Im Vergleich zu anderen Wirtschaftssegmenten ist der digitale Gesundheitsmarkt stark reguliert. Dennoch ist man bei Philips überzeugt, dass der digitale Wandel auch im Healthcare-Bereich umfassend sein wird.
Im Bereich der Zusammenarbeit mit Start-ups mache man „noch erste Schritte“, sagt Gerrit Janßen, der für das
Startup Innovation Programm bei Philips verantwortlich ist. Dafür ist der Umfang der ergriffenen Maßnahmen aber bereits beachtlich.
Neben anderen Unternehmen ist Philips einer der Partner des Berliner
Startupbootcamp Digital Health, das im letzten Jahr zum ersten Mal ausgerichtet wurde und dieses Jahr in die zweite Runde geht.
Einige 100 Start-ups mit Digital-Health-Produkten nehmen hier an dem Auswahlprozess teil. Am Ende bleiben zehn Start-ups übrig, die das Förderprogramm durchlaufen.
https://youtu.be/CejfEIjbSps?list=PLEH1z4zOhD3BmMG2IrN894o7cC05qiNtl
Man will bei Philips aber nicht mehr auf eine externe Infrastruktur bei der Start-up-Förderung angewiesen sein. Deshalb wird gerade auf knapp 1000 Quadratmetern der
Health Innovation Port gebaut – der erste "Coworking Innovation Hub" in Hamburg mit dem Fokus auf Digital Health, Gesundheit und Medizintechnik. Start-ups werden hier Büros mit modularer, modernster Einrichtung und Experimentierflächen zur Verfügung gestellt. Außerdem befindet es sich direkt auf dem Campus von Philips, was den Austausch erleichtert.
Der Health Innovation Port wird von Philips mit weiteren Partnern aus dem Gesundheitssektor betrieben, um gemeinsam die Transformation im Gesundheitswesen zu beeinflussen. Roland Berger, ebenfalls ein Partner des Startupbootcamps Berlin, hat in Kooperation mit Visa Europe bereits im Jahr 2015 einen ähnlich großen Coworking Space in Berlin-Kreuzberg eingeweiht: das
Spielfeld Digital Hub.
98 Prozent der Start-ups scheitern
Viel Enthusiasmus und Selbstdisziplin benötigen die Gründer eines Start-ups. © Viacheslav-Iakobchuk/fotolia.com
Laut des Deutschen Startup Monitors schafften es in den letzten Jahren nur rund
2 Prozent der Start-ups, zu einem etablierten Marktteilnehmer zu werden. Wieso investiert Philips dennoch in dieses vergleichsweise wenig attraktive Wirtschaftssegment? „Wir sind der Meinung, dass wir das Rad nicht neu erfinden müssen und deshalb Partnerschaften mit Start-ups eingehen können, die vielleicht schneller sind, sowie Know-how mitbringen, das wir nicht besitzen“, sagt Gerrit Janßen.
„Das wesentliche Ziel ist, Impulse für neue Geschäftsideen zu bekommen und strategische Partnerschaften mit Start-ups einzugehen.“
Start-ups werden hier also ein Trigger für Innovationskraft und Geschwindigkeit. Bewährt sich das vom Start-up entwickelte Produkt, kann das noch junge Unternehmen in den eigenen Konzern überführt werden.
Erweist sich die Idee als zu wenig innovativ, kann man die finanzielle Förderung relativ kurzfristig einstellen. Mit den Start-ups des Bootcampprogramms gibt es zwar keine konkreten Vereinbarungen zwischen den Förderern und den Start-ups. Aber bei dem eigenen Accelerator-Programm, das Philips gerade auflegt, ist vom externen Coaching bis zur kompletten Übernahme alles möglich.
Patienten werden zu Konsumenten
„Im Bereich Digital Health gibt es zwei große Trends“, sagt Gerrit Janßen.
Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle ermöglicht, die effizienter und damit günstiger werden. „Auf der einen Seite setzen sich die Bürger verstärkt mit dem Thema Gesundheit auseinander. Man kann sagen, er wird vom Patienten zum Konsumenten, indem er zum Beispiel verstärkt Apps nutzt. Auf der anderen Seite sehen wir auch, dass die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle ermöglicht, die effizienter und damit günstiger werden.“
Beim Startupbootcamp wurden etwa im letzten Jahr Start-ups aus dem Bereich Diabetes, Schwangerschaftsbegleitung/Fertility, Alzheimer, Asthma oder Dermatologie gefördert. Alle diese Start-ups legten ein digitales Angebot vor, manche bereits in Verbindung mit einem Produkt. Ein Beispiel aus der Praxis: Das Start-up
Dermtest hat im letzten Jahr die Bootscamp-Förderung erhalten. Ziel des Start-ups ist es, den Erkennungsprozess von Hautkrebs zu optimieren, indem es Hausärzten ein Mikroskop zur Verfügung stellt, mit dem hochauflösende Bilder erstellt werden können. Dem Patienten wird so der Gang zum Dermatologen erspart, weil der Hausarzt in Abstimmung mit einem dermatologischen Zentrum sofort eine Diagnose vornehmen kann.
Fazit: Der „Out-of-the-box-Blick“ von jungen Unternehmern auf das Marktgeschehen und die flexible Zusammenarbeit machen Start-ups für Global Player wie Philips interessant. Anfang Juli findet die Einweihung des Health Innovation Ports für junge Gründer statt.Gerrit Janßen © Philips.com
Gerrit Janßen, diplomierter Kaufmann, ist seit 2009 für Philips tätig. Seit 2014 ist er verantwortlich für Strategie, Business, Development und Business Transformation im Bereich Personal Health. Er trägt die strategische Verantwortung für das Startup Innovation Programm und den Health Innovation Port.Beitragsbild: © fotolia.com/Robert Kneschke