So geht Gesundheitsinformation im Internet
Was sind gute Gesundheitsinformationen im Netz? Darüber sprachen anlässlich der ceres-Ringvorlesung an der Universität Köln Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg und Dr. rer. medic. Klaus Koch.
Zwei von drei Menschen in Deutschland informieren sich online. Mit diesem Faktum unterstrich Dr. Koch die Relevanz von einer guten Gesundheitskommunikation im Netz, um dann sogleich zu fragen: "Wie ist es um die Qualität der digitalen Gesundheitsinfos bestellt?" Um diese Frage zu beantworten, präsentierte er Zahlen aus dem Ergebnisbericht Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Luft nach oben ist vorhanden: Eine Mehrheit der Befragten hat Probleme damit, online Gesundheitsinformationen zu finden und zu beurteilen. Prof. Dr. Anke Steckelberg, die aus Halle angereist kam, sprach in ihrem Vortrag über eine gelingende Gesundheitskommunikation. Sie zitierte aus der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation, die vom Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und der Fachwissenschaft Gesundheit der Universität Hamburg erstellt wurde. „Grafiken führen nicht per se zu einem besseren Verständnis“, so Steckelberg. Aber natürlich kann bei einer gesunden Dosierung der Zahlen ein Mehrwert entstehen. Sie empfahl Piktogramme und Balkendiagramme zu verwenden. Diese Grafiken würden auch bei bildungsfernen Lesern gut ankommen.Einbindung von Patientenberichten? Nicht empfohlen!
„Patientenberichte werden gerne gelesen“, sagte Prof. Steckelberg, „aber sie können sich stärker auf den Leser auswirken als Sachinformationen.“ Deshalb wird die Einbindung von Narrativen in der Leitlinie nicht empfohlen. Auch über die Aussagekraft von Zahlen sprach sie. Um den Zuhörern im Hörsaal zu zeigen, dass Risiken nicht verbal, sondern in absoluten Zahlen dargestellt werden sollten, beschrieb sie folgenden Sachverhalt: „Stellen Sie sich vor, Ihr Arzt verordnet Ihnen ein Medikament. Er sagt Ihnen, dass die Nebenwirkung Übelkeit selten vorkommt. Wie häufig ist selten?“ Sie forderte die Zuhörer auf, zu schätzen. Die Tipps lagen zwischen einem und zehn Prozent. „Sie sehen, Sie interpretieren selten ganz unterschiedlich“, so Steckelberg. Tatsächlich kämen seltene Nebenwirkungen nach der EU-Richtlinie nur bei 0,01 bis 0,1 Prozent der Patienten vor. "Die verbale Darstellung von Risiken reicht nicht aus", so ihr Hinweis. Nutzen und Schaden sollten in Texten durch absolute Risikomaße dargestellt werden. Dr. Klaus Koch ergänzte die Ausführungen von Anke Steckelberg mit dem Mindset des Journalisten: „Gute Information sollte auf dem aktuellen Stand des Wissens sein, vollständig, verständlich, neutral und dort verfügbar sein, wo man sie braucht.“Krankenhäuser profitieren
Sich im Netz über Gesundheitsthemen zu informieren, das ist für Patienten also nicht leicht. Kliniken können sich dies zum Vorteil machen. Wenn auf der eigenen Website Experten über bestimmte Therapien informieren, Studien zusammengefasst oder Ergebnisse von Symposien präsentiert werden, dann verbessert sich nicht nur das Allgemeinwissen der Patienten, sondern auch die Reputation des Hauses. Denn die Vermittlung von verständlichen und transparenten Informationen schafft Vertrauen.Dr. Klaus Koch ist diplomierter Biologe und Wissenschaftsjournalist. Er leitet das Ressort Gesundheitsinformation des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und ist hier Chefredakteur des Portals gesundheitsinformation.de. Anke Steckelberg ist Professorin für Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. @Lukas Hoffmann