Hamburg will seine Position als führender eHealth-Standort in Deutschland festigen – und setzt dafür auf vielfältige Vernetzung. Regional und darüber hinaus.
Hamburg hat nicht nur die Elbphilharmonie zu bieten – sondern auch eine starke Gesundheitswirtschaft. Jeder siebte Erwerbstätige arbeitet in der Gesundheitsbranche. Das sind rund 169.000 Menschen. „Die Gesundheitswirtschaft ist einer der führenden Wirtschaftszweige in dieser Stadt“, sagt Diana Hutter von der
Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (GWHH).
Die Cluster- und Projektmanagerin nennt zwei wesentliche Faktoren, die Hamburg als Standort für die Healthcare-Branche attraktiv machen: die hohe Anzahl der Branchen-Akteure, die in dieser Stadt bereits beheimatet sind – und die räumliche Nähe. Beides sind entscheidende Faktoren für die weitere Entwicklung Hamburgs zu einem nachhaltig erfolgreichen eHealth-Standort.
Tatsächlich schreibt die von der GWHH herausgegebene
„Analyse der wirtschaftlichen Potenziale und Ableitung von Handlungsansätzen/-empfehlungen zum Themengebiet eHealth am Standort Hamburg“ der Hansestadt großes Potenzial zu. Eine gute digitale Infrastruktur und eine wachsende Start-up-Szene sind nur zwei der Vorzüge, die Hamburg bietet. Doch die Hansestadt muss einiges tun, um dieses Potenzial auszuschöpfen.
Denn neben allen Faktoren, die für diese Stadt sprechen, gibt es eben auch gewichtige Gegenargumente.eHealth-Standort Hamburg: Treiber und Barrieren
Fakt ist: Der Wille zur digitalen Transformation in der Branche ist stark.
Das belegen Befragungen von in Hamburg niedergelassenen Healthcare-Unternehmen, die als Basis für den Abschlussbericht durchgeführt wurden. Wesentliche eHealth-Treiber sind vor allem der digitale Wandel in der Gesellschaft und die nachrückende Generation von Digital Natives. An der Digitalisierung führt schlicht kein Weg vorbei. Standortfaktoren spielen diesbezüglich eine zweitrangige Rolle.
Anders verhält es sich bei den eHealth-Barrieren. Die Befragten bemängeln unter anderem Unsicherheiten bei Datenschutzfragen oder fehlende bzw. komplizierte Verfahren zur Zulassung von eHealth-Anwendungen, aber auch fehlende bezahlbare Immobilien und mangelhafte interdisziplinäre Vernetzungsmöglichkeiten.
Die Aufgabe ist klar: Hamburg muss an seinem digitalen Klima arbeiten und ein positives, fruchtbares Umfeld für die Branche schaffen. Helfen soll dabei das
eHealth-Netzwerk. Bei dem seit 2016 bestehenden Clusterbrückenprojekt handelt es sich um das erste seiner Art in Hamburg. „Wir betreiben eine Clusterbrücke mit der
Life Science Nord Management GmbH, die parallel zum eHealth-Netzwerk die Themenbereiche Hygiene, Infection & Health (
HIHeal) behandeln“, sagt Hutter. „Innerhalb dieser zwei Themengebiete, eHealth und HiHeal, unterstützen wir uns gegenseitig, indem wir gemeinsam unsere Netzwerke nutzen – und die beiden Themen auf diese Weise voranbringen.“
Vernetzung als Katalysator – gemeinsam für den eHealth-Standort Hamburg
Überregionale Vernetzungen sind eine wichtige Maßnahme. Nicht weniger wichtig ist die vielfältige Vernetzung aller regionalen Player. „Wir wollen, dass sich die Akteure noch schneller und leichter austauschen und so gemeinsam innovative Lösungen erarbeiten“, fasst Diana Hutter zusammen. „Ein Start-up zum Beispiel hat nur in seltenen Fällen direkten Zugang zu einer Krankenkasse. Wir schaffen einen Rahmen, in dem dies möglich ist.“
Dafür rufen die Projektverantwortlichen die neue Datenbank eHDa ins Leben, in der sich Unternehmen eintragen können, um passende Partner im Bereich eHealth in Hamburg zu finden. Offline setzt man auf Netzwerk-Veranstaltungen. „Am 22. Februar findet zum Beispiel eine weitere
eHealth-Lounge statt. Bis zu 50 Teilnehmende besuchen diese im Durchschnitt“, so Hutter. Geboten werden Workshops und Vorträge. Input und Austausch liefert auch der
eHealth-Day am 29. August dieses Jahres. Im vergangenen Jahr haben 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit genutzt, verschiedene Sessions zu relevanten Themen zu besuchen. „Es ist ein Treffpunkt für alle Akteure der Gesundheitsbranche, aber auch für IT-Dienstleister oder Forschung und Wissenschaft.“
Hamburg sieht in der lokalen Vernetzung ein erfolgversprechendes Tool, um Innovationen voranzutreiben und die Hansestadt als Standort für die Gesundheitswirtschaft zu stärken.
Dabei hilft es, auch über die Branchengrenzen hinaus zu denken. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft mbH beispielsweise unterstützt den Netzwerk-Gedanken mit dem Projekt „Branchenübergreifende Zusammenarbeit“. Sie bringt dabei unter anderem auch Kreativ- und Gesundheitswirtschaft zusammen und schafft auf diese Weise Verbindungen, die vielleicht so offenkundig nicht sichtbar gewesen wären. Und das kann sich für beide Seiten lohnen. Ein Beispiel: „Hamburg“, sagt Diana Hutter, „hat als weiteren Wirtschaftszweig die Games-Industrie. Das passt auf den ersten Blick nicht zur Gesundheitswirtschaft. Tatsächlich haben sich aber schon einige ehemalige Spiele-Entwickler mit neuen Ideen in die Gesundheitswirtschaft eingebracht und starke Partner gefunden.“
In der Hansestadt glaubt man an die Kraft der Kreativität und an die Kommunikation. Eine Maßnahme, die die Stadt nicht davon befreien wird, auch an weiteren Schrauben wie der Schaffung von günstigen Immobilien in zentralen Lagen oder einer belastbaren, nachhaltigen Infrastruktur zu drehen. Auch diese weichen Faktoren machen einen Standort für Unternehmen attraktiv.
Dennoch: Es ist ein Anfang. Und zwar ein guter.
Beitragsbild: © mstein/stock.adobe.com