Heinrich Moisa, Pharma 2025: „Wir sind gar nicht so weit von dieser Zukunftsvision entfernt“

Quo vadis Pharma? Heinrich Moisa, President & Managing Director Novartis Deutschland, zeichnete in seinem Impulsvortrag auf der Handelsblatt Jahrestagung Pharma 2025 ein positives Bild für die Entwicklung der deutschen Pharmabranche. Visionen könnten Realität werden. Doch wie wird aus dem Konjunktiv ein Indikativ?
Die Pharmaindustrie in Deutschland und Europa steht vor großen Herausforderungen. Das liegt auch an den regulatorischen Rahmenbedingungen. Aber sie hat auch große Chancen. Davon ist Heinrich Moisa, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland, überzeugt. In seinem Vortrag „Vom Molekül zur optimalen Versorgung: Wie KI und Daten unser Gesundheitssystem transformieren“ skizzierte er auf der Handelsblatt-Jahrestagung Pharma 2025, was Technologie und Pharmaforschung schon heute bewegen können. KI sei ein Game Changer und eine Zukunft, in der die Versorgung der Menschen in Deutschland verbessert, die Entwicklungszeit neuer Medikamente verkürzt und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden können, rücke in greifbare Nähe. Sie sei näher denn je.
Durch die Nutzung von Gesundheitsdaten, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz könnte die Vision Wirklichkeit werden. Wie das genau aussehen kann, erläuterte Moisa anhand verschiedener Cases entlang der pharmazeutischen Wertschöpfungskette.
„Es gibt riesige Potenziale, Menschenleben zu retten, die Versorgung zu verbessern und Kosten zu senken, aber wir kratzen nur an der Oberfläche (…).“
Kooperationen in der Grundlagenforschung
Welche molekularen Targets gibt es für Therapeutika und Medikamente? Die Identifizierung und Untersuchung von Targets ist ein grundlegender Schritt im Drug Design. Sie dienen als Ansatzpunkte für zielgerichtete Therapien, insbesondere in der Krebstherapie. Ziel sind wirksamere Therapien mit weniger Nebenwirkungen. Die Identifizierung von Molekülen ist aufwändig und zeitintensiv. Hier arbeitet Novartis mit externen Partnern zusammen, die prädiktive und generative KI-Modelle entwickeln. Das spart Zeit und Kosten, auch, weil es weniger Fehlschläge in der Forschung geben könnte.
Novartis arbeitet mit digitalen Zwillingen, um klinische Studien zu beschleunigen. Digitale Zwillinge sind virtuelle Abbilder von Patienten, bei denen die Daten realer Patienten mithilfe von KI und neuesten Simulationstechnologien virtualisiert werden. „Mit diesen Simulationen können wir die Auswirkungen von Realisierungsveränderungen vorhersagen und die Therapie für die einzelnen Patienten optimieren und anpassen.“
Bessere Patientenversorgung durch Datennutzung: Novartis und DigiOnko
Novartis Deutschland ist als Projektpartner an DigiOnko beteiligt. Das innovative Projekt in Bayern will die Vorsorge und Behandlung von Brustkrebs mithilfe der digitalen Medizin verbessern. Der Ansatz: Patientinnen werden von Anfang an durch ein sogenanntes Kompetenzteam individuell und nachhaltig unterstützt. Die Initiative ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Akteure, darunter die Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen (Projektleitung) und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ziele sind die Entwicklung eines Präventionsprogramms mit Maßnahmen zur Früherkennung und Risikoprognose, der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Datenanalyse und der Aufbau einer digitalen IT-Struktur zur Vernetzung aller an der Patientenversorgung Beteiligten. Novartis unterstützt unter anderem die Nutzung von Daten aus dem medizinischen Alltag, um die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen und zu individualisieren.
Bessere Patientenversorgung durch Datennutzung: DigiOnko
Novartis Deutschland ist als Projektpartner an DigiOnko beteiligt. Das innovative Projekt in Bayern will die Vorsorge und Behandlung von Brustkrebs mithilfe der digitalen Medizin verbessern. Der Ansatz: Patientinnen werden von Anfang an durch ein sogenanntes Kompetenzteam individuell und nachhaltig unterstützt. Die Initiative ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Akteure, darunter die Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen (Projektleitung) und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Ziele sind die Entwicklung eines Präventionsprogramms mit Maßnahmen zur Früherkennung und Risikoprognose, der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Datenanalyse und der Aufbau einer digitalen IT-Struktur zur Vernetzung aller an der Patientenversorgung Beteiligten. Novartis unterstützt unter anderem die Nutzung von Daten aus dem medizinischen Alltag, um die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen und zu individualisieren.
Fazit: Fortschritt wagen – und Kosten sparen
Optimierung der Patientenversorgung bei gleichzeitiger Kostensenkung: Moisa zitierte eine McKinsey-Studie, nach der im deutschen Gesundheitswesen jährlich über 40 Milliarden Euro eingespart werden könnten – durch konsequente Digitalisierung und Datennutzung. „Es gibt also riesige Potenziale, Menschenleben zu retten, die Versorgung zu verbessern und Kosten zu senken, aber wir kratzen nur an der Oberfläche, wir nutzen diese Daten nicht.“ Von den potenziell verfügbaren Datenmengen würden 97 Prozent nicht genutzt. „Es gibt noch zu viele Hindernisse, um die eingangs skizzierte Zukunftsvision Wirklichkeit werden zu lassen. Aber, und das ist die gute Nachricht, wir sind gar nicht so weit von dieser Zukunftsvision entfernt.“
Die Digitalisierung müsse weiter ausgebaut und vorangetrieben werden. Moisa fordert verlässliche Strukturen für einen umfassenden Datenzugang und eine beschleunigte Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA). Und er appelliert an die Entschlossenheit, die Chancen zu nutzen. „Es liegt an uns, diese Möglichkeiten zu nutzen, um eine bessere Zukunft für die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gestalten.“