Digitale Technologien und Künstliche Intelligenz verändern die pharmazeutische Forschung und Produktentwicklung grundlegend. Wie schnell und mit welchen neuen Ansätzen, darüber sprach Dr. med. Christian Lenz, Medizinischer Direktor und Mitglieder der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland, auf der Digital Health Conference 2024 in Berlin.

Riesige Datenmengen, kombiniert mit KI, ermöglichen sehr genaue und schnelle Analysen, wodurch Krankheiten früher erkannt und bekämpft werden können. So umreißt Lenz den Nutzen von Künstlicher Intelligenz. Vor allem bietet das die große Chance, dass Therapien immer passender auf die biologischen Merkmale von Patientinnen und Patienten ausgerichtet werden können.

Ein Beispiel dafür liefert für ihn die Entwicklung von Impfstoffen und Therapien während der COVID-19-Pandemie. Damals analysierte KI „Millionen von Datenpunkten“ und beschleunigte damit die Forschung und Entwicklung deutlich. „Unter dem Strich konnten wir dank künstlicher Intelligenz innerhalb von nur 16 Monaten eine Behandlung entwickeln. Das dauerte vorher viele, viele Jahre.“

„Wir konnten dank Künstlicher Intelligenz innerhalb von nur 16 Monaten eine Behandlung entwickeln. Das dauerte vorher viele, viele Jahre.“

Der Einsatz von sogenanntem Supercomputing hat die Zeitspanne von der Entdeckung neuer Moleküle bis zur Zulassung von Medikamenten deutlich verkürzt. Für Pfizer heißt das in Zahlen: Im Vergleich der Jahre 2019 und 2022 ist die durchschnittliche Zeit, die von ersten Tests eines neuen Moleküls an Menschen bis zur Zulassung vergeht, von 8,6 auf 4,8 Jahre gefallen. „Sie hat sich also halbiert.“ Dank Supercomputings habe Pfizer die Gesamtzeit von komplexen Berechnungen um 80 bis 90 % reduzieren können.

Inzwischen setzt das Unternehmen KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein. Dabei brauche es im Umgang mit Künstlicher Intelligenz verbindliche und klare Regeln, die die Privatsphäre respektierten, ist Lenz überzeugt.

Im Kampf gegen Krebs setzt Pfizer auf KI

Pfizer ist eines der Unternehmen, das in leitender Funktion am europäischen Forschungskonsortium OPTIMA teilnimmt. Mittels künstlicher Intelligenz sollen bis 2026 die Behandlungsdaten von bis zu 200 Millionen Patientinnen und Patienten analysiert werden. Das Ziel: Bessere Therapien für Menschen mit Brust-, Lungen- oder Prostatakrebs zu entwickeln.

Pfizer arbeitet dabei mit 40 Partnern aus mehr als 10 Ländern zusammen, darunter Kliniken, Forschungseinrichtungen, Universitäten und Behörden. Behandelnde sollen dank der Plattform in Zukunft die individuell passende Behandlung für ihre Patientinnen und Patienten finden. Denn: „Jedes Jahr kommen ca. 20 bis 30 neue Krebsmedikamente auf den Markt. Da ist es zunehmend herausfordernder, die einzelnen Therapieoptionen zu überblicken.“