Zukunftsfähig? Roboter in der Altenpflege
Die Universität Siegen und die Fachhochschule Kiel erarbeiten gemeinsam Szenarien, wie Roboter in Zukunft in der Altenpflege zum Einsatz kommen können. Ihr Projekt AriA (Anwendungsnahe Robotik in der Altenpflege) zeigt, wie innovative roboter-basierte Modelle nicht nur in der Theorie funktionieren.
Er ist leicht rundlich, weiß, hat große, niedliche Augen und hört auf den Namen Pepper. Regelmäßig einmal im Monat besucht der Roboter das Marienheim in Siegen und beschäftigt sich mit den Bewohnern. Er singt mit ihnen, spielt kleine Memory-Spiele, fordert die Pflegepatienten vor Ort zu sozialen Interaktionen auf. "Derzeit sitzt einer von uns mit Laptop direkt neben Pepper, um ihn bei Einsätzen zu steuern", erklärt Felix Carros. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien an der Universität Siegen und tätig im Teilprojekt anwendungsnahe Robotik in der Altenpflege, kurz AriA. "Das ist natürlich nicht die gewünschte Lösung. Wir arbeiten bereits an einer App, mit der das Pflegepersonal Pepper quasi wie ein ferngesteuertes Auto eigenhändig steuern kann. Nur so ist der Einsatz von Robotern in der Pflege auch aus Sicht des Pflegepersonals ein Vorteil." Pepper ist eines von zwei Modellen, die als Basis für das Projekt AriA dienen. Der Roboter stammt aus dem Hause Aldebaran Robotics, einer französischen Firma, die auf humanoide Roboter spezialisiert ist. Zusammen mit der Fachhochschule Kiel arbeiten Felix Carros und seine Kollegen seit einem Jahr an der Erforschung roboter-basierter Szenarien in der Altenpflege. Das Projekt findet im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Wissenschaftsjahres 2018 statt. Im Fokus steht die Arbeitswelt der Zukunft; das Ziel ist ein Dialog mit der Öffentlichkeit und mit allen in die Pflege involvierten Parteien. "Wir versuchen, in der Praxis zu erforschen, wie Roboter sozial verträglich im Pflegesystem eingesetzt werden können. Welche Tools helfen dem Pflegepersonal, welche den Patienten?", sagt Carros. "Uns geht es nicht um den Ersatz von Pflegepersonal. Denn die Pflege sollte immer etwas mit Menschlichkeit zu tun haben", betont er. Felix Carros Statement kommt nicht von ungefähr. Gerade zu Projekt-Beginn waren die Reaktionen seitens der Pflegepatienten sehr zurückhaltend. "Wir stellen jedoch fest, dass die Akzeptanz wächst. Jüngst wollte ein Bewohner des Marienheims sogar ein Foto mit sich und Pepper machen lassen." Die Kritik wäre zugunsten des Spaßfaktors gesunken. "Nicht umsonst haben wir Peppers Aussehen bewusst niedlich, aber eben nicht allzu menschlich gewählt. Das hätten wir gruselig gefunden." Peppers Aufgaben sind klar definiert. Er spielt mit den Bewohnern, trainiert ihre Sensorik und ihre Motorik. In Kiel besucht der Roboter regelmäßig eine Demenz-WG. Der Vorteil liegt auf der Hand: Pepper hat mehr Zeit als das Pflegepersonal – und seine Fähigkeiten können perfekt auf seine Einsatzgebiete zugeschnitten werden. Doch sein Erfolg steht und fällt mit der Akzeptanz von Robotik im Pflegebereich. Um Ängste gegenüber innovativen Technologien im Gesundheitssystem abzubauen, müssen Patienten und Pflegepersonal in die Entwicklung eingebunden werden.
"Robotik ist eine Unterstützung, niemals ein Ersatz in der Pflege." Felix Carros von der Universität Siegen. Foto: hfr
- Heidelberg: 24.04.2018: Paritätischer Gesundheitskongress (Vortrag und Diskussion, Roboter-Präsentation), Heidelberg – Print Media Academy, Kurfürstenanlage 60, Heidelberg. Ansprechpartner vor Ort: Universität Siegen
- Nürnberg: 16.05.2018 – 17.05.2018: Deutscher Stiftung Tag (Vortrag und Podiumsdiskussion, Roboter-Präsentation), Nürnberg - Messezentrum Nürnberg, Messezentrum 1, Nürnberg. Ansprechpartner vor Ort: Universität Siegen
- Dortmund: 28.05.2018–30.05.2018: Deutscher Seniorentag (Präsentation), Dortmund – Kongresszentrum Westfalenhallen Dortmund, Rheinlanddamm 200, Dortmund. Ansprechpartner vor Ort: Universität Siegen