Praxis. Jungmediziner entscheiden sich lieber für eine Anstellung in einer bereits bestehenden Praxis, wie aus der aktuellen Ärztestatistik hervorgeht. In nur einem Jahr stieg ihr Anteil um fast zwölf Prozent auf rund 29.400. Gleichzeitig bliebt der Anteil der Ärzte mit eigener Praxis relativ stabil, doch wenn der Trend anhält, könnte dies zum Problem werden.
Montgomery: Kliniken müssen mehr Anreize schaffen
Die Jungen nehmen sich die Freiheit heraus, ihre Forderungen durchzusetzen und sie können es sich erlauben, denn Arbeitslosigkeit bei Ärzten gibt es nicht. "Auf dem Arbeitsmarkt für Ärzte herrscht Vollbeschäftigung", bestätigt Montgomery. Schon jetzt können viele offene Stellen nicht besetzt werden.
Eine Lösung sieht Montgomery in der Auswahl der Studenten. "Wir müssen diejenigen auswählen, die hinterher auch in der Versorgung arbeiten wollen." Statt nur auf die Abi-Note zu schauen, muss der Blick für weichere Faktoren wie
psychosoziale Kompetenz geschärft werden. Auch die Zahl der Studienplätze müsse um mindestens zehn Prozent erhöht werden.
Zusätzlich müssten mehr Kliniken Anreize mit flexiblen Arbeitszeitmodellen schaffen. Bund und Länder seien ebenso gefragt. Am Personal darf nicht gespart werden, warnt der oberste Ärztevertreter und fordert eine sichere Finanzierung.