Was wollen junge Zahnärzte? Ein Gespräch mit Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.
Die BZÄK beschäftigt sich gemeinsam mit der KZBV intensiv mit den Anliegen der jungen Zahnärzte. "Sie haben klare Wunschvorstellungen und Erwartungen an die Berufsausübung und an die Berufsvertretungen und wollen auf entsprechende Unterstützungsangebote zurückgreifen können", so Prof. Dr. Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), aus der gemeinsamen „Arbeitsgruppe Generation Y“. Dabei werden auch Erkenntnisse aus Studien des IDZ ausgwertet.
Work-Life-Blending: Statt der klaren Abgrenzung von Arbeit und Privatleben wird eine Verschmelzung der beiden Bereiche propagiert.Die jungen Zahnärzte sind von ihrem Beruf überzeugt und ehrgeizig, ihre Ziele zu erreichen. „
Zahnarzt ist nach wie vor ein attraktiver Beruf mit einer klaren Perspektive. Wer sich für ein Zahnmedizinstudium entscheidet, bricht es nicht ab“, sagt Oesterreich. Trotzdem ist das "
Work-Life-Blending" auch bei den jungen Zahnärzten ein Thema: Sie wollen fließende Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben.
Da kam nicht nur die Lockerung des Vertragszahnarztrechts vor ein paar Jahren gerade recht:
Flexible Modelle wie etwa der angestellte "Job-Sharer" sind im Kommen. Das lässt sich auch
bei der KZBV und
beim Statistischen Bundesamt nachlesen: Praxis-Neugründungen gehen leicht zurück, während die Umsätze und Belegschaftsgrößen der Niederlassungen zunehmen.
Der Trend geht zur Groß-Praxis."Dienstleistung heißt aber auch nicht umsonst Dienstleistung"
Aus seiner eigenen Praxis kann Oesterreich außerdem berichten, dass die Generation Y an Entscheidungen partizipieren will.
Das Gerechtigkeitsprinzip sei wichtig und dass alle gleichmäßig belastet würden. "Dienstleistung heißt aber auch nicht umsonst Dienstleistung", mahnt er. Da muss man auch schon mal später am Abend oder an Feiertagen ran
– es gehe schließlich um das Wohl der Patienten: "Wir sind ein Heilberuf."
Auch bei Zahnarztpraxen kann es natürlich zu Insolvenzen kommen, wie Oesterreich sagt. Häufig fehlt es an Kenntnissen im Praxismanagement, der Betriebswirtschaft und der Unternehmensführung:
„Das Arbeitsumfeld ist komplexer geworden.“ Deshalb sei es wichtig, schon im Studium im Rahmen der Berufskunde erste Erkenntnisse – und die mögliche Unterstützung der Selbstverwaltung – zu vermitteln Auch in der Assistenzzeit werde der Nachwuchs ermutigt, Angebote wie Seminare, in denen BWL-Grundkenntnisse vermittelt würden, wahrzunehmen.
Veranstaltungen mit Eventcharakter
Wenn die Tagung zum Event wird: So sah der Dental Summer 2015 aus.
Gefragt seien allerdings eher Veranstaltungen "mit Eventcharakter" wie der
Dental Summer am Timmendorfer Strand– auch wenn Prof. Dr. Oesterreich daran erinnert, den notwendigen kritischen Blick bei Angeboten von industriellen Sponsoren nicht zu vergessen.
Neue Erkenntnisse im Herbst
Spannend wird es im Herbst 2016: Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat angekündigt, im September eine
neue Approbationsordnung Zahnmedizin vorzulegen – und damit unter anderem die Voraussetzungen für ein moderneres Studium zu schaffen. Gleichzeitig wird das Institut der deutschen Zahnärzte (IDZ) im Herbst die
Studie zum „Berufsbild angehender und junger Zahnärzte“ veröffentlichen, die derzeit noch ausgewertet wird. Die Erkenntnisse der Studie sollen dazu beitragen, die Rahmenbedingungen der zahnärztlichen Berufsausübung zukunftsfest zu gestalten.
Im November findet außerdem der
Deutsche Zahnärztetag statt, in dessen Rahmen Prof. Dr. Oesterreich
erste Erkenntnisse aus der Arbeitsgruppe und den Kooperationen veröffentlichen möchte.
Gründung der "Arbeitsgruppe Generation Y"
Die Gründung der Arbeitsgruppe hat sich fließend ergeben. Seit 2008 besteht die Kooperation der Bundeszahnärztekammer mit dem Bundesverband der Zahnmedizinstudenten in Deutschland e.V. (BdZM), seit 2009 mit dem Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland e.V. (BdZA). Die Seite
berufskunde2020.de wurde in Kooperation erstellt, auf der die BZÄK die
Broschüre „Der Weg in die Freiberuflichkeit – Praxisgründung“ zur Verfügung stellt.
Bundeszahnärztekammer / BZÄK -------
Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, bemüht sich um den Zahnärztenachwuchs.