Pharmaunternehmen müssen heute sozialen Anforderungen ihrer Zielgruppen gerecht werden. Der Weg dahin führt über ein inklusives Marketing. Aber wie genau sieht das eigentlich aus?
Inklusives Marketing in der Pharmabranche macht sich zum Ziel, alle Patientengruppen anzusprechen und einzubeziehen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Vielfalt und die spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher Menschen gelegt wird. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Verwendung einer vielfältigen Darstellung von Menschen und Lebenssituationen in Werbematerialien. Das soll sicherstellen, dass sich Menschen aller Altersgruppen, ethnischer Herkunft, Geschlechter, mit unterschiedlichen Lebenssituationen und mit unterschiedlichen körperlichen Fähigkeiten repräsentiert fühlen. Das beginnt in der Regel damit, dass die verbreiteten Informationen niedrigschwellig zu konsumieren sind. Dazu gehört auch die Barrierefreiheit von Informationsmaterialien. Darunter versteht man sowohl die Nutzung von leicht verständlicher Sprache als auch die Verwendung verschiedener Formate, zum Beispiel wie Brailleschrift oder mit Gebärdensprachübersetzung. Um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen, ist die direkte Zusammenarbeit mit Gemeinschaften und Patientenverbänden sinnvoll. Auf diese Weise erhalten Marketingverantwortliche Informationen, bezüglich deren spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen, die sie dann mit dem Marketing berücksichtigen und abdecken können. Einige der wichtigsten Instrumente im inklusiven Marketing sind digitale Technologien und das Internet. Durch sie können Patientenerfahrungen personalisiert werden und damit auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Über digitale Plattformen kommunizieren Pharmaunternehmen direkt mit den Verbraucher:innen und holen sich so Feedback ein. Das wiederum wird eingesetzt, um Marketingstrategien kontinuierlich zu verbessern.

Wie bemühen sich Pharmaunternehmen um Inklusivität?

Inklusives Marketing in der Pharmabranche wird immer also wichtiger und es gibt bereits einige Unternehmen, die diesen Ansatz erfolgreich umsetzen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, diverse Zielgruppen anzusprechen und einzubeziehen, um sowohl die Reichweite als auch die Effektivität von Marketingkampagnen zu verbessern.

Sanofi

Sanofi hat eine führende Rolle in der Förderung von Diversität und Inklusion übernommen. Das Unternehmen hat 2022 eine eigene Abteilung für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion – das Diversity, Equity & Inclusion (DE&I) Board – gegründet mit dem Ziel, bis 2025 eine „repräsentative Führung“ des Unternehmens zu erreichen und zu kontrollieren, ob Sanofi den eigenen Vorgaben in Bezug auf Diversity und Inklusion entspricht. Darüber hinaus wurden ein Rahmenwerk für Mitarbeiternetzwerkgruppen, EmployeeResource Groups (ERG), in dem freiwillige, von Mitarbeiter:innenn geleitete ERGs sich auf fünf Bereiche konzentrieren werden — Geschlecht, Generationen, Pride, Fähigkeiten und Kultur und Herkunft.

Bristol Myers Squibb

Bristol Myers Squibb engagiert sich für mehr Diversität im Gesundheitswesen. Das Unternehmen hat 7,9 Millionen Dollar in Gesundheitsgerechtigkeitszuschüsse für 24 US-amerikanische gemeinnützige Organisationen investiert, um den Zugang und die Qualität der Versorgung für medizinisch unterversorgte Patient:innen und Gemeinschaften zu verbessern. Außerdem unterstützt die Firma Bildungsprogramme für Schüler:innen in den Naturwissenschaften und investiert weiterhin in die Diversität klinischer Studien, um die Repräsentation unterschiedlicher Zielgruppen zu verbessern sowie die Gesundheitsgerechtigkeit global zu fördern.

Bayer

Bayers US-Abteilung hat von der Human Rights Campaign Foundation im Corporate Equality Index eine perfekte Bewertung erhalten. Der Index lobt die LGBTQ+-Arbeitsplatzgleichheit, Ressourcengruppen, Workshops und Allyship Dialoges. Was die Chancengleichheit für Frauen angeht, so arbeitet Bayer mit dem Pilotprogramm Women "Women in STEM Leadership" zusammen. Das Programm umfasst die Entwicklung von Führungsqualitäten und Mentoring und fördert gleichzeitig die Vielfalt am Arbeitsplatz in 12 Ländern. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Geschlechterparität in allen Managementebenen zu erreichen und möchte die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen auf mehr als 5 Prozent erhöhen.

Merck

Der Vorstand von Merck besteht zu knapp der Hälfte (46 Prozent) aus Frauen, während 23 Prozent der Mitglieder:innen aus unterrepräsentierten Gruppen stammen. Wie viele andere Unternehmen auch arbeitet Merck daran, die Diversität in klinischen Studien zu erhöhen. Zudem baut die Firma Partnerschaften mit Organisationen wie Black Health Matters, der National Urban League und der Lazarex Cancer Foundation auf, um klinische Studienteilnehmende zu rekrutieren und einzubinden, die in Bezug auf ihre Herkunft, sozioökonomisch und demografisch repräsentativ für ihre Zielgruppen sind. Diese Beispiele zeigen, dass inklusives Marketing in der Pharmaindustrie nicht nur eine Frage der Darstellung in Werbekampagnen ist, sondern auch eine tiefgreifende strategische Ausrichtung erfordert, die darauf abzielt, alle Menschen unabhängig von ihrer Identität oder ihren Bedürfnissen anzusprechen. Durch solche Initiativen können Pharmaunternehmen nicht nur ihre Markenreichweite und -wirksamkeit verbessern, sondern auch positiv zur gesellschaftlichen Gleichstellung beitragen.

Was sind Diversity Gaps in der Pharmaindustrie?

Diversity betrifft jedoch nicht nur das Marketing, auch die Unternehmen selbst müssen sich unternehmensintern auseinandersetzen. Zahlreiche Pharmafirmen geben an, sich um eine vielseitige Personallandschaft zu bemühen, denn ein divers aufgestelltes Pharmaunternehmen kann die Bedürfnisse einer diversen Zielgruppe besser mitdenken und wirkt zudem nach außen hin viel authentischer, auch im Marketing. Und nicht zuletzt sollten Firma aus ganz businessorientierten Gründen Diversität anstreben, denen Vielfalt fördert Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten, was sich wiederum in erfolgreicheren Geschäftsergebnissen niederschlägt. Das untermauert auch die Studie "Vorbild in Vielfalt und Diverstiy 2023" des F.A.Z.Instituts, die Diversität mit Wettbewerbsvorteilen und innovativen Ansätzen in der Kundenansprache in Verbindung bringt. Für die Studie wurden von etwa 19.000 Unternehmen die Daten eines Social Listenings und einer Online-Befragung ausgewertet. Das Social Listening untersucht hierbei die Eventtypen Equality, Fairness sowie Gender Shift. Die Messung der Performance beruht zu jeweils 33 Prozent auf der Bewertung dieser Eventtypen. Für den Bereich Pharmaunternehmen wurden folgende Unternehmen ausgezeichnet: [infogramid="98f0bf89-1f0e-419c-86c5-441d8af9f4df" prefix="2eb" format="interactive" title="Vorbild in Vielfalt und Diverstiy 2023"]   Das könnte Sie auch interessieren: https://www.healthrelations.de/dei-in-pharma-cases/