Patienten nutzen Apps und therapiebezogene Websites. Noch suchen sie allein im Netz, wünschen sich aber einen Qualitätscheck durch den Arzt, Empfehlungen seitens der Hersteller sind weniger erwünscht.
Für Pharmahersteller sind die Ärzte als "Vermittler" zwischen ihnen und den Patienten zunehmend wichtig. Das verdeutlichen die
Ergebnisse der fünften EPatient Survey, die seit 2010 jährlich von
Epatient RSD Gmbh durchgeführt wird. Inzwischen nehmen rund 10.000 Patienten an der Online-Studie teil.
„Die Hälfte aller im Land lebenden Menschen informiert sich über das Internet in Sachen Gesundheit“Rund 40 Millionen Deutsche, also die Hälfte aller hier lebenden Menschen, nutzen das Internet zur Recherche bei Gesundheitsfragen.
Dabei informieren sich diese nicht bloß, sondern neuere, therapiebezogene Internetdienste und Apps prägen mehr und mehr das Therapieverhalten und die Meinung der Patienten über ihre Erkrankung. "Die Deutschen haben sich in Sachen Gesundheit emanzipiert“, sagt Dr. Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer der
EPatient RSD GmbH.
58 Prozent der Nutzer stießen von alleine auf die auf ihre Krankheit abgestimmte App oder Online-Dienst, 20 Prozent über Medien, 14 Prozent über Freunde.
Dabei wünschen sich über die Hälfte der Nutzer, dass sie ihr behandelnder Arzt auf passende eHealth Angebote aufmerksam macht und hier Empfehlungen ausspricht. Über ein Drittel würde am liebsten von seiner Krankenkasse über Online Dienste informiert werden, 27 Prozent würden ohne Empfehlung weiterhin alleine nach Angeboten suchen wollen. Pharma-Hersteller werden nur von jedem zehnten als Wunschquelle genannt, somit ist eine fachkundige und vor allem unabhängige Beratung durch Arzt und Kasse am beliebtesten.
Hier besteht also auch noch Handlungsbedarf durch die Industrie, die Ärzte über Apps zu ihren Produkten aufklären. "Patientensouveränität wider Willen", nennt es Schachinger und fasst so treffend die "Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit" zusammenfassen.
Wunschquelle durch den der Patient über einen Webdienst informiert werden möchte. © EPatient RSD
Patienten vertrauen dem Netz immer mehr und entdecken vermehrt den Nutzen von Gesundheits-Apps.
43 Prozent der Befragten nutzen Medikamenten- und Medikamenten-Verträglichkeits-Checks,
38 Prozent haben im Internet bereits Medikamente oder Arzneimittel gekauft, 22 Prozent waren auf Online-Foren aktiv.
Zahlungsbereitschaft für Webdienste und Apps. © EPatient RSD
50 Prozent sagten, sie seien nicht bereit für eine App oder einen Online Dienst zu bezahlen. 2015 lag dieser Anteil noch bei 80 Prozent.Mit dem wachsenden Vertrauen, das deutsche Patienten Online-Gesundheitsangeboten entgegenbringen, wächst auch ihre Bereitschaft, für die Dienste Geld zu bezahlen. Knapp ein Zehntel der Nutzer, und damit mehr als in den Befragungen zuvor, gaben an, schon einmal für einen Dienst bezahlt zu haben. 28 Prozent würden zwischen 10 bis 20 Euro bezahlen, 11 Prozent geben an, dass Geld nicht die Rolle spielt, wenn der Dienst bei der Therapie helfen kann. 50 Prozent sagten, sie seien nicht bereit für eine App oder einen Online Dienst zu bezahlen. 2015 lag dieser Anteil noch bei 80 Prozent.
Somit entwickelt sich auch hier mehr und mehr ein profitablerer Markt, wenn auch das Thema Datenschutz noch sehr kontrovers betrachtet wird: 43 Prozent gaben in einer offenen Antwortkategorie mit der Frage, ob man dem Internet Daten anvertrauen kann, an, die Nutzung webbasierter Datenverarbeitung abzulehnen, genauso viele aber plädierten hierfür.
Einstellung der Patienten zu webbasierter Datennutzung. © EPatient RSD
Das Interview mit Gründer und Geschäftsführer der
EPatient RSD GmbH, Dr. Alexander Schachinger, zum Thema Health 2.0 können Sie
hier lesen.