Was ist Fachkräften aus dem Pflegebereich wichtig? Ein überdurchschnittliches Gehalt? Sind es besonders gute Aufstiegschancen? Bei Akademikern mag dies zutreffen. Fachkräfte mit Berufsausbildung favorisieren hingegen einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Arbeitsklima. Das belegt eine Studie von meinestadt.de.
Zu Anfang des Jahres ließ
meinestadt.de rund
2000 Fachkräfte mit Berufsausbildung unter anderem aus dem Pflegesektor dazu befragen, was ihnen im Job wichtig sei. Die wissenschaftliche Auswertung zeichnet ein aussagekräftiges Bild und veranschaulicht, mit welchen Faktoren und Argumenten Arbeitgeber bei (potenziellen) Mitarbeitern besonders punkten können.
Entscheidend für die Jobwahl: sicherer Arbeitsplatz und gutes Arbeitsklima
Schaut man sich das Ranking der wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines Arbeitsplatzes an, genießen die Themen berufliche Sicherheit und Wohlbefinden im Job oberste Priorität:
- sicherer Arbeitsplatz (56,5 %)
- gutes Arbeitsklima (49,6 %)
- Job in der Nähe vom Wohnort (26,5 %)
- keine gesundheitlichen Einschränkungen (21,3 %)
- überdurchschnittliches Gehalt (17,6 %)
- Aufstiegschancen im Unternehmen (3,4 %)
Ein
sicherer Arbeitsplatz definiert sich durch verschiedene Aspekte, zum Beispiel eine unbefristete Position (69 %), eine pünktliche Gehaltszahlung (61,5 %), durch eine Anstellung in einem erfolgreichen Unternehmen (39,3 %) oder einem Beruf in einer zukunftsträchtigen Branche. Auch eine gute Kommunikation, Offenheit sowie Transparenz tragen dazu bei, sich im Job sicher zu fühlen.
Auf dem zweiten Platz der wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines Arbeitsplatzes rangiert ein
gutes Arbeitsklima. Damit verbinden Fachkräfte mit Berufsausbildung vor allem den Zusammenhalt der Kollegen sowie den gegenseitigen Respekt. Sich als Teil eines Teams fühlen (57,3 %) und sich auf die Kollegen verlassen zu können (44,1 %), kommt der Wahrnehmung eines positiven
Betriebsklimas zugute. Übrigens zeigt sich auch hier – wie so häufig: Der Ton macht die Musik. Ein freundlicher Umgang miteinander ist 42,0 % sehr wichtig. Das scheint also noch alles andere als selbstverständlich zu sein.
Pflegekräfte wünschen sich Wertschätzung für ihren Beruf
Neben den Kollegen ist es auch das
Verhältnis zum Chef beziehungsweise zu den Führungskräften entscheidend für das Stimmungsbarometer.
- 50,3 % erhalten nach eigenen Angaben keine Wertschätzung für sich oder ihre Arbeit
- 44,6 % haben kein Vertrauen zu ihrem Chef
- 37,4 % fehlt es an Lob/Anerkennung durch den Chef
Die als fehlend empfundene Wertschätzung wiegt besonders schwer. Das ist nachvollziehbar. Vor allem vor dem Hintergrund, dass für viele Pflegekräfte die Sinnhaftigkeit und die Selbstwirksamkeit eine große Rolle spielen.
Selbst bei finanzieller Unabhängigkeit (beispielsweise nach einem Lottogewinn) würden viele Personen aus Pflegeberufen weiterarbeiten. Das bekräftigt, dass der Beruf nicht als reine Verdienstmöglichkeit betrachtet wird. Es geht vielmehr darum, sich einzubringen und etwas Sinnstiftendes beizutragen.
Werte verändern sich bei schlechten Arbeitsbedingungen
Doch die Wünsche und das zugrunde gelegte Werteverständnis kann sich unter gewissen Bedingungen schnell ändern. Obgleich nur 17,6 % der Fachkräfte ein überdurchschnittliches Gehalt als besonders wichtig einstufen, fällt die Bewertung anders aus, sobald das Arbeitsklima schlecht ist.
Können die zuvor als am wichtigsten bewerteten Faktoren (also ein sicherer Arbeitsplatz und ein gutes Arbeitsklima) nicht erfüllt werden, gewinnen andere an Relevanz – und zwar enorm. „Die Relevanz einer hohen Vergütung steigt unter einem schlecht wahrgenommenen Arbeitsklima um das Dreifache an und verdrängt sogar den sicheren Arbeitsplatz vom ersten Platz.“ (Quelle:
Studie „Attraktive Jobs: Was Fachkräfte sich von Arbeitgebern wünschen“, von meinestadt.de in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Matthias Baum von der TU Kaiserslautern, 2018). Zugleich rücken auch die Aufstiegschancen in den Fokus, die sich zweifelsohne mit dem Wunsch nach mehr Geld verbinden lassen.
In Stellenanzeigen auf Werteverständnis der Zielegruppen eingehen
Unternehmen können aus der Studie wertvolle Erkenntnisse für die Kommunikation und den Umgang mit (potenziellen) Mitarbeitern mitnehmen.
Wer im Zuge des Recruitings beispielsweise einen sicheren Arbeitsplatz und ein nachweislich gutes Arbeitsklima anbieten kann, schafft für die Zielgruppe Mehrwerte. Und hat im Zweifelsfall als Wunscharbeitgeber sogar die Nase vorn.
Eine
unbefristete Anstellung ist für viele deutlich verlockender als die Aussicht auf Sonderzahlungen in einer befristeten Position. Wer zudem offen kommuniziert, transparent handelt und
den Mitarbeitern mit Wertschätzung begegnet, trifft den Nerv von Pflegekräften. Jedenfalls eher, als durch etwaige Karrierechancen punkten zu können.
Dennoch sollte man diese Ergebnisse nicht einfach verallgemeinern. Insbesondere für
akademische Berufe sind Karriereperspektiven und ein attraktives Entgelt bei der Arbeitgeberwahl durchaus entscheidend. Und sicherlich wird dies auch auf einige Mitarbeiter aus dem Pflegesektor zutreffen.
Die Auswertung der Studie ist hier erhältlich:
http://stellenmarkt.meinestadt.de/whitepaper_attraktive_jobs/