Ansprechende Familienprogramme sind inzwischen ein Muss für jedes Klinikum. Die Uniklinik Jena macht vor, wie es geht. Hier gibt es mit dem Familienbüro eine zentrale Anlaufstelle für alle Angestellten.

Zeit mit der Familie und dem Partner zu verbringen, das ist jungen Ärzten und Ärztinnen am wichtigsten. Viele Kliniken haben inzwischen mit Programme für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie reagiert, aber an der Kommunikation und Umsetzung der Programme mangelt es oft noch.

Interessenten informieren sich auf der Website der Uniklinik Jena

Der Haupteingang des Uniklinikums Jena. © M.Szabó/UKJ

Ärztinnen und Ärzte gucken zunächst auf der Website nach, welche Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit ein Arbeitgeber anbietet. Manche Kliniken erklären die Familienfreundlichkeit nur mit einem Zweizeiler und verweisen bei Fragen an die Personalabteilung. Anders sieht es auf dem Portal der Uniklinik Jena aus. Hier wird ausführlich über die Möglichkeiten informiert, die das Klinikum bei der Versorgung von Kindern und Angehörigen bietet und welche weiteren Programme, etwa von der Stadt Jena, es für Familien gibt.

Familienbeauftragte Dr. Susann Rochler, ©Uniklinikum Jena

Der Aufwand für die Texterstellung hält sich dabei in Grenzen. Keine Agentur und auch kein anderer externer Dienstleister steht dahinter. Dr. Susann Rochler, Familienbeauftragte der Uniklinik Jena, hat sie geschrieben und eingepflegt. Auch für die Aktualisierung der kurzen Artikel ist sie zuständig, was bei der Beauftragung eines externen Dienstleisters ebenfalls ein erheblicher Aufwand wäre. „Die Bandbreite der Inhalte und die Tiefe, in der ich sie darstelle, hat sich immer weiter entwickelt und tut das auch noch“, so Frau Dr. Rochler. Es ist als Klinikum also notwendig, die Voraussetzung für ein gutes Informationsangebot zu schaffen, etwa durch eigene Untermenüs auf der Website, mindestens ebenso wichtig sind aber motivierte Mitarbeiter, die eine kontinuierliche Informationsarbeit ernst nehmen.Dabei geht es nicht nur um Beratungsaufgaben, auch als Mediatorin zwischen den Interessen des Führungspersonals und den Angestellten sieht sich Frau Dr. Rochler. Obwohl sie als Familienbeauftragte einen Fokus auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben legt, gibt es auch „überbordende Forderungen seitens der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“. Es sei wichtig, einen guten Kompromiss für alle Beteiligten zu finden, denn wenn sich eine Seite übervorteilt fühlt und sich dem Dialog sperrt, sei das für alle Beteiligten kontraproduktiv. Neben dem guten Informationsangebot und der engagierten Angestellten profitiert die Uniklinik Jena drittens von dem breiten Familienangebot der Stadt Jena, das von Dr. Rochler bei Beratungsgesprächen kommuniziert wird. Es gibt Mehrgenerationenhäuser, Familienwandertage, kulturelle Angebote, wie die Kinderuni, sportliche Aktivitäten, ein übersichtliches Kitaportal, um nur einige Angebote der Stadt zu nennen. https://vimeo.com/170746922

Familienprogramm in der Praxis

Bleibt noch die Fragen offen, ob das Angebot der Uniklinik angenommen wird. Die Zugriffe auf die Seiten des Familienbüros bewegen sich, Klinikangaben zufolge, über das Jahr gesehen, im vierstelligen Bereich. Dies zeigt, dass die Texte auf der Website bei den Lesern ankommen. Und wie sieht es aus mit Ärztinnen und Ärzten, die sich eine Auszeit mit dem neugeborenen Nachwuchs gönnen? Bundesweit sprechen die Zahlen hier eine klare Sprache. In der letzten Erhebung gaben 97,5 Prozent der Ärztinnen und nur 2,5 Prozent der Ärzte Elternzeit als Grund für eine berufliche Pause an. Verlockender für Ärzte ist hier eindeutig das Programm der Uniklinik Jena: 36 Ärzte und 84 Ärztinnen waren im Jahr 2018 in Elternzeit, das ist eine Quote von 57 Prozent (Ärztinnen) zu 43 Prozent (Ärzte). Beitragsbild: © Jenny Sturm _ Adobe Stock