MW Office launcht eine Augmented-Reality App für Healthcare Professionals. Warum ist sie für Geschäftsführerin Alexandra Trudnowski eine Eintrittskarte ins Metaverse? Das verraten wir Ihnen in diesem Interview.
Erfahren Sie in diesem Interview:Health Relations: Die docAR App soll ein Eintritt ins Metaverse sein. Was heißt das genau? Denn im Grunde sprechen wir hier über AR-Inhalte und nicht über das Metaverse, oder?"Die App stellt sicher, dass die Story weitererzählt wird, die in Print ihren Anfang nimmt." Alexandra Trudnowski ist Geschäftsführerin bei MW Office ©MW Office
Alexandra Trudnowski: Die docAR ist eine App, mit der HCPs schnell und unkompliziert in eine digitale Welt eintauchen können. Egal ob man dort Movie, 3D oder AR vorfindet, wir sehen die App als ideales Tool, um ins
Metaverse einzutreten – ganz ohne Medienbruch.
Health Relations: Laut Bitkom Studie, die allerdings nicht spezialisiert auf die Pharmabranche ist, ist die Reaktion aus der Wirtschaft hinsichtlich dieses Themas bisher verhalten. Rund jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) steht dem Thema generell interessiert und aufgeschlossen gegenüber, ähnlich viele (29 Prozent) aber kritisch und ablehnend. Wie ist Ihre Einschätzung mit Blick auf die Pharmabranche: Sind Themen wie das Metaverse im Fokus?Alexandra Trudnowski: Metaverse ist nichts Neues. Schon vor rund 20 Jahren wurde die erste Metaverseplattform „Second Life“ gelauncht und teils auch von Pharma genutzt. Meiner Meinung nach wird seit ein paar Monaten wieder
vermehrt über das Thema gesprochen, weil Services und Cases für Pharma geschaffen werden, die interessant und spannend sind und Mehrwerte bieten. Auslöser war sicherlich Corona, weil man nach Alternativen gesucht hat, sich z. B. virtuell auf einem Kongress zu treffen und in Echtzeit miteinander zu diskutieren.
Was ist Augmented Reality und wie unterscheidet sie sich von VR?
Augmented Reality (AR) heißt übersetzt „erweiterte Realität“. Darunter versteht man das Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben. Das funktioniert über eine Kamera im Smartphone oder eine spezielle Brille. Bei Nutzung werden dem User zusätzliche Details über sein Umfeld eingespielt. Virtual Reality (VR) hingegen lässt den Nutzer komplett eintauchen in eine eigene, virtuelle Welt, in eine digitale Realität.
Health Relations: Die App richtet sich an Fachgruppen. Wie genau funktioniert sie im Detail?
Alexandra Trudnowski: Ja, sie richtet sich an HCPs wie Ärzte/Ärztinnen, MFA, Apotheker:innen, PTA etc. Die App kann ohne Registrierung im App Store oder auf Google Play heruntergeladen werden. Einmal geladen, kann die App für alle Unternehmen und Verlage genutzt werden, die Inhalte anbieten. Wir denken aktuell auch über eine AR-App für Gesundheitsinteressierte nach.
(c) MWO
Health Relations: Das Ganze hört sich intuitiv an. Wurden HCPs in die Entwicklung der AP einbezogen, wurde die Usability getestet im Vorfeld?Alexandra Trudnowski: Natürlich haben wir Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Technik einwandfrei funktioniert. Inhalte, die in der App sichtbar sind, werden durch die Kreativagenturen erstellt und an uns geliefert. Die sind meist auch beim Arzt/Ärztin getestet worden.
Health Relations: Gibt es bereits einen ersten Case?Alexandra Trudnowski: Mit Bionorica haben wir den ersten Kunden im Bereich OTC gewinnen können. Aktuell wird der Case gerade aufgesetzt und wir sind alle sehr gespannt darauf. Wir haben sehr viele Anfragen aus der Pharmaindustrie und auch von den medizinischen Verlagen.
Health Relations: OK. Welche Rolle könnte die App im Rx-Segment spielen, wo könnte es beispielsweise beim Launch eines Produkts eingesetzt werden?Alexandra Trudnowski: Sie kann immer eingesetzt werden, wo Kunden von Print ins Digitale verlängern möchten. Ganz ohne Zusatzkosten, ohne lästigen Medienbruch und mit dem positiven Nebeneffekt, damit auf Nachhaltigkeit einzuzahlen. Gerade bei einem Launch soll natürlich höchstmögliche Awareness zu einem Produkt geschaffen werden, da trägt Innovation positiv zum Image eines Unternehmens bei. Das wichtigste ist aber, dass die Story stimmt.
Ein nahtloses Storytelling über alle Kanäle hinweg spielt eine große Rolle. Wenn Pharma dafür z.B. Movies oder AR als Transponder einsetzen möchte, braucht es kreative und crossmedial denkende Agenturen, die den Handshake von Print ins Digitale umsetzen können.
Health Relations: Jedes digitale Tool ist nur dann sinnvoll, wenn sein Mehrwert spürbar ist für die Zielgruppe. Welche Mehrwerte hat die App für HCPs?Alexandra Trudnowski: HCPs können sich zum Beispiel Videos ansehen mit KOL- oder Expertenmeinungen oder Round Table Diskussionen, es kann auf Mode-of-Action Movies oder auf komplizierte 3D AR-Modelle, auf interaktive Studien, eReprints oder auf CME Events verlinkt werden. Der Einsatz ist grenzenlos und das Gute ist, dass die Inhalte meist schon bestehen. Man muss sich nur noch aus dem Fundus bedienen und es clever als Story verpacken.
Health Relations: Schauen wir noch einmal auf die Kommunikation: Wie vermitteln Sie Pharmaunternehmen die Möglichkeiten der App, wie erarbeiten Sie die digitalen Inhalte mit ihnen?Alexandra Trudnowski: Nach Zusage, dass die App genutzt wird, ist der erste Step immer ein gemeinsamer Workshop mit Kund:innen, Kreativ- und PR-Agentur und MWO. In diesem Termin werden dann alle Möglichkeiten ausgelotet, Ziele und KPIs definiert und die Agentur erstellt danach die Inhalte als Movie oder auch als Augmented Reality Projektion, welche in der docAR App laufen sollen. Auch Klick-Outs sind möglich auf Websites, Social-Media-Kanälen oder auf PDFs.
"Der Trend Bewegtbild ist auch beim HCP nicht mehr aufzuhalten, das sehen wir an den positiven Reporting-Zahlen."
Health Relations: Thema Data Literacy: Welche Daten werden erfasst und reportet – und wie können die Daten Pharmaunternehmen helfen, das Geschäft zu optimieren?Alexandra Trudnowski: Der Kunde bekommt einmal im Monat ein Reporting von uns mit allen Daten, die erfasst werden wie zum Beispiel Views/Impressions, Unique User, Durchschauraten von Videos – dementsprechend auch eine VTR (View-Through-Rate) und Clicks. Hier kann auch ein Geo-Targeting ausgewiesen werden. Somit kann der Kunde sehen, welcher Content gut funktioniert hat und welcher nicht. Die gesamte Customer Journey wird messbar und kann einen enormen Impact haben. Wenn Content in der AR-App angesehen wurde, wissen wir, dass die oder der HCPs das Fachmagazin oder die Tageszeitung in der Hand hatte, es auf Seite x geöffnet hatte, sich den AR-Inhalt angesehen, auf die Website geklickt hat und im besten Fall auf der Website einen Lead ausgelöst hat. Beispielsweise den Download einer Arztbroschüre.
Health Relations: Die App will auch Papier einsparen, indem sie Informationen digital vermittelt. Aber sind schriftliche Informationen nicht oftmals bleibender – und kommen auch seriöser rüber?Alexandra Trudnowski: Die Papierpreise steigen immer noch, viele Titel erscheinen weniger oft, manche Verlage haben das Format verkleinert. Alles Maßnahmen, um steigenden Rohstoffpreisen entgegenzuwirken und positiv auf
Nachhaltigkeitsziele einzuzahlen. Für mich ist digital nicht weniger seriös als Print, doch Print ist nach wie vor bleibender – da bin ich ganz Ihrer Meinung.
Meine Meinung dazu ist, dass Print aktuell noch nicht wegzudenken ist und das ist gut so. Gerade im Bereich Patient-/Patientin-Kommunikation. Wer vom HCP eine Infobroschüre in die Hand gedrückt bekommt, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit nachlesen, als jemand, der vom Arzt/Ärztin eine Internetadresse gesagt bekommt, die schnell wieder vergessen wird. Aber Papierreduktion ist nötig. Zurück zum Arzt: Der Trend Bewegtbild ist auch beim HCP nicht mehr aufzuhalten, das sehen wir an den positiven Reporting-Zahlen. Die App stellt sicher, dass die Story weitererzählt wird, die in Print ihren Anfang nimmt.