Marketing- und Pharmamanager sprechen mit gut gemachten Patientenprogrammen informierte Patienten und Ärzte an. Und profitieren selbst davon.
Durch die Digitalisierung verändern sich Kommunikationswege von Pharmaunternehmen. Patienten informieren sich per Google über Ärzte, Erkrankungen und Behandlungsmethoden. In sozialen Netzwerken tauschen sie sich über Medikamente und Behandlungen aus.
Pharmafirmen können es sich nicht leisten, vor diesen Trends die Augen zu verschließen.In ihren Kommunikationsstrategien müssen sie – neben dem Arzt – auch den Patienten ansprechen. Und das nicht nur bei OTC-Produkten. Auch bei Erkrankungen, die mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden. Patientenprogramme eignen sich sehr gut dafür.
Patienten werden verstärkt in das Therapiemanagement einbezogen: Beispiel Patienenprogramm Rheumahelden © Roche
Ein klassisches Patientenprogramm bietet
Roche mit der Website
rheumahelden.de. Zwar gibt es einen Link für Fachkreise, im Zentrum steht aber der Patient, der sich in die "Helden-Community" einloggen und mit anderen Betroffenen austauschen kann. Er erhält viele Informationen zur Erkrankung und Therapie, auf Wunsch auch in Print, und bekommt eine Checkliste für das Arztgespräch mit dem Rheumatologen an die Hand. Ergänzend findet er nützliche Internetadressen, etwa zu Fachgesellschaften und zu einer Datenbank mit Ärzten und Therapeuten.
So schafft die Website einen echten Mehrwert für den Patienten.Unterstützung für Patienten und Daten für Pharmafirmen
Einen anderen Weg geht
Janssen-Cilag. Das Pharmaunternehmen betreibt die Website
bewegbereiter.de. Hier finden Patienten ein
Unterstützungsprogramm bei Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Morbus Crohn. Registrierte Nutzer erhalten auf ihre Erkrankung abgestimmte Inhalte, lesen täglich Tipps per E-Mail und können einem persönlichen Berater Fragen zu ihrer Ernährung stellen.
Gleichzeitig können die registrierten Nutzer ihre
Gesundheitsdaten protokollieren und im Zeitverlauf kontrollieren. Das Unternehmen hat die Möglichkeit, die zusammengefassten Daten aller Nutzer zu analysieren, wobei gemäß der
Datenschutzerklärung die Anonymität des Einzelnen gewahrt bleibt. Aber auch Bewertungen der eigenen Produkte und Leistungen sind möglich.
Arzt wird in Patientenprogramme eingebunden
Der Arzt wird bei dieser neuen Art der Kommunikation nicht übergangen oder gar überflüssig. Janssen-Cilag kooperiert mit Ärzten, die wiederum als Behandler den Patienten über das Unterstützungsprogramm informieren und ihnen eine Infobroschüre mit einem Zugangscode für die Website aushändigen.
Arzt und Patient geben in Videoclips auf der Website ihre Erfahrungen wieder und motivieren so zur Teilnahme am Patientenprogramm. In einem Video zu einem Selbstlern-Ernährungsprogramm für übergewichtige Psoriasis-Patienten sagt PD Dr. Sascha Gerdes vom Psoriasis-Zentrum Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein: "In einer Pilotstudie konnten wir zeigen, (…) dass die Patienten, die das Programm benutzen, auch wirklich davon profitieren können." Der
Einsatz solcher Testimonials mit hoher Glaubwürdigkeit trägt dazu bei, dass sich Patienten umfassend angesprochen und motiviert fühlen, Vertrauen aufzubauen und das Programm für sich zu nutzen.
https://www.bewegbereiter.de © Janssen-Cilag
TheraKey® mit „Universalschlüssel“ für Ärzte
Auch das Programm
TheraKey® von Berlin-Chemie ist zweigleisig angelegt (
Health Relations berichtete). Hier finden Patienten umfassende Therapieinformationen und Erfahrungsberichte; den "Schlüssel" zum Portal händigt der Arzt aus.
Seit Ende Januar 2017 gibt es für Ärzte und medizinisches Fachpersonal erstmalig den TheraKey ® Professional. Als Universalschlüssel erlaubt er ihnen den Zugriff auf die verschiedenen Onlineportale. Mit einem einzigen Log-in kann der Arzt also auf alle vorhandenen und zukünftigen Onlineportale zugreifen. Die Professional-Version hat mehrere Extra-Featueres, bspw. eine digitale Version aller Schaukarten, mit denen der Arzt dem Patienten anatomische Strukturen oder seine Erkrankung erklären kann, und einen News-Bereich für das Fachpersonal.
Ein Beispiel, das zeigt, dass Ärzte durchaus ein offenes Ohr für solche Patientenprogramme haben und bereit sind, hier mit Pharmafirmen zu kooperieren.
© BERLIN-CHEMIE
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