Das Who’s Who der Healthcare-Branche: Frank Sielaff
Die Macher und ihre Ideen: In unserer Serie „Das Who's Who der Healthcare-Branche“ stellen wir Ihnen die Menschen vor, die das System bewegen.
Lernen Sie die relevanten und spannenden Köpfe in der Healthcare-Branche kennen – in unserer „Who's Who“-Serie. In dieser Folge: Frank Sielaff, Director & Head of Digital Channels Merck.Name: Frank Sielaff Alter: 42 (geboren am 30.04.1975) Position: Director, Head of Digital Channels Merck Health Relations: Was sind die wesentlichen Stationen in Ihrer Karriere?Frank Sielaff: Aktuell bin ich in der Unternehmenskommunikation von Merck für die digitalen Kanäle zuständig. Diese Rolle ist geprägt vom Zusammenspiel aus Kommunikations-, Projektmanagement- und technischem Knowhow. Merck hat sich in den letzten Jahren von einem Chemie- und Pharmahersteller zu einem globalen Wissenschafts- und Technologieunternehmen entwickelt. Diese Entwicklung konnte ich in verschiedenen Rollen begleiten. Bis 2013 war ich in der Merck Unternehmens-IT tätig. Hier lag der Fokus ebenfalls auf Projektmanagement, aber auch auf Technologieberatung. Bevor ich 2005 zu meinem heutigen Arbeitgeber kam, arbeitete ich als Berater für virtuelle Produktentwicklung in R&D (Research and Developement, Anm. der Redaktion)-Abteilungen von deutschen Automobil- und Flugzeugherstellern. Davor habe ich mein Studium zum Diplom-Ingenieur an der TU Darmstadt abgeschlossen. Health Relations:Was war Ihre größte berufliche Herausforderung?Was haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt?Frank Sielaff: Mein beruflicher Erfolg ist geprägt von der Akzeptanz neuer Technologien, die ich einführe – sei es in Kommunikation/Marketing, in R&D oder in der IT. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Dabei ist die Beherrschung der Technik nicht zu unterschätzen. Die Veränderung von menschlichen Verhaltensmustern bleibt jedoch die größere Herausforderung. Im Juni 2017 haben wir die Merck-Website www.merckgroup.com auf Basis unseres neuen, radikal anderen Markenauftritts gelauncht. Davor war ich für die Einführung des globalen Social Intranets zuständig. Erstmalig hatten unsere 50.000 Mitarbeiter eine gemeinsame Kommunikations- und Zusammenarbeits-Plattform. In beiden Fällen lag der Hauptaufwand beim Change-Management, dem Mitnehmen, Unterstützen und teilweise auch dem nachträglichen Abholen einiger Beteiligter. Früh im Projekt in Change-Management zu investieren lässt sich zwar nicht so einfach verkaufen, es spart aber viel Geld gegenüber dem nachträglichen Abholen derjenigen, die sich nicht so schnell auf die neue Situation einstellen können.
Andere Industrie-Segmente, wie Retail oder Automotive, sind viel früher digital transformiert worden. Man kann viel von ihnen lernen.Health Relations: Was ist in Ihren Augen die größte Herausforderung für Ihre Branche in Zuge des digitalen Wandels?Frank Sielaff: Menschen treffen zunehmend Entscheidungen aufgrund von Internet-Recherchen. Dies trifft sowohl auf Patienten als auch auf Entscheider in Regulierungsbehörden, Forschungseinrichtungen und bei möglichen Kooperationspartnern zu. Um relevant zu bleiben, müssen sich unsere Informationsangebote kontinuierlich auf das sich verändernde Informations- und Entscheidungsverhalten einstellen. Wir erhalten von unseren eigenen, aber auch von fremden Plattformen jede Menge Nutzungsdaten. Die Herausforderung ist, daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen und unsere internen Kommunikations- und Marketingaktivitäten anzupassen. Zudem besteht noch ein großes Potential in der Optimierung von Lieferketten und bei R&D. Nicht zuletzt geht es im ganzen Unternehmen darum, interne Prozesse und die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen durch Tool-Unterstützung einfacher und effizienter zu machen. Health Relations: Ihre Empfehlung: Mit welchen Maßnahmen kann sich der Markt für die Zukunft rüsten?Frank Sielaff: Andere Industrie-Segmente, wie Retail oder Automotive, sind viel früher digital transformiert worden. Man kann viel von ihnen lernen. Natürlich ist Healthcare aufgrund von Regularien und Marktstrukturen in einer speziellen Situation. Es ist dadurch aber auch einfacher, sich hinter den Regularien zu verstecken. Hier muss häufiger gefragt werden: Wie kann man neue Wege anpassen und gleichzeitig die Regularien erfüllen, anstatt auf dem alten Weg zu verharren? Fortschritt entsteht nicht zuletzt aus schnell erkannten Fehlern, die nicht zu teuer erkauft wurden. Demgegenüber sind wir innerhalb unserer Industrie von den enormen Kosten und den hohen Risiken des pharmazeutischen Entwicklungsprozesses geprägt. Zudem fördert die Regulierung nicht gerade ein „Trail-And-Error“-Mindset. In vielen Fällen ist Fehlerminimierung unabdingbar, aber nicht in allen. Wir müssen zukünftig eine Fehlerkultur mit unserem regulierten Umfeld zusammenbringen. Schlussendlich finden viele Innovationen inzwischen in der Kombination von verschiedenen Fachdomänen statt, wie beispielsweise der Medizin und der App-Entwicklung. Unternehmen müssen dieses domänenübergreifende Expertenwissen organisatorisch und kulturell zusammenbringen. Health Relations: Was steht ganz oben auf Ihrem beruflichen Wunschzettel?Frank Sielaff: Mich motivieren Aufgaben, die in Neuland vordringen. Eine Daten-getriebene Integration von R&D, Kommunikation/Marketing und Vertrieb bietet sehr großes Potential. Diese Disziplinen zusammenzubringen, stelle ich mir unglaublich spannend vor. Health Relations: Was hält Sie persönlich gesund?Frank Sielaff: Ich achte sehr auf meine Ernährung. Viel Salat, Obst und Gemüse. Außerdem gehe ich regelmäßig joggen. Wir haben in der Nähe wunderschöne Jogging-Strecken durch Wälder und Weinberge mit wechselndem Blick auf Burgen und in die Rhein-Ebene. Da will man gar nicht mehr aufhören.