Zahnmediziner haben bei der Nutzung vieler digitaler Services die Nase vorn: Beim Online-Praxismarketing etwa liegen sie mit 77 % vor ihren Kollegen. Doch es gibt auch Vorbehalte, wie diese jameda-Umfrage zeigt.
Die Mehrheit der deutschen Praxen (fast 90 %) ist online – das ergab eine Studie von jameda. Das Bewertungsportal befragte 1.346 Ärzte in Form einer Onlineumfrage. Ein wichtiges Ergebnis war, dass die Mediziner der Digitalisierung grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt sind, und je mehr sich Mediziner mit digitalen Gesundheitsangeboten auseinandersetzen und diese nutzen, desto überzeugter sind sie von deren Nutzen. Mehr Erfahrung führt also zu einer positiveren Einstellung – auch zum Online-Praxismarketing.
94 Prozent der befragten Ärzte nutzen in ihrer Praxis mindestens ein digitales Angebot, 88 Prozent davon haben mindestens eine Praxis-Homepage. Fast zwei Drittel (62 Prozent) betreiben Online-Praxismarketing, 31 Prozent haben eine Online-Lösung zur Vergabe ihrer Termine. Immerhin fast ein Viertel (24 Prozent) gibt an, mit Gesundheitsdaten zu arbeiten, die Patienten über ihr Smartphone erheben. Deutlich seltener genutzt werden die Online-Patientenakte (6 Prozent), Telemonitoring (6 Prozent) oder die Online-Videosprechstunde (3 Prozent). Nur 6 Prozent der Befragten sind echte "Online-Verweigerer" und nutzen keinen der abgefragten digitalen Services.
Digitale Services in der Arztpraxis
Zahnärzte sind online-affiner als ihre Kollegen
Die Nutzung digitaler Services ausschließlich auf die Zahnärzte bezogen zeigt die Unterschiede im Nutzungsverhalten zu Humanmedizinern und Therapeuten: Von den Zahnmedizinern haben 95 Prozent eine Praxishomepage, bei den Humanmedizinern sind es nur 86 Prozent. Und auch beim Online-Praxismarketing liegen Zahnärzte mit 77 Prozent vorn. Praxen von Humanmedizinern betreiben nur zu 56 Prozent ein solches Marketing.
Viele Zahnärzte haben den Nutzen digitaler Lösungen erkannt. Das zeigt sich beispielsweise beim Einsatz von Online-Terminlösungen – die sind in zahnmedizinischen Praxen weiter verbreitet (35 Prozent) als in humanmedizinischen und therapeutischen Praxen (29 Prozent). Doch es gibt auch digitale Services, bei denen Zahnärzte offenbar zögern, sie einzusetzen. So stellte sich heraus, dass Zahnarztpraxen weniger Angebote hinsichtlich der Nutzung von Smartphone-Daten, Telemonitoring oder Online-Videosprechstunden als in anderen Arztpraxen haben.
Im Großen und Ganzen stehen alle befragten Ärzte (53 Prozent) dem Ausbau der Digitalisierung der Medizin offen gegenüber. Betrachtet man nur die Gruppe der online-affinen Ärzte, die mindestens drei digitale Angebote in ihrer Praxis nutzen, liegt der Anteil derer, die den Ausbau der digitalen Medizin grundsätzlich befürworten bei 65 Prozent – unter den Ärzten, die fünf und mehr digitale Angebote nutzen, sind es sogar 85 Prozent. Dagegen geben die "Nonliner" unter den Ärzten (die keine digitalen Angebote in ihrer Praxis nutzen) nur zu 34 Prozent an, offen für den weiteren Ausbau der Digitalisierung zu sein.
Ärzte brauchen digitale Angebote ohne Einstiegshürden
"Die Ergebnisse zeigen: Die deutliche Mehrheit der Ärzte, die fundierte praktische Erfahrungen mit digitalen Gesundheitsangeboten sammeln konnte, sieht die Digitalisierung der Medizin positiv", sagt Dr. Florian Weiß, CEO von jameda. "Dies lässt vermuten, dass Skepsis gegenüber der Digitalisierung abgebaut werden kann, indem Medizinern nützliche und niederschwellige Möglichkeiten zur Nutzung digitaler Angebote gemacht werden."
Doch es gibt auch Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung der Medizin. Hier ergab die Befragung, dass sich die Mediziner an erster Stelle wegen des Themas Datenschutz sorgen. Das zweitwichtigste Hindernis sieht die Mehrheit der Interviewten in der unzureichenden Entlohnung der Ärzte für den Einsatz digitaler Services.Das zweitwichtigste Hindernis sieht die Mehrheit der Interviewten in der unzureichenden Entlohnung der Ärzte für den Einsatz digitaler Services. Die Bedenken müssen man ernst nehmen, so der jameda-CEO Weiß: "Nur wenn Anbieter digitaler Gesundheitsangebote überzeugende Lösungen für ausreichende Datensicherheit haben und diese auch für Ärzte nachvollziehbar belegen können, kann der nutzenstiftende Durchbruch der digitalen Medizin gelingen. Ebenso muss eine angemessene Bezahlung digital geleisteter Beratungen der Ärzte gewährleistet sein."