Auf dem Weg zum "Smart Hospital": Die großen privaten Klinikketten haben sich einen strikten Digitalisierungskurs verordnet. Asklepios plant noch in diesem Jahr ein Telemedizinangebot für Niedergelassene und Kliniker. Auch das Rhön-Klinikum und Helios sind in den deutschen Telemedizinmarkt eingestiegen.

Bekanntlich hinkt Deutschland in der Digitalisierung hinterher. Das bestätigen regelmäßig Studien zur Digitalisierung des Gesundheitswesens (z.B. von PwC und der Bertelsmann Stiftung), und das gilt auch für deutsche Kliniken. Doch hier herrscht in diesem Jahr spürbar Aufbruchstimmung: Telemedizin steht aktuell – neben der Einführung der digitalen Patientenakte – im Fokus der großen Klinikketten. Seit der Ärztetag 2018 das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung gelockert hat, können Ärzte Patienten über das Internet behandeln, auch wenn sie zuvor keinen persönlichen Patientenkontakt hatten. Eine Chance, die die großen Klinikketten nutzen wollen.

Asklepios launcht 2019 Telemedizin-Plattform

Bei Asklepios hat CEO Kai Hankeln jüngst angekündigt, in den kommenden fünf Jahren bis zu 500 Millionen Euro in die Digitalisierung investieren. So sollen die medizinische Qualität gesteigert und Pflegekräfte und Ärzte entlastet werden.

Asklepios-CEO Kai Hankeln © Asklepios

Für 2019 ist der Launch einer telemedizinischen Plattform geplant, die Klinikern, aber auch Niedergelassenen offen steht. Federführend in der Entwicklung ist das Tochterunternehmen samedi, das Arzt und Patient virtuell zusammenführt. Für die Videoberatung zahlt der Patient eine Gebühr, von der ein Teil als Vermittlungsprovision ans Unternehmen fließt. Über die Krankenversicherungen lässt sich das Beratungsangebot nicht abrechnen. Die Plattform, die noch keinen Namen trägt, soll allen Ärzten offen stehen – auch außerhalb des Klinikums. Weitere Digitalprojekte sind in der Pipeline: Die digitale Patientenakte wurde bislang in drei Hamburger Asklepios Kliniken eingeführt; binnen zwei Jahren soll sie in den sieben Hamburger Konzernkliniken Standard sein. Bis zum Jahr 2024 sollen außerdem alle Patienten standardmäßig die Onlineterminvergabe nutzen können. Das Entlassmanagement ist bereits in allen Kliniken des Konzerns digitalisiert: Unter dem Namen „Care-Bridge“ soll die Plattform künftig auch anderen Klinikbetreibern angeboten werden.

Helios arbeitet mit Telemedizin in der Schlaganfall-Hilfe

Der Klinikkonzern Helios hat das Schlaganfall-Netzwerk "Helios Neuronet" gestartet, das Notfall-Patienten akutmedizinisch noch schneller und kompetenter versorgen soll, auch wenn das Erstkrankenhaus über keine eigene neurologische Abteilung verfügt. Das funktioniert so: Der diensthabende Arzt in der Notaufnahme eines Krankenhauses kann zu jeder Zeit per Videoverbindung eine neurologische Klinik mit Stroke Unit konsultieren. Per Videoschaltung besprechen mehrere Ärzte die CT- oder MRT-Aufnahmen des Patienten, stimmen sich über mögliche Therapien ab und leiten sie ein.

Rhön-Klinikum: Vorbereitungen laufen "auf Hochtouren"

Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, über das neue Unternehmen Medgate Deutschland auf Health Relations

Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG. © Rhön-Klinikum AG

Die Rhön-Klinikum strebt nicht weniger als die Marktführung im telemedizinischen und digitalmedizinischen Dienstleistungssegment in Deutschland an. Anfang Januar hatte der Klinikkonzern die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit dem Schweizer Telemedizinanbieter Medgate bekanntgegeben (Health Relations berichtete). Die Vorbereitungen für gemeinsame Gesellschaft in Deutschland laufen "auf Hochtouren", heißt es seitens des Unternehmens. Medgate betreibt mit der Medgate Tele Clinic eines der größten ärztlichen telemedizinischen Zentren Europas. "Heutzutage wollen Patienten per Telefon, Videochat und per Formular medizinische Themen abklären, wir werden das anbieten", sagte Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG bei Bekanntgabe der Gesellschaftsgründung. Er rechnet aufgrund der Erfahrungen aus dem Ausland damit, zukünftig circa 30 Pro­zent der ambulanten Patientenfälle über Telemedizin versorgen zu können.
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