Who’s who: Christoph Witte, Geschäftsführer bei Pink Carrots
"Man muss heute als Agentur mehr denn je seine Hausaufgaben machen", sagt Christoph Witte. Wir haben den Pink Carrots-Geschäftsführer gefragt, welche Aufgaben das genau sind und wo er sich und seine Agentur auch in Zukunft auf dem Markt positionieren möchte.
Pink Carrots – ein Name, über den nicht nur Kunden beim erstmaligen Hören stolpern. "Richtig", sagt Christoph Witte, "der Name ist ungewöhnlich. Aber er funktioniert. Und das zeigt, wie sich die Healthcare-Branche gewandelt hat. Hätte ich meine Agentur 1993 Pink Carrots genannt, ich hätte gleich wieder schließen können." Seit 25 Jahren ist Christoph Witte in der Werbebranche zuhause. 20 Jahre davon war seine Agentur, damals unter dem Namen Farben+Formen, zwischen Wiesbaden und Frankfurt beheimatet. Dann, 2013, kam die Veränderung: Witte zog mit seinem Unternehmen nach Frankfurt am Main. Mit dem Ortswechsel suchte der Agenturinhaber einen neuen Namen. "Meine Kreativchefin überreichte mir eine Liste mit 200 Vorschlägen – mit der Bitte, doch noch einmal intensiv über den Namen Pink Carrots nachzudenken." Das tat Christoph Witte – und trotz schlafloser Nächte vor dem offiziellen Restart der Agentur mit neuem Titel und Logo hielt er an dem Namen fest. Was er daraus lernte? "Der Name war ein Wagnis, aber manchmal muss man einfach machen und neue Wege gehen. Die Healthcare-Branche erlaubt heute mehr Kreativität, nein, sie fordert sie teilweise sogar ein."Sixpack: Unsere Entscheidungsfragen
Wie lesen Sie: Digital oder Print? Ich nutze den Kindle. Musik: Laut-rasant oder leise-entspannend? Alles. Ich besitze einige tausend Tonträger und höre gern Musik mit Niveau und Konzept. Alan Parsons Project oder Pink Floyd. Ich höre aber auch gute elektronische Musik. Je nach Stimmung. Stadt oder Land? Land. Ich liebe die Natur. Risiko oder Sicherheit? Risiko. Ohne ein gewisses Risiko kann man nicht selbstständig sein. Sport oder Couch? Sport, häufig und sehr gern Triathlon und Skifahren. Frühaufsteher oder Langschläfer? Frühaufsteher! Ich bin morgens direkt auf 180, was hier nicht alle so glücklich macht.
45 Mitarbeiter beschäftigt Pink Carrots derzeit. 80 Prozent unseres Geschäftes machen wir im Healthcare-Bereich, 20 Prozent in anderen Branchen. Die Gesundheitskommunikation splittet sich in 70 Prozent Rx- und 30 Prozent OTC-Kommunikation auf. Dass Pink Carrots keine reine Healthcare-Agentur ist, stellt in Wittes Augen einen Wettbewerbsvorteil dar. „OTC-Marken möchten ihre Produkte wie Lifestyle-Marken kommunizieren. Für diese Kunden ist es wichtig zu wissen, dass wir auch ihnen das passende Setting bieten. Wir haben auf der einen Seite ein Kreationsteam, das aus allen Branchen kommt, auf der anderen Seite eine Kundenberatung mit Healthcare-Experten und Medical Writers. Damit können wir die gesamte Bandbreite von B2B und B2C glaubhaft abbilden."
"Wir sind einer der wenigen VEEVA-zertifizierten Agenturpartner in Deutschland. Das ermöglicht es uns, Inhalte auf die Zielgruppe abzustimmen, und zwar individuell und datenbasiert. "Der steigende Wettbewerbsdruck zwischen den Agenturen für Gesundheitskommunikation tangiert Christoph Witte kaum. "Die gute Nachricht", sagt er "ist, dass lokale Agenturen im Healthcare-Segment so gut funktionieren wie nirgendwo anders. Denn es gibt in Rx-Märkten keine zwei Länder, in denen sie die gleiche Kampagne fahren können." Netzwerk-Agenturen könnten das zwar auffangen und globale Kampagnen lokal spielen, aber "meiner Erfahrung nach wählen Entscheider Partneragenturen, die zu ihnen passen. Unser Vorteil ist unsere Nahbarkeit. Bei uns ist auch der Chef greifbar. Und: Wir sagen dem Kunden klar, was wir können. Und was wir nicht können. In diesem Fall kooperieren wir mit Partnern, die uns zum Beispiel bestimmte IT-Dienstleistungen zuliefern. 360-Grad-Kommunikation funktioniert nur mit Kooperationspartnern." Erfolg hat, wer seine Hausaufgaben macht. Das ist die Pflicht – und Wittes Devise. Denn das Geschäft wird immer strategie- und marktforschungsgetriebener, die Märkte sind streng reguliert, und die Kommunikation ist strikt und inhaltlich. Kreativität allein bringt eine Agentur nicht weiter. Sie ist die Kür. Deshalb setzt Witte auch in Zukunft auf eine Verbindung aus kreativen Dienstleistungen und strategischer Kommunikationsberatung. Digitale Kommunikation wird bei Pink Carrots großgeschrieben. "Wir sind einer der wenigen VEEVA-zertifizierten Agenturpartner in Deutschland. Das ermöglicht es uns, Inhalte auf die Zielgruppe abzustimmen, und zwar individuell und datenbasiert. Unsere Schwerpunkte werden auch weiterhin auf den Bereichen CRM, Multichannel Approach, Markenaufbau und Strategie liegen." Kreative Unternehmensberatung lautet das Ziel. Wobei Witte betont, dass Pink Carrots auch bei reinen Strategieprojekten erfolgreich agiert, zum Beispiel für Merck oder Boehringer Ingelheim. "Die Ergebnisse kann man zwar nicht beim Comprix einreichen, aber stolz machen sie uns trotzdem."
"Wenn du fit bist im Kopf, kannst du mit dem Kunden viel gestalten. Das ist echte Freiheit und Arbeiten auf Augenhöhe."Der Comprix: Christoph Witte sitzt im Beirat – und ist ein Riesenfan dieses Awards. "Dass Healthcare-Werbung so vielfältig ist wie heute, haben wir auch dem begleitenden Event zu verdanken." Aber Kreation ist eben nicht alles. Stichwort Hausaufgaben. Die müssen auch seine Mitarbeiter machen, denn ihr Chef überlässt wenig dem Zufall. Der Team-Rehearsal vor jedem Pitch ist zum Beispiel Pflichtprogramm, und Witte wird auch nicht müde, die Nähe zum Kunden zu predigen. "Immer wieder fragen und das Feedback suchen", sagt er. "Proaktivität und Empathie im Umgang mit dem Kunden sind unglaublich wichtig." Er selbst ist für das Agenturgeschäft gemacht. Akquise liegt ihm, die Branche sowieso. "Es gibt wohl wenige Branchen, in welchen du eine solche Vielfalt von Produkten, Herausforderungen und Menschen hast. Und das Tolle ist: Wenn du fit bist im Kopf, kannst du mit dem Kunden viel gestalten. Das ist echte Freiheit und Arbeiten auf Augenhöhe."
Zur Person: Christoph Witte (44) kommt ursprünglich aus der Kreation, war unter anderem in der Musikindustrie unterwegs und ist seit 1993 Teil der Healthcare-Branche. Mit dem Restart seiner Agentur in Frankfurt rief er Pink Carrots ins Leben. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und seiner fünfjährigen Tochter wohnt er zwischen Frankfurt und Wiesbaden und gehört damit zu den Pendlern, die jeden Tag "in die Stadt und glücklicherweise wieder rausfahren. Ich setze mich zur Entspannung aufs Mountainbike, der Wald ist 12 Meter von meinem Haus entfernt."