Unterschiedliche Hintergründe, Kulturen und Werte: In der Belegschaft eines Klinikums trifft die bunte Vielfalt der Menschen aufeinander. Wie kann ein Diversity Management hier aussehen?
Beim Diversity Management geht es darum, die vielen Unterschiede von Menschen – sei es aufgrund von Alter, Geschlecht, Behinderung oder Nicht-Behinderung, Religion, Rasse, sexueller Orientierung oder Sichtweisen und Weltanschauungen – anzuerkennen und niemanden deshalb zu diskriminieren. Im Gegenteil, in der
Vielfalt liegt das Kapital, das die Menschen in ihre Arbeitswelt einbringen.
Im Klinikum treffen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen aufeinander: Die etablierten Ärzte, die ebenso, wie ihre jungen Kollegen für Ihren Job brennen, aber mit
unterschiedlichen Werten aufgewachsen sind. Die vielen
Pflegekräfte aus dem Ausland, die hierzulande in einem kulturell komplett anderem Umfeld arbeiten. Die Mitarbeiter, die die digitalen Tools und
KI vorantreiben und diejenigen, denen die immer schneller werdende
Digitalisierung ihrer Arbeitsstrukturen Sorge bereitet. Kliniken stehen damit vor der Herausforderung, ihr Unternehmen in der sich verändernden Arbeitswelt zukunftsfähig aufzustellen, begleitet durch ein kompetentes Personalteam.
Dass Organisationen, die aktiv
Diversity Management betreiben, in der neuen Arbeitswelt erfolgreicher sein werden, ist der Grundgedanke der
"Charta der Vielfalt". "Unterschiedliche Perspektiven helfen, das Gewohnte in Frage zu stellen und es zu verbessern", heißt es darin. Die Charta der Vielfalt ist eine 2006 gegründete Initiative, der inzwischen rund 2500 Unternehmen angehören. Zu den Unterzeichnern im Kliniksektor zählen beispielsweise die
Sana Kliniken, die
ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe und die
Kliniken der Stadt Köln.
'Die Teams wissen die Unterschiedlichkeit zu schätzen'
3 Fragen an Christiane Vahlhaus, sie ist Inklusionsbeauftrage der Kliniken der Stadt Köln und war dort viele Jahre als Gleichstellungsbeauftrage tätig.Health Relations: In Köln sagt man "Jede Jeck es anders". Wie sieht das Diversity Management bei den Kliniken der Stadt Köln aus?
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Christiane Vahlhaus © Kliniken Köln/Fürst-Fastré[/caption]
Vahlhaus:Die Kliniken haben kein verankertes Diversity Management, aber als Kölner Unternehmen wird Vielfalt grundsätzlich sowohl in der Belegschaft als auch bei den Patient*innen gelebt. In vielen Teams weiß man die Vorteile von Vielfalt zu nutzen, so leiten die erfahrenen Kolleg*innen die neuen an, in kritischen Situationen weiß man sich auf Erfahrung zu verlassen, die bringt Optimierungsideen durch die gekonnte Nutzung von Medien mit ein. Religiöse Feiertage werden im Dienstplan berücksichtigt, wie auch – wenn irgend möglich – längere Heimaturlaube im Urlaubsplan. Auch wenn Vieles im offenen und toleranten Umgang miteinander gut funktioniert, gibt es dennoch sichtbare Grenzen der Vielfalt. So ist unser Ziel "mehr Frauen in die oberen Führungspositionen" noch nicht erreicht. Hier würden wir uns über mehr Bewerberinnen freuen. Dies unterstützen wir z.B. durch verschiedene Mentoring-Programme. Auch das Bewusstsein dafür, dass Schwerbehinderung nicht als einschränkenden Faktor in der Leistungsfähigkeit oder beim Karrierewillen zu sehen ist, wollen wir weiter ausbauen.
Health Relations: Sie haben bereits 2013 ein LGBT-Netzwerk gegründet, die Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender. Was ist das Ziel des Netzwerks?Vahlhaus: Das LGBT Netzwerk „OPEN“ wurde von vier Stationsleitungen gegründet. Voraus ging ihre Projektarbeit zum Thema „Open your mind – LGBT meets Kliniken der Stadt Köln gGmbH“. Die Grundidee des Netzwerkes ist es, das Thema offen ins Unternehmen zu transportieren und für Beschäftigte als Ansprechpartner*in zur Verfügung zu stehen, für Anregungen, aber auch, wenn es zu Problemen kommen sollte. Zu den Netzwerktreffen sind alle Interessierten eingeladen.
Health Relations: Wie profitieren Sie als Klinikum von der Vielfalt Ihrer Mitarbeitenden?
Vahlhaus:Bei der Vielfalt der Patient*innen ist die Vielfalt unter den Beschäftigten sicherlich ein großer Pluspunkt, denn in Situationen in denen es um Gesundheit bzw. Krankheit geht, ist es für Patient*innen und Angehörige eine Entlastung, wenn sie sich sprachlich, kulturell oder religiös verstanden bzw. aufgehoben fühlen. In der Regel wissen auch die Teams die Unterschiedlichkeit im Team zu schätzen, da unterschiedliche Herangehensweisen, Vorstellungen etc. Diskussionen erfordern aber Lösungen schaffen, die von allen getragen werden. Unsere Vielfalt ist sicherlich für Bewerber*innen ein wichtiges Signal, das sich für uns positiv im Bewerbungsprozess auswirkt. Als kommunales Unternehmen stehen wir für Vielfalt und religiöse Neutralität, dies wird auch von vielen Beschäftigten geschätzt.