Rund 800.000 Menschen sind in Deutschland von der Nesselsucht betroffen: juckende, brennende Quaddeln, die plötzlich auftreten. Ohne erkennbare Ursache, wie nach dem Berühren einer Brennnessel. Ein Symptom-Tagebuch des Patienten kann helfen, den Hautarzt auf die richtige Spur zu bringen – wie die NesselApp von Novartis. Ein weiteres Beispiel für gelungene Adhärenz-Anwendungen.
Das körpereigene Immunsystem der Haut ist ein natürliches Schutzschild, das äußere Einflüsse erkennt und warnt, wenn diese gefährlich sind. Bei der Nesselsucht (Urtikaria) ist dieser Schutzmechanismus aus dem Tritt: Er reagiert ständig über.
Wenn ein Patient seinem Arzt umfassendes Wissen über den Verlauf der Erkrankung geben und somit die eigene Behandlung optimieren kann, ist hier schon viel gewonnen. Dafür haben Novartis und der Deutsche Allergie- und Asthmabund 2014 die NesselApp entwickelt.
Die Möglichkeit, den genauen Verlauf der Symptome zu dokumentieren, hilft dem Arzt, die Erkrankung richtig einzuschätzen
Denn oft wissen Patienten nicht, woher der Ausschlag kommt. Zudem kann es passieren, dass Symptome bereits verschwunden sind, sobald ein Termin beim Arzt ansteht.
Die Folge: Der Mediziner kann keine Diagnose stellen und den Patienten nicht ausreichend informieren. Genau das soll die Tagebuchfunktion der NesselApp verhindern.
Der Nutzer kann außerdem Hautausschläge mit Angabe des Datums fotografieren und speichern.
„Damit können Patienten über einen längeren Zeitraum ein detailliertes Bild der Krankheit aufzeichnen“, erklärt Ursula Frank-Stoll, Medizinische Fachreferentin bei Novartis in Nürnberg. „Gerade diese Möglichkeit, den genauen Verlauf der Symptome zu dokumentieren, hilft dem Arzt, die Erkrankung richtig einzuschätzen, die Therapie zu optimieren und dadurch die Lebensqualität des Patienten zu erhöhen“, so Frank-Stoll weiter.
Aus allen Daten erzeugt die NesselApp einen Report
Zusätzlich kann der Nutzer aufzeichnen, was er gegessen oder wann er Sport gemacht hat. Aber auch externe Einflüsse wie Hitze, Kälte und Stress oder auch Infektionen sowie die Einnahme von Medikamenten sind wichtige Informationen, die mit der App festgehalten werden können. Außerdem können Patienten eingeben, wie sie die jeweiligen Krankheitssymptome wahrgenommen haben: Mithilfe einer Skala von 0 bis 3 bewerten sie die Stärke ihrer Symptome.
Daraus berechnet die App den wöchentlichen „Urtikaria-Aktivitäts-Score“. Bei Verläufen mit Angioödemen können auch diese in der App dokumentiert und zusätzlich der „Angioödem-Aktivitätsscore“ erstellt werden.
„Aus allen Daten erzeugt die NesselApp einen Report“, erklärt Christof Kuhn, Produktmanager im Bereich Hauterkrankungen bei Novartis.
Dieser kann direkt an den Arzt gemailt oder als PDF-Datei ausgedruckt und zur nächsten Sprechstunde mitgenommen werden. Der Arzt analysiert die Daten und kann so die passende Therapie einleiten.
Begleitend zur App gibt es die Webseite
hautwende.de, die sich an Nesselsucht- und Psoriasis-Patienten richtet. Neben Informationen zu den Erkrankungen und einer Arztsuche gibt es hier auch
Video-Interviews mit Spezialisten wie Prof. Marcus Maurer von der Charité Universitätsmedizin Berlin oder Dr. Uwe Schwichtenberg, einem Dermatologen aus Bremen.
Die NesselApp kommt von App-Profis
Die NesselApp ist kostenlos und im App-Store sowie im Play Store für iPhones, iPads und Android-Mobilgeräte erhältlich. Zwar hat es seinem einem guten Jahr kein Update mehr gegeben, aber die (wenigen) User-Kommentare fallen überwiegend positiv aus.
Novartis ist aber auch kein Anfänger im Bereich der medizinischen Apps: Im deutschen App-Store etwa gibt es noch 14 weitere Anwendungen, darunter mehr Tagebuch-ähnliche für Patienten wie den PSOTracker (für Psoriasis) und "MS und ich", aber auch Apps für Health Professionals wie die zur Anwendung des Everolimus-Präparats Afinitor, für die man einen DocCheck® Login braucht. In den USA testet Novartis gerade sogar eine
Anwendung für klinische Studien im ophthalmologischen Bereich.
„Smartphones und Apps sind Teil unseres Alltags. Sie werden auch Teil der gesundheitlichen Versorgung sein",
sagte uns schon im letzten Jahr Dr. Johannes Schenkel, Neurologe und Referent für Telemedizin bei der Bundesärztekammer zum Thema Adhärenz-Apps. Ein wesentliches Merkmal dieser Art Apps ist, dass der Patient als aktiver Part innerhalb der Therapie aufgefasst wird. Das könne auch eines ihrer Potentiale sein, so Dr. Johannes Schenkel: Dass der Patient sich bewusst mit seiner Diagnose und der Therapie auseinandersetzen kann.
Bilder: © Novartis