So gewinnt das Uniklinikum Münster Top-Mediziner
Klaudia Sauer: Zwar geht das UKM nicht davon aus, dass sich ärztliche Bewerberinnen und Bewerber primär an der FOCUS-Liste orientieren. Aber viele Kriterien, die dieses Ranking prägen, sind auch bestimmend für die Attraktivität als Arbeitgeber.
Health Relations: Welche sind das auf Ihr Haus bezogen? Wie gelingt es Ihnen, so viele gute Ärzte zu binden?Klaudia Sauer: Sicherlich ist das auf unsere Leistungen im Bereich Forschung und Krankenversorgung zurückzuführen, die das UKM nicht nur für renommierte Ärzte attraktiv macht, sondern auch für den wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchs. Darüber hinaus achten wir aber auch auf eine innovative Führungskultur und familienbewusste Personalarbeit.
Health Relations: Eine innovative Führungskultur – wie sieht die aus?Klaudia Sauer: Viele Veränderungsprozesse beschäftigen die Krankenhäuser – und uns natürlich auch. Das betrifft die Organisation, die Weiterentwicklung in der Krankenversorgung oder auch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt, um nur einige zu nennen. Diese Veränderungen gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu gestalten, stellt hohe Anforderungen an die Chefetage. Genau da kommt eine innovative Führungskultur ins Spiel. Wir möchten die Menschen, die bei uns arbeiten, motivieren, sich mit ihren Kompetenzen und Fähigkeiten in einen dynamischen und hoch-komplexen Arbeitsalltag einzubringen.
Health Relations: Klingt gut, ist aber sicherlich schwer. Wie gelingt Ihnen das?Klaudia Sauer: Wir unterstützen unsere Führungskräfte schon seit zehn Jahren in Form einer interprofessionellen Personalentwicklungsreihe. „Management für Medizin“ heißt dieses Seminarangebot und richtet sich an angehende und erfahrene Führungskräfte des UKM. Inhaltlich deckt die Schulung zum einen den Bereich Medizin-Ökonomie ab, zum anderen geht es um Führung und soziale Kompetenz. Dabei erlernen unsere Führungskräfte unter anderem Methodiken wie Selbstreflexion oder Perspektivwechsel und wie man das gewonnene Wissen in der Praxis anwendet. Die Förderung von Teamarbeit spielt dabei auch eine große Rolle.
Health Relations: Wie sieht Teamarbeit in Ihrem Haus konkret aus?Klaudia Sauer: Unsere Führungskräfte integrieren die Mitarbeitenden in die Lösung der anstehenden Aufgaben – mit all ihrem Wissen und ihren Erfahrungen. Hierdurch gewinnen wir viele verschiedene Ideen, eine effektive Arbeitsweise und eine gute Unternehmenskultur. Gleichzeitig erhöht diese Form der Zusammenarbeit das Zugehörigkeitsgefühl und die Zufriedenheit bei den Mitarbeitern. Das führt wiederum zu einer starken Bindung an unser Krankenhaus.
Health Relations: Welche Rolle nehmen Ihre Führungskräfte in diesem Zusammenspiel ein?Klaudia Sauer: Sie sollen vor allem eins sein: Verlässliche Gesprächspartner, die Sicherheit geben und gute Leistung anerkennen. Dabei kommt es darauf an, fair zu kommunizieren und Ziele klar und transparent zu machen. Nur so können sie als Vorbild fungieren und gleichzeitig die Mitarbeitenden einbeziehen.
Health Relations: Ist das den Ärzten und Pflegekräften wichtig – mehr einbezogen zu werden und mitzubestimmen?Klaudia Sauer: Absolut. Besonders Spitzenkräften ist es wichtig, ihr Potenzial in optimalen Strukturen voll ausleben zu können. Das ist nicht anders als früher. Neu hinzu kommt immer öfter der Wunsch nach einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf – unter weiterer Förderung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten. Das UKM ist unter anderem vom audit berufundfamilie zertifiziert. Familienbewusste Personalarbeit ist bei uns zur Selbstverständlichkeit geworden.
Health Relations: Was gehört zu einer familienbewussten Personalarbeit in Ihrem Klinikum dazu?Klaudia Sauer: Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen geht es zum einen um Hilfestellungen wie Ferien- und Notfallbetreuung für Kinder oder Beratungsleistungen. Ein Beispiel ist unser FamilienServiceBüro, in dem zu allen Fragen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beraten wird. Oder unsere Inhouse-Beratung zum Thema „Pflegebedürftige Angehörige“. Darüber hinaus bieten wir Möglichkeiten zum Austausch in Arbeitsgruppen. „Beruf und Pflege vereinbaren“ oder „Diversity“ sind beispielsweise aktuelle Themen. Letzteres haben wir für die aktuelle Re-Auditierung ausgewählt, um die wachsende Vielfalt unter den Beschäftigten am UKM zu berücksichtigen. Wir wollen die vielfältigen Potentiale und Talente unserer Beschäftigten wahrnehmen, wertschätzen und auch nutzen.
Health Relations: Sie tun viel für Ihre Mitarbeiterbindung. Was tun Sie, um neue Fachkräfte zu gewinnen?Klaudia Sauer: Erst einmal ist uns wichtig, dass ein neuer Mitarbeiter auch zu uns passt. Das heißt: Sich mit seinem Qualifikationsprofil und seiner Persönlichkeit gut in das bestehende Team einfügt. Darauf achten wir im Auswahlverfahren ganz besonders. Neben dem persönlichen Gespräch durchlaufen unsere Bewerber Hospitationen oder Persönlichkeitstests. Die Passung von Führungskräften stellen wir über ein Assessmentcenter sicher. Wir stehen mit anderen universitären Einrichtungen im Wettbewerb um die besten Köpfe und wir wollen die Besten.
Als Maximalversorger verfügt das Universitätsklinikum Münster (UKM) über 1.500 Betten und mehr als 30 Kliniken sowie zahlreiche Institute und Zentren. Im Jahr 2018 wurden im UKM etwa 62.000 Patienten stationär versorgt, ambulant gab es rund 500.000 Behandlungen. Mit knapp 11.000 Mitarbeitern ist die UKM-Gruppe der größte Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in der Region.
Jedes Jahr ermittelt „Focus Gesundheit“ die führenden Mediziner Deutschlands. Ausschlaggebend für die Auszeichnung sind Empfehlungen von Arztkollegen und Patientenverbänden. Auch die Zahl der Fachveröffentlichungen wird berücksichtigt.
Vom Uniklinikum Münster erhielten 33 Ärzte das Top-Mediziner-Siegel. Im Klinik-Ranking rangiert das UKM auf Platz 6 von rund 340 Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen. Wie es der Klinik gelingt, so viele gute Ärzte zu binden und was sie für ihre Arbeitgeberattraktivität tun, das verrät Klaudia Sauer, Leiterin Personalentwicklung am UKM.
Health Relations: Was bedeutet die Auszeichnung für Ihr Haus mit Blick auf Recruiting und Arbeitgeberattraktivität?„Auf Instagram haben wir aktuell die größte Reichweite aller Universitätsklinika bundesweit und stehen in einem regen Dialog mit den unterschiedlichen Zielgruppen.“Health Relations: Welche Kanäle nutzen Sie zur Ansprache?Klaudia Sauer: Ein breites Portfolio an Einzelmaßnahmen ist wichtig. Für die Positionen, für die es Sinn macht, schalten wir Anzeigen in der Fachpresse und in Stellenbörsen, setzen aber natürlich verstärkt auch auf Social Media. Dort laufen unsere Recruiting-Inhalte vor allem auf Instagram gut. Hier haben wir aktuell die größte Reichweite aller Universitätsklinika bundesweit und stehen in einem regen Dialog mit den unterschiedlichen Zielgruppen. Neben Social Media macht aber auch die Face-to-Face-Ansprache einen Großteil unserer Recruiting-Maßnahmen aus. Health Relations: Stehen Investition und Reichweite da im Verhältnis?Klaudia Sauer: Sicherlich ist die Reichweite im Direktkontakt eine andere, dafür ist die Ansprache aber wesentlich intensiver und nachhaltiger. Wir haben schon unglaublich viele Bewerbungen durch unsere Präsenz auf Karrieremessen, an Fachhochschulen oder auf Kongressen und Tagungen generiert. Seit acht Jahren haben wir außerdem eine eigene jährliche Ausbildungsmesse am UKM. Dort präsentieren wir Schülern, Lehrpersonal und Eltern unsere 37 Ausbildungsberufe. Viele unserer Schüler und Azubis haben uns auf dieser Messe kennengelernt.
Als Maximalversorger verfügt das Universitätsklinikum Münster (UKM) über 1.500 Betten und mehr als 30 Kliniken sowie zahlreiche Institute und Zentren. Im Jahr 2018 wurden im UKM etwa 62.000 Patienten stationär versorgt, ambulant gab es rund 500.000 Behandlungen. Mit knapp 11.000 Mitarbeitern ist die UKM-Gruppe der größte Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in der Region.