Merck: Nachhaltigkeit als Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit
Prof. Dr. Herwig Buchholz: Auf dem Weg zu Klimaneutralität haben wir uns ambitionierte Zwischenziele gesetzt. Merck wird seine direkten Treibhausgasemissionen bzw. Emissionen durch zugekaufte Energie bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 zu senken. Bis dahin werden wir auch 80 Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen decken. Es ist klar, dass dafür große Veränderungen nötig sind. Allen voran gilt es, die prozessbedingten Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Darüber hinaus setzen wir auf grüne Energie. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist unsere Lieferkette: Indirekte Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird Merck bis 2030 um insgesamt 1.500 Kilotonnen CO2-Äquivalente reduzieren.
Health Relations: Das sind langfristige Ziele. Welche Maßnahmen setzen Sie jetzt schon um? Welche sollen noch folgen?Prof. Dr. Herwig Buchholz: Wir haben beispielsweise in unserem Life-Science-Geschäft Produktionslinien auf einen PFC-freien Betrieb umgestellt und senken so die prozessbedingten Treibhausgasemissionen. Genauso ist in puncto grüner Energie ein Zwölfjahresvertrag für erneuerbare Energien in den USA ein wichtiger Baustein. Dieses "Virtual Power Purchase Agreement", das wir Anfang 2021 geschlossen haben, umfasst 68 Megawatt: Das entspricht 65 Prozent unseres gesamten Stromverbrauchs in den USA, wo wir als Unternehmen den höchsten Energieverbrauch verzeichnen. Ein Windpark entsteht derzeit in Texas und soll 2022 fertiggestellt werden. Beim Thema Kreislaufwirtschaft – das ist sehr wichtig für uns – laufen viele Aktivitäten im Zusammenhang mit unseren Rohstoffen, Produkten und besonders auch den erforderlichen Verpackungsmaterialien."Nur wenn wir einen nachhaltigen Mehrwert-Beitrag für die Gesellschaft schaffen, können wir auch in Zukunft unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern."Health Relations: Sie haben damit eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Kommunizieren Sie diese auch nach außen? Prof. Dr. Herwig Buchholz:Wir kommunizieren alle wichtigen strategischen Themen an unsere Stakeholder. Und Nachhaltigkeit hat schon immer einen hohen Stellenwert in unserem Unternehmen gehabt. Für uns gehören nachhaltiges Wirtschaften und profitables Wachstum zusammen: Nur wenn wir einen nachhaltigen Mehrwert-Beitrag für die Gesellschaft schaffen, können wir auch in Zukunft unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern. Darüber möchten wir unsere Stakeholder transparent und umfänglich informieren – sowohl über unsere Aktivitäten und Erfolge als auch über Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Das tun wir zum einen selbst aktiv über unseren jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht, unsere Website, Pressemitteilungen und natürlich auch über Social Media. Zum anderen lassen wir uns von externer Seite über Ratings bewerten – beispielsweise über das Carbon Disclosure Project – und können so unsere Leistungen mit denen anderer Unternehmen vergleichen. Health Relations: Sie wollen einen Beitrag in den Bereichen Wissenschaft & Technologie, Wertschöpfungskette und Klima & Umwelt leisten. Warum in diesen drei Bereiche?Prof. Dr. Herwig Buchholz:Wissenschaft und Technologie sind für uns der Schlüssel zu Fortschritt. Das lehrt uns auf beeindruckende Art und Weise auch die COVID-19-Pandemie. Technologischer Fortschritt und die das Problemlösungspotenzial der Wissenschaft können nachhaltig Mehrwert für die Gesellschaft schaffen und das Wohlergehen vieler Menschen verbessern – so unser Selbstverständnis. Als Unternehmen wollen wir wirtschaftlich erfolgreich sein und durch unsere Geschäftstätigkeit einen positiven Wertbeitrag für die Gesellschaft erzielen. Unser Bestreben ist es dabei, gesellschaftliche Folgekosten zu vermeiden. Unsere Wertschöpfungsketten sind ein wichtiger Hebel, um unseren Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt zu steuern. Ambitionierte Klima- und Umweltziele sind essenziell, um den großen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Health Relations: Welche Veränderungen führen Sie im Unternehmen ein?Prof. Dr. Herwig Buchholz:Nachhaltiges Handeln ist ein integrierter Bestandteil unserer Geschäftstätigkeit und Unternehmensstrategie. Deshalb müssen alle Bereiche an entsprechenden Konzepten und Steuerelementen beteiligt sein. Alle Unternehmensbereiche arbeiten zurzeit an Strategien zur Umsetzung der Ziele, die übergreifenden Gruppenfunktionen von Merck unterstützen mit übergreifenden Tools, wie Analysen, Datenbanken und Trainings im Bereich Nachhaltigkeit. Und natürlich beziehen wir alle Mitarbeitenden in diese Veränderungen ein – informieren sie, schulen sie und schaffen Anreize für nachhaltiges Verhalten. Wir werden zudem auch die langfristige variable Vergütung der Geschäftsleitung ab 2022 mit messbaren Fortschritten bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele zu verknüpfen.