Recruitingvideos werden bei der Personalsuche immer beliebter. Kein Wunder, denn sie haben das Potenzial, Bewerber in kurzer Zeit zu begeistern und emotional anzusprechen. Im Interview mit Health Relations erklärt Petra Rosin, Unternehmenskommunikation Klinikum Lippe GmbH, welche Erfahrungen das Krankenhaus mit Recruitingvideos gemacht hat.
Health Relations: Warum haben Sie sich für ein Video als Recruitingmaßnahme entschieden?Petra Rosin vom Klinikum Lippe © Klinikum Lippe
Petra Rosin: Dafür gab es verschiedene Gründe. Der Ursprung der Idee liegt weit zurück, im Jahr 2012. Wir hatten für das Klinikum Lippe bereits ein paar Imagefilme und Dokus gemacht. Zu dieser Zeit wurden kurze Videoclips modern, das Konsumentenverhalten schien sich zu verändern. Damals richteten wir auch unseren Youtube-Channel ein. Unsere damaligen Beobachtungen haben sich bestätigt: Kurze, wenige Minuten dauernde Filme sind modern.
Für Krankenhäuser im ländlichen Raum, außerhalb der Hot Spots, wird es zunehmend schwierig, ärztliches Personal zu gewinnen. Das spüren auch wir, was insbesondere die Positionen Assistenz- und Oberarzt/-ärztin betrifft.
Deshalb schlugen wir den Chefärzten vor, die klassischen Printanzeigen mit einem Videoclip zu flankieren. Das heißt, die Videoclips gehören bei uns zum Marketingmix, der sich aus einer klassischen Printanzeige (z.B. im Deutschen Ärzteblatt), Veröffentlichung auf Onlineportalen und auf Social-Media-Kanälen wie Facebook und dem Angebot auf Jobmessen zusammensetzt. Mittels QR-Code beispielsweise machen wir dann auf den Clip aufmerksam.
Für Krankenhäuser im ländlichen Raum wird es zunehmend schwierig, ärztliches Personal zu gewinnen.
Das Video soll unsere Werbestrategie sinnvoll ergänzen und der Entwicklung Rechnung tragen, dass durch die modernen technischen Möglichkeiten eine Videokommunikation mit potentiellen Bewerbern unkompliziert möglich und diese Form der Kommunikation und Informationsgewinnung sehr beliebt ist. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die Kostenersparnis. Durch das begleitende Video konnten wir die Printanzeigen deutlich verkleinern, so dass sich – im Hinblick auf die Anzeigenpreise – selbst die Videoproduktion gelohnt hat.
Health Relations: Was lässt sich im Video vermitteln, das man nicht mit Worten sagen kann?Petra Rosin: Für mich ist das ganz klar die Möglichkeit, sich dem potentiellen Bewerber zu präsentieren. Mir war wichtig, dass sich die Chefärzte so darstellen und den Bewerber so ansprechen, wie es später im Arbeitsalltag der Fall sein wird. Also: Eher locker und unkonventionell, oder doch seriöser und formeller etc. Für das Unternehmen gibt es eine Corporate Identity, aber jede Abteilung hat dennoch ihre spezifische Ausrichtung, prägt auch durch die Persönlichkeit der Führungskraft. Ich denke, für ein erfolgreiches Recruiting ist es wichtig, von Anfang an so authentisch wie möglich zu sein.
Sophia Lades, Studentin im praktischen Jahr, im Interview für das Recruitingvideo © Klinikum Lippe
Health Relations: Worauf sollte ein Krankenhaus aus Ihrer Sicht bei der Erstellung eines Videos achten?Petra Rosin: Seriosität ist sehr wichtig. Der Arbeitsalltag in einem Krankenhaus lässt eher weniger Spielraum für Kreativität. Anweisungen sind konkret, verständlich und diszipliniert zu erteilen, zu befolgen und weiterzugeben, über alle Hierarchieebenen. Unaufmerksamkeit und Oberflächlichkeit können fatale Folgen haben für die Gesundheit und das Leben der Patienten. Und Seriosität heißt auch Vertrauenswürdigkeit – Vertrauen in Wissen und Können – sowie Verlässlichkeit. Dies sollte meines Erachtens die Botschaft sein und nicht, da war gerade eine pfiffige Idee, die wir spontan umgesetzt haben.
Health Relations: Nutzen Sie noch andere Kanäle für die Personalgewinnung?Petra Rosin: Ja, klassische Printanzeigen in der regionalen, überregionalen und Fachpresse, Jobmessen, Tafeln für Stellenausschreibungen in den Foyers unserer Häuser, Facebookposts und -anzeigen, Stellenanzeigen auf Internetportalen.
Health Relations: Wie war die Reaktion auf das Video? Haben Sie mehr Bewerbungen erhalten?Petra Rosin: Unseren Chefärzten hat die Videoproduktion viel Spaß gemacht. Sie waren erstaunt über das Ergebnis, obwohl sie bis dahin überhaupt keine entsprechenden Erfahrungen hatten. Den zweiten Teil Ihrer Frage kann ich eher nicht beantworten, da die Anzahl der Bewerbungen von sehr vielen Kriterien abhängig ist, wir die Videos nur sehr gezielt eingesetzt haben und wir mit zwei Bespielen noch nicht genügend Erfahrungen diesbezüglich sammeln konnten.
Die Klinikum Lippe GmbH mit Sitz in Detmold besteht mit insgesamt 1.198 Planbetten aus den Betriebsstellen Klinikum Lippe Detmold in Detmold, Klinikum Lippe Lemgo in Lemgo und dem Gesundheitszentrum Lippe in Bad Salzuflen und ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland.