Sophienklinik: Vernetzte Funksensoren sorgen für Klimaschutz
Klimaschutz, Mitarbeiterschutz und intelligente Technologien verbindet die Sophienklinik in Hannover miteinander. Smarte Temperatursensoren und vernetzte Funksensoren gehören hier schon zum Alltag der Mitarbeitenden. Die drei Geschäftsführer erklären im Interview, wie sich das Klinikum positioniert.
Dr. Stephan J. Molitor: Bereits beim Bau des neuen Klinikgebäudes wurde auf den Umweltschutz geachtet und ressourcenschonend gebaut. Wir wollten uns aber noch stärker als bisher für den Klima- und Gesundheitsschutz engagieren. So haben wir uns – als erstes Krankenhaus in Hannover – entschlossen, am Projekt KLIK green teilzunehmen. Krankenhäuser sind verantwortlich für die Produktion von 4,4 % der globalen Treibhausgase wie CO2 – das liegt über den Emissionen von Schifffahrt und Flugverkehr! Wir als Krankenhaus können daher durch einen klug geregelten Ressourceneinsatz einen ganz erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Alleine das Einsparpotenzial im Bereich Energie liegt durchschnittlich bei bis zu 10 %, da die Häuser permanent Strom, Kälte und Wärme benötigen.
KLIK – Klimamanager für Kliniken
In dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt engagieren sich 250 Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen für den Klimaschutz. Im Projekt werden beschäftigte Fachkräfte zu Klimamanager/innen qualifiziert, um konkrete Klimaschutzziele für die Einrichtungen festzulegen, Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Ziel von KLIK greenist es, innerhalb der Projektlaufzeit mindestens 100.000 Tonnen CO2 einzusparen."Es gibt Green Hospitals und auch Smart Hospitals, aber die Kombination aus Beidem ist bisher einmalig."Health Relations: Ein weiteres Projekt haben Sie in diesem Jahr gestartet: Sie arbeiten mit dem hannoverschen Energiedienstleister enercity bei der Implementierung intelligenter technischer Neuerungen im Klinikum zusammen.Bei welchen zum Beispiel?Manuel Demes: Gesundheits-, Arbeits- und Klimaschutz schließen sich nicht aus, sondern beeinflussen sich wechselseitig positiv. Drei Beispiele:
- Mittels intelligent vernetzter Funksensoren werden die Patienten- und Dienstzimmer sowie Funktionsräume auf den CO2-Gehalt, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit überwacht. Werden definierte Grenzwerte über- oder unterschritten, erfolgen ein visueller Warnhinweis im Stationszimmer und eine SMS-Nachricht an das Pflegepersonal. Die lästige manuelle Überprüfung der Parameter entfällt, der gesundheitsförderliche Wohlfühlfaktor für Patienten, Ärzte, Mitarbeiter und Besucher steigt.
- Darüber hinaus werden im Medikamentenkühlschrank smarte Temperatursensoren installiert. Die Einlagerungsbedingungen von Blutprodukten und Medikamenten können somit konsequent überwacht werden. Auch hierbei erfolgt ein elektronischer Warnhinweis bei der Abweichung von definierten Grenzwerten, sollte der Schrank längere Zeit offenstehen oder defekt sein. Zudem lässt sich der Temperaturverlauf im Bedarfsfall digital dokumentieren.
- Einen Beitrag zum Klimaschutz leisten Temperaturfühler in den Flurbereichen des Krankenhauses. Sie sorgen dafür, dass die dort installierten Heizkörper auf geeignete Temperatur geregelt werden und so der Energieverbrauch optimiert wird.
"Wichtig ist uns, dass die Patienten und Mitarbeiter durch die smarte Technik unterstützt und nicht überfordert werden!"Health Relations: Sie sprachen eben davon, dass Sie eine Mitarbeiterin zur Klimamangerin ausbilden. Welche weitere Expertise muss man für eine solche Implementierung bzw. Instandhaltung des vernetzten Krankenhauses an Bord haben? Braucht es beispielsweise auch neue Berufsbilder wie einen Digitalmanager?Demes:Jetzt, im Anfangsstadium, werden wir das Projekt zunächst mit unserem Personal, allen voran natürlich mit unseren Haustechnikern, abbilden. Zudem können wir auf die Fachexpertise von enercity bauen. Mittelfristig muss man sehen, ob hier eine neue Stelle geschaffen werden muss, so auch unter Berücksichtigung weiterer anstehender Digitalisierungsprojekte. Denn die Digitalisierung in der Medizin wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Vorteile von digitalen Anwendungen zu nutzen und gleichzeitig den Menschen, sprich den Patienten, aber auch die Mitarbeiter, noch viel stärker als bisher in den Fokus zu stellen – das ist unser Ziel. Wichtig ist uns dabei aber auch, dass die Patienten und Mitarbeiter durch die smarte Technik unterstützt und nicht überfordert werden! Health Relations: Werden Sie durch die Neuaufstellung künftig attraktiver für neues Personal? Es ist vorstellbar, dass potenzielle Kandidaten die Entlastung durch Technik und auch das Nachhaltigkeitsengagement zu schätzen wissen. Brauer: Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit gewinnen immer mehr an Bedeutung – gerade auch bei der jüngeren Generation. Dass wir hierauf besonderen Wert legen, macht uns als Arbeitgeber sicher attraktiver und verbessert unsere Chancen bei der Personalgewinnung. Hinzu kommt, dass durch den „Smart Hosital“-Aspekt auch Erleichterungen im Rahmen der täglichen Arbeit einhergehen. Eine Projektgruppe beschäftigt sich derzeit damit, wie man diese Maßnahmen kommunizieren kann – so werden wir hierauf in unseren Stellenanzeigen aufmerksam machen und natürlich auch auf unserer Website das Thema transparent gestalten. Health Relations: Wo sehen Sie noch Bedarf für weitere Internet-of-Things- (IoT-)Projekte?Brauer: Nach erfolgreicher Umsetzung der Auftaktprojekte möchten wir gerne zusammen mit enercity weitere IoT-Lösungen einsetzen. Potenziale sehen wir etwa bei der elektronischen Erfassung der Kundenzufriedenheit und Servicequalität sowie in den Bereichen Abfall-, Parkraum- und Beleuchtungsmanagement. Zusätzlich wird enercity in Kürze eine E-Ladesäule auf unserem Parkplatz installieren, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Mittelfristig ist beabsichtigt, den gesamten Fuhrpark der Klinik auf Elektromobilität umzustellen. Health Relations: Vielen Dank für das Gespräch!