„Pharma hat viel dafür getan, die Themen rund um die Pandemie gut zu erklären“
Pharma Fakten e.V. ist eine Informationsplattform, die von verschiedenen Pharmafirmen gegründet wurde. Was ist ihr Zweck?Dr. Kristin Jakobs: Pharma Fakten e.V. wurde 2014 von verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen mit der Idee gegründet, übergeordnete Themen, die für mehr als eine Firma interessant sind, mithilfe von Fakten über eine operativ unabhängige Redaktion nach außen darzustellen. Dazu werden komplexe Themen so aufbereitet, dass sie von der interessierten Allgemeinheit verstanden werden. Auf der Webseite befinden sich ca. 950 aktuelle Artikel, ergänzt durch erklärende Grafiken. Etwa 150 Artikel kommen jährlich dazu. Pharma Fakten betreibt einen eigenen Twitter-Kanal und es gibt die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren, der auf die neuesten Artikel hinweist.
Health Relations: Wie ist die Struktur dahinter?Dr. Kristin Jakobs: Insgesamt finanzieren derzeit 16 pharmazeutische Unternehmen den eingetragenen Verein und damit die Plattform. Es gibt einen Vorstand, sowie einen Beirat, eine mindestens jährlich stattfindende Mitgliederversammlung und eine „Werkstatt“. Alle Mitglieder können regelmäßig Impulse für Themen geben oder helfen, einen Interviewpartner zu gewinnen. Wir nehmen aber keinen Einfluss auf die Inhalte der Artikel. Die Arbeit von Pharma Fakten e.V. ist nicht als Konkurrenz z.B. zu den Aktivitäten des vfa, Verband der forschenden Pharmaunternehmen, oder anderer Verbände zu verstehen, sondern als Ergänzung. Die Stärke der Seite liegt darin, ein großes Spektrum an Themen abzudecken und diese auch in einer gewissen Detailtiefe darstellen zu können. Dadurch werden Fakten in Narrative einbettet.
Health Relations: An wen richtet sich die Plattform?Dr. Kristin Jakobs: Die Plattform richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit. Thematisch deckt sie Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Therapien sowie gesundheitspolitische Themen ab. Wir haben auch den Anspruch, zu erklären, wie die Pharmawelt funktioniert.
Health Relations: Wie wird Pharma Fakten angenommen?Dr. Kristin Jakobs:In den letzten Jahren ist die Plattform stark gewachsen, die Zugriffszahlen und Nutzerzahlen sind stetig gestiegen. Immer mehr Menschen haben Interesse an unseren Inhalten, vor allem Journalisten. Die sind eine wichtige Zielgruppe. Aber auch Politiker, unterschiedliche Verbände und Agenturen nutzen unseren Service als Recherchequelle.
Health Relations: "Wir als Kommunikatoren können dafür sorgen, dass komplexe Themen auch allgemeinverständlich erklärt werden und die Öffentlichkeit Zugang dazu findet."Health Relations: Hat die Pandemie die Entwicklung noch einmal verstärkt?Dr. Kristin Jakobs: Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Zugriffszahlen 2020 und 2021 extrem gestiegen sind. Wir haben mittlerweile 1,1 Millionen Nutzer und 1,6 Millionen Zugriffe pro Jahr auf der Seite. Corona-Themen haben das Wachstum beschleunigt, auf der Seite wurden aber auch viele andere Themen gelesen, beispielsweise zum Koalitionsvertrag, zu neuen Erkenntnissen und Therapiefortschritten in der Krebstherapie oder zu seltenen Erkrankungen. Health Relations: Es gibt mehrere Studien, die belegen, dass das Image der Pharmaindustrie durch Corona besser geworden ist. Merken Sie das auch?Dr. Kristin Jakobs:Absolut. Wir konnten seit Beginn der Pandemie feststellen, dass sich das Image der Industrie positiv verändert und sehen das auch bei Pharma Fakten e.V. Die Gründe dafür sind vielfältig – unter anderem ist insgesamt mehr und verständlicher kommuniziert worden. Die Pharmafirmen haben viel dafür getan, die Themen rund um die Pandemie gut zu erklären und das hat wiederum positive Auswirkungen auf die Außenwahrnehmung gehabt. Wir haben in dieser Zeit sehr viel gelernt. Ein Beispiel: Manchmal finden unsere Wissenschaftler bestimmte Themen so komplex, dass sie diese nur über Fachmedien kommunizieren möchten. Wir als Kommunikatoren können dafür sorgen, dass diese Themen auch allgemeinverständlich erklärt werden und die Öffentlichkeit Zugang dazu findet. Das stärkt das Vertrauen in die Wissenschaft und fördert auch ein Verständnis für diesen wichtigen Bereich der Gesundheitswirtschaft. In Bezug auf Corona sind sicher auch Fehler passiert, aber insgesamt hat die Branche sehr viel getan und dazugelernt. Health Relations: Was hat die Kommunikation während der Pandemie besonders ausgezeichnet?Dr. Kristin Jakobs: Die Themen haben mehr Aufmerksamkeit erhalten, weil sich jeder Mensch mit der Pandemie, der Impfung und möglichen Behandlungen beschäftigen musste. Das war eine Chance für die Industrie, uns und unsere Arbeit darzustellen. Corona hat uns alle betroffen. Das gilt jedoch nicht für alle Erkrankungen. Darum sollte sich unsere Kommunikation noch besser daran ausrichten, über welche Krankheit wir reden und welche Menschengruppen betroffen ist. Dazu gehören nicht nur die Patient:innen, sondern auch das Umfeld. Je nach Zielgruppe ist oft ein anderer Grad an Vorwissen vorhanden. Es gibt viele spannenden Themen, die es wert sind, entsprechend aufbereitet zu werden. Wie immer, wenn es um Kommunikation geht, müssen wir uns immer wieder neu auf die Zielgruppe einstellen. Health Relations: Wie soll es mit Pharma Fakten e.V. weitergehen? Dr. Kristin Jakobs: Der Verein Pharma Fakten e.V. lebt vom "gemeinsam machen" und "gemeinsam weiterentwickeln". Wir werden im Frühjahr beispielsweise einen Workshop für die Mitgliedsfirmen anbieten, um genau das miteinander zu diskutieren. Wir wollen Fragen diskutieren wie: Wie können wir noch besser werden? Die Zielgruppen besser erreichen? Welche Themen werden zukünftig wichtig? Und wir freuen uns, wenn noch mehr Firmen sich entscheiden, dieses Projekt aktiv zu unterstützen und Mitglied werden. Gerade jetzt und mit der von Ihnen erwähnten Veränderung der Wahrnehmung der pharmazeutischen Industrie sehen wir eine wichtige Aufgabe und eine große Chance. Je mehr Schultern Pharma Fakten tragen, umso leichter wird es für alle. Wir verfolgen ein gemeinsames Ziel: Wissenschafts- und Pharmathemen sowie gesundheitspolitische Aspekte verständlich und transparent zu kommunizieren.