Digital oder persönlich? So informieren sich Dermatologen und Onkologen
Insbesondere jüngere Ärztinnen und Ärzte haben eine hohe Präferenz für digitale Elemente. Das gilt für die Kontaktaufnahme per E-Mail ebenso wie für die Nutzung von Messengern und Social Media. Die Studie RX-Multichannel-Monitor hat das fachärztliche Mediennutzungsverhalten von Dermatologen und Onkologen untersucht. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick, eingeordnet von den Studienautoren Jörg Barnhusen (Brandpepper) und Dr. Timm Harder (The Lifesights Company).
Kontaktpräferenz: Jüngere per E-Mail
Dermatologen und Onkologen schätzen den persönlichen, fachlichen Austausch. 62 % der Dermatologen und 48 % der Onkologen wünschen direkten Face-to-Face-Kontakt. Der Anteil steigt auf bis zu 70 %, nimmt man Telefon und Video-Calls hinzu.
„Vor der Pandemie hatten wir eine deutliche Präferenz für den Kanal E-Mail. Durch die Erfahrung der Ärzte in der Pandemie hat sich das grundlegend geändert. Das Bedürfnis nach dem persönlichen Kontakt, um sich über medizinische oder pharmazeutische Sachverhalte zu informieren, ist 2024 größer als es vor der Pandemie war“, sagt Jörg Barnhusen, Mitglied der Geschäftsleitung von Brandpepper, einer zur Medperion-Gruppe gehörenden Agentur.
Verallgemeinern lässt sich diese Aussage jedoch nicht, räumt er ein, denn die Befragung zeigt Unterschiede in der Kontaktpräferenz je nach Berufserfahrung: Jüngere Ärzte, mit weniger als 10 Jahren Berufserfahrung, möchten Fachinformationen lieber per E-Mail erhalten, während bei den erfahreneren Kollegen 67 % den persönlichen Austausch bevorzugen. „Das ist ein wichtiger Unterschied, den man in der Kommunikation berücksichtigen muss.“
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Mehr InformationenWas ist der RX-Multichannel-Monitor?
Die quantitative Onlinestudie wird seit 2019 jährlich von den Unternehmen The Lifesights Company und Medperion durchgeführt. Für die aktuelle Studie (2024) wurden im vergangenen Jahr 60 Onkologen und 60 Dermatologen per Fragebogen befragt. Die niedergelassenen Mediziner gaben Auskunft zu ihrem Medien- und Informationsverhalten, der Nutzung von Newslettern sowie digitalen Services.
Relevante Informationsquellen für Dermatologen und Onkologen
Websites von Fachgesellschaften und Verlagen
Dermatologen und Onkologen greifen täglich auf das Internet als zentrale Informationsquelle zurück. Besonders häufig nutzen sie die Webseiten von Fachgesellschaften für ihre fachliche Recherche (83 %). Auch Verlagsseiten sind mit 60 % eine zentrale Anlaufstelle. Onkologen setzen zudem verstärkt auf Studiendatenbanken sowie die Websites von Universitäten und Forschungseinrichtungen, um aktuelle, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu erhalten.
Ärzte schätzen auf Fach-Websites vor allem digitale Services mit echtem Mehrwert. Besonders gefragt ist eine Mediathek, die den nachträglichen Zugriff auf Webinare und Live-Streams ermöglicht. Auch themenspezifische Foren für den kollegialen Austausch werden gerne genutzt. Weniger gefragt sind hingegen klassische Newsletter und Push-Benachrichtigungen – insbesondere bei Dermatologen hat ihre Relevanz im Vergleich zur Vorjahresbefragung deutlich abgenommen.
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Mehr InformationenWelche Pharmainfos kommen gut an?
- NEWSLETTER: Ärzte nutzen die Online-Newsletter der Pharmaindustrie. Im Schnitt haben Onkologen 8,5 Newsletter und Dermatologen 4,4 Newsletter abonniert.
- E-MAILS: Ärzte erhalten teils doppelt so viele E-Mails von Pharmareferenten wie noch vor ein paar Jahren. Die meisten erhalten zwischen 11 und 20 E-Mails pro Monat (Onkologen 47 %, Dermatologen 32 %). Nur etwa jeder zweite hält diese E-Mails für sehr wichtig oder wichtig.
- WEBSITES: Die Websites von Pharmaunternehmen sind für viele Ärzte eine relevante Quelle zur fachlichen Recherche (Onkologen 57 %, Dermatologen 42 %).
Offen für Social Media und Messenger
75 % der befragten Onkologen nutzen Ärzte-Communities (Coliquio, Esanum, DocCheck), 47 % sind in sozialen Netzwerken wie der Plattform X aktiv. Vor allem Medizinerinnen mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung setzen auf diese Kommunikationsformen. „Interessant ist, dass insbesondere Ärztinnen sich signifikant anders informieren, sie haben eine hohe Präferenz für ärztliches Social Media, sie folgen Digital Opinion Leadern und nehmen diese Informationen in ihre tägliche Arbeit auf“, erklärt Dr. Timm Harder, Global Director Health Care bei The Lifesights Company.
Influencer und soziale Medien haben sich im Gesundheitsbereich auch zu einer wichtigen Informationsquelle für Patienten entwickelt – mit spürbaren Auswirkungen auf den Arztalltag. Rund 35 % der Onkologen und 25 % der Dermatologen geben an, dass diese Themen zunehmend ihre täglichen Patientengespräche beeinflussen. Besonders jüngere Ärztinnen und Ärzte machen diese Erfahrung.
Inzwischen nutzt rund die Hälfte WhatsApp zur wissenschaftlichen Kommunikation. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahresbefragungen. Auch alternative Messenger wie Signal und Medflex gewinnen an Bedeutung. „Man sieht sehr eindeutig, dass WhatsApp in diesem Bereich dominiert. Das ist eine sehr klare Positionierung. Insgesamt betrachtet nutzen die Onkologen über die Jahre immer häufiger Messenger-Dienste“, beobachtet Harder. Dennoch bleibt die Nutzung umstritten: Knapp 40 Prozent lehnen den beruflichen Einsatz solcher Dienste weiterhin ab.
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Mehr InformationenJunge Ärzte sammeln CME-Punkte digital
Zertifizierte digitale Fortbildungen (eCME) stehen für Dermatologen und Onkologen seit Jahren hoch im Kurs. Dicht dahinter folgen Webinare und virtuelle Experten-Meetings als Formate für den fachlichen Austausch. Interessant: Nahezu alle der jüngeren Ärzte bewerten eCME und Webinare als „sehr relevant“. Formate wie Webinar, Lernvideo und Podcast kommen bei jenen mit weniger als 10 Jahren Berufserfahrung gut an – insbesondere bei den Ärztinnen.
Präsenzveranstaltungen sind deshalb aber nicht unwichtig geworden: Ärzte besuchen im Jahr durchschnittlich 6,5 bis 7,5 Präsenzveranstaltungen – nur leicht mehr als digitale Fortbildungen (5,4 bis 7,0 Mal). Damit bleibt das Interesse an virtuellen Formaten hoch, während Präsenzveranstaltungen weiterhin eine zentrale Rolle spielen.