Vor zweieinhalb Jahren hat der Helios-Konzern mit dem Helios.Hub einen Digital Health Accelerator für Start-ups der Gesundheitsbranche gelauncht. Seit August 2017 gibt es mit Smart.Helios nun ein eigenes Entwicklungslabor für E-Health-Produkte.
Auch wenn die digitalisierte Medizin in Deutschland weniger weit entwickelt ist als in anderen Ländern der Welt, gibt es bereits einige Programme, die E-Health fördern. So betreibt etwa Philips seit vergangenem Jahr den ersten
Coworking Hub Hamburgs mit Fokus auf E-Health, auf dem
Startup Bootcamp Digital Health in Berlin treffen sich jedes Jahr vielversprechende Gründer der digitalen Gesundheitsbranche, und mit dem
Healthy Hub suchen Krankenversicherungen nach Lösungen für ihre Versicherten. Mit der Gründung des Spin-Off
Smart.Helios hat jetzt auch die Helios-Gruppe die hauseigene Entwicklungsförderung von E-Health weiter professionalisiert.
Derzeit konzentriert man sich in diesem digitalen Helios-Entwicklungslabor auf die
Weiterentwicklung von Patienten-Kommunikationssystemen. Im Fokus steht das Patientenportal
hello. Es soll
Patienten ermöglichen, datenschutzkonform und ohne Umwege mit dem Krankenhaus zu kommunizieren. Die digitale Nachsorge nach einem Aufenthalt im Klinikum steht ebenfalls ganz oben auf der Agenda von Smart.Helios. Hello wird derzeit im Helios-Klinikum Berlin-Buch getestet. Wann die Markteinführung erfolgt, ist noch unklar.
Dr. Sven Jungmann; © Yasmina Haryono
Als studierter Mediziner bringt Dr. Sven Jungmann sein Fachwissen der evidenzbasierten Medizin in die Strategie- und Produktentwicklung bei Smart.Helios ein.
„Ich bin überzeugt, dass es im deutschen Gesundheitswesen noch viele niedrig hängende Früchte zu pflücken gibt“, sagt Jungmann. Vor allem in einer verbesserten Kommunikation über Sektorengrenzen hinweg und in der Automatisierung von administrativen Tätigkeiten sieht der junge Arzt Entwicklungspotenziale.
Ganz konkret arbeitet er bei Smart.Helios an Lösungen, die Patienten mit Kolonkarzinom zugute kommen sollen.
„Wir entwickeln Funktionen, die es Patienten ermöglichen, mehr Kontrolle über ihre Erkrankung und die Prozesse zu erlangen. Dabei ist uns wichtig, dass wir jederzeit auch für die Ärzte einen Mehrwert schaffen, etwa durch gut vorbereitete Patienten“, so Jungmann.
9 Start-ups mit E-Health-Produkten
Das zweite E-Health-Standbein des Helios-Konzern ist der
Helios.Hub, über den derzeit eine Kooperation mit neun verschiedenen Gründerteams aus der Gesundheitsbranche stattfindet. Dabei reicht die Bandbreite der Lösungen von
einer App zum Selbstmanagement chronischer Erkrankungen bis zur patientengeführten
web-basierten Gesundheitsakte. Einen großen Vorteil für die Gründer sieht der Leiter des Helios.Hub, Dr. Florian Nickels-Teske, in der zur Verfügung gestellten Infrastruktur: „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass Start-ups ihre Produkte hier zu einer Marktreife bringen können. Die Prozesse, die durchgangen werden müssen, damit ein Pilot aufgesetzt werden kann, sind bei uns sehr weit fortgeschritten.
Der Zugang zu echten Patientendaten, den wir bieten können, ist einzigartig. Mit 112 Kliniken in Deutschland und über 10 Millionen Patienten ist einiges möglich.“„Wir wollten den Start-ups die Möglichkeit bieten, sich innerhalb des Helios-Universums zu vernetzen. Wir sind selbst nicht beteiligt und unterstützen die Gründer auch nicht finanziell."
Mit dem Helios.Hub werden nicht nur Gründer unterstützt, dessen Produktideen schon weit entwickelt sind. Auch Entwicklern, die sich ganz am Anfang befinden und deren Ideen überzeugen, will man eine Chance geben. Beteiligt an den Produkten ist Smart.Helios nicht. „Wir wollten den Start-ups die Möglichkeit bieten, sich innerhalb des Helios-Universums zu vernetzen. Wir sind selbst nicht beteiligt und unterstützen die Gründer auch nicht finanziell", so Nickels-Teske.
Verpflichtungen gibt es also keine. Theoretisch kann jedes Start-up, das derzeit die Helios.Hub-Infrastruktur nutzt, nach einigen Jahren der Zusammenarbeit wieder eigene Wege gehen. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass die kooperierenden Start-ups aufgrund des entstandenen Netzwerks mit ihren Tools über die Helios-Plattform an den Markt gehen, so Dr. Nickels-Teske.
Zukünftige Ausrichtung von Smart.Helios
Den Fokus auf einen bestimmten Produktbereich hat man bei der Entwicklung nicht gelegt, sagt Nickels-Teske. Die strengen Datenschutzrichtlinien sieht er aber als Chance für den E-Health-Markt – und nicht als Innovationsbremse. „Aus gutem Grund sind Patientendaten besonders geschützt. Ich denke, es wird international auch immer mehr in die Richtung gehen, dass persönliche Daten stärker gesichert werden. Deshalb ist es jetzt ein Vorteil, in einem regulativ stark ausgeprägten Umfeld zu arbeiten.
Als Testumgebung ist Deutschland eine Herausforderung. Sie zahlt sich aber aus, weil wir nach erfolgreicher Testphase ein Template haben, das in vielen anderen Ländern auch funktioniert.“Dr. Florian Nickels-Teske; © Helios-Kliniken
Im Februar 2018 wurde Dr. Florian Nickels-Teske für die neu geschaffene Position als Leiter von Helios.Hub geholt. Zuvor hat der promovierte Politikwissenschaftler bei McKinsey & Co im Londoner Office gearbeitet und war danach mehrere Jahre im Digital Education Bereich in Berlin tätig. Im Helios.Hub ist er für die strategische Planung zuständig.Titelbild: © smart Helios GmbH