Eine ungewöhnliche Idee, die sich als gutes Praxismarketing entpuppte, hat dem Berliner Zahnarzt Dr. Mischa Ommid Steude zu einem viralen Hit im Netz mit mehr als 94.000 Abrufen auf Youtube verholfen. Der Hobbyfilmer aus Leidenschaft konnte den Rapper Marteria dazu gewinnen, in dem Kurzfilm „DENTBOSS“ mitzuwirken.
In dem knapp 18-minütigen Video mimt Marteria einen geläuterten Gangster, der sein Geld lieber mit ehrlicher Arbeit als Zahnarzt verdienen will, aber schließlich von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt wird.
Da Steudes Zahnarztpraxis DIE PRAXIS besonders bei Patienten aus der Filmbranche beliebt ist, konnte der Zahnmediziner unter seinen Patienten mehrere Darsteller, einen Kameramann sowie einen Caster zur Mitarbeit bewegen. Health Relations erzählt Dr. Steude, wie es zur der Zusammenarbeit mit Marteria kam und warum ihm die Social-Media-Präsenz seiner Praxis wichtig ist.
Health Relations: Sie haben das Video „DENTBOSS“ mit dem Rapper Marteria gemacht. Wie kam es dazu?Dr. Steude: Marteria ist ein Patient und Freund von mir. Wir kennen uns schon lange. Er bot uns an, mal bei einer Aktion mitzumachen – als Dankeschön dafür, dass wir seine Familie aus Rostock und ihn so gut behandelt haben. Ich sah darin die Möglichkeit, mir einen Kindheitstraum zu erfüllen. Also sagten wir: Wenn, dann aber richtig! Durch unsere Nähe zu Berliner Agenturen und der Filmbranche war der Cast schnell zusammengestellt. 90 Prozent der Leute, die bei unserem kleinen Film mitgemacht haben, sind Patienten oder Freunde von Patienten. Wir haben wirklich tolle, begeisterungsfähige Patienten und Mitarbeiter.
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© DIE PRAXIS
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Wusste Marteria, worauf er sich einließ?Dr. Steude: Ich denke, er hat nicht damit gerechnet, dass wir so eine große Sache aufziehen würden. Obwohl der Mann eigentlich keine Zeit hat, hat ihn das Projekt gereizt. Außerdem steht er immer hundertprozentig zu seinem Wort. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch.
Health Relations: War das als Marketingidee gedacht?Dr. Steude: Eher Just-for-Fun. Ich persönlich wollte schon immer einen Film machen, habe mich schon immer für dieses Medium interessiert und beschäftigt. Wir als Praxis haben das aus Spaß und Interesse gemacht. Weil wir Bock drauf hatten! Ich wollte nur, dass das Ding möglichst viele Leute sehen, um vor allem den vielen fantastischen Menschen, die meistens kostenlos mitgemacht haben, eine möglichst große Plattform zu geben. Die meisten, die mitgearbeitet haben, machen sowas ja beruflich, und ich wollte, dass sich das für sie durch die Reichweite lohnt. Wir finden es natürlich toll, dass so viele Leute unseren Film gesehen haben und sogar witzig fanden.
Dr. Steude (vorne rechts) und sein Praxisteam.
Health Relations: Wie kommt das Video an? Haben Sie dadurch neue Patienten gewonnen?Dr. Steude: Wir haben den Film nicht gemacht, um mehr Patienten zu bekommen. Unseren Laden gibt es schon seit 40 Jahren und seit fast zehn Jahren in der jetzigen, modernen Form. Wir sind u.a. auch eine Überweiserpraxis für Endodontie und Implantologie, daher kriegen wir die meisten Neupatienten durch Mundpropaganda und Überweiser. Der direkte Werbeeffekt bei so einer bundesweiten Sache ist nicht besonders groß. Menschen aus München, die unseren Film mochten, werden in den seltensten Fällen deshalb zu uns kommen. Trotzdem haben wir durch den Film einige neue Patienten bekommen, die uns unbedingt kennenlernen wollten.
Die Bekanntheit unserer Praxis wurde aber definitiv gesteigert, da wir plötzlich Anfragen von Fernsehsendern und Magazinen zu unserem Film oder zu irgendwelchen zahnmedizinischen Themen bekamen.
Einige Bewerbungen aus ganz Deutschland von Ärzten und Helferinnen flatterten direkt danach ins Haus. Ich denke, für unsere "Legacy" hat es sich durchaus gelohnt. Den Film haben inzwischen fast 100.000 Menschen angesehen.
Health Relations: Ihre Webseiten sind sehr modern gestaltet. Sie sind auf Facebook, Instagram aktiv. Wie wichtig sind Social-Media-Kanäle für Sie?Dr. Steude: Durch diese Dinge kann ich mich als Unternehmer kreativ ausleben, und das macht mir großen Spaß. Unser Beruf ist nun einmal nicht besonders kreativ, auch wenn Marten im Film was anderes behauptet. Sich so auszuleben ist für mich der Hauptgrund, überhaupt eine Praxis zu eröffnen und sich selbstständig zu machen.
Health Relations: Gibt es weitere Gründe?Dr. Steude: Ja, die Patienten und Überweiser sehen die Liebe für die vielen kleinen Details und den Aufwand, den wir in unsere Projekte stecken – ob es DENTBOSS, die Website, unsere Kommunikation oder selbst unser
Anrufbeantworter mit der Synchronstimme von George Clooney ist. Wir machen diese Aktionen ja nicht statt guter Zahnmedizin oder gutem Service, sondern zusätzlich. Wir sind in unseren Behandlungen genauso detailverliebt. Ich glaube, das spüren die Leute.
Health Relations: Bisher sind viele Zahnärzte noch nicht auf den Social-Media-Zug aufgesprungen. Wie würden Sie denen die Vorteile erklären?Dr. Steude: Ich denke, das alles macht nur Sinn, wenn die Grundlagen stimmen. Das alles würde überhaupt nichts bringen, wenn die Qualität unserer Arbeit nicht gut wäre, wir nicht sozial agieren würden oder wir keine guten Dienstleister wären. Wenn diese Parameter aber passen, dann hat man durch Social Media ein tolles Tool, mit dem man viel erreichen kann.
Das ist für uns der Hauptgrund, dass wir keine großen Probleme haben, neue Mitarbeiter zu gewinnen, was bei unserem heutigen Fachkräftemangel normalerweise sehr schwierig ist.
Man muss Lust haben auf Social Media und es mit Leben füllen
Health Relations: Nehmen auch die Patienten ihre Bemühungen bezüglich ihrer Social-Media-Arbeit gut an?Dr. Steude: Was die Patienten angeht, habe ich das Gefühl, dass unsere Social-Media-Präsenz besonders Berliner Kreative anspricht. Das sind Menschen, die ich einfach gerne in der Praxis habe, weil sie mich interessieren.
Health Relations: Sollten Zahnärzte generell mehr Social Media für das Praxismarketing nutzen?Dr. Steude: Man muss Lust haben auf Social Media und es mit Leben füllen. Wenn man es unter der Prämisse macht: "Ich möchte jetzt dadurch Neupatienten gewinnen, indem ich Selfies jeden Mittwoch um 18 Uhr poste", dann fühlt sich das nicht echt und leer an. Wenn man das komplett externen Agenturen übergibt, dann kommt da meist auch nur Einheitsbrei heraus. Dann sollte man es lieber sein lassen.