Healthcare Frauen: So trägt Vernetzung Früchte
Die Initiative Healthcare Frauen, die kürzlich ihren 15. Geburtstag feierte, sucht Wege, digitale Konzepte unbürokratisch umzusetzen. Gelingen soll das über Vernetzung, Vorbilder und starke Ideen. Konkrete Beispiele liefert die diesjährige Tagung.
Silos aufbrechen wollen
• Wie sie Vernetzung in der Healthcare-Branche fördern möchten
• Beispiele, wie die Vernetzung unter den Healthcare Frauen Früchte trägt
• Welche Maßnahmen der Verein für die Zukunft plant
Vor 15 Jahren gründeten sieben Initiatorinnen die Healthcare Frauen (HCF). Ziel war es, sich gemeinsam für mehr Vielfalt in den Führungsetagen einzusetzen. Ein Mentoringprogramm sollte dabei unterstützen. Etwa 130 Frauen begleitete die Initiative seitdem bis ins Topmanagement. Gerade in den vergangenen zwei Jahren sind die Mitgliederzahlen um rund 20 Prozent gewachsen. Mehr als 200 Frauen aus der Healthcare-Branche umfasst der Verein heute. Mit neuen Mitgliedern und Vorstand hat sich auch die Mission verändert.
Inzwischen versteht sich der Healthcare Frauen e.V. mehr als Begleiter und Mentor. Das zeigt bereits das Motto, unter dem die diesjährige Jahrestagung und Jubiläumsfeier am 20. Juni stand: „Bewegung, Allianzen, Mut (BAM)“ – das haben sich die Mitglieder auf die Fahnen geschrieben. „Denn genau das ist es, was unser Gesundheitssystem so dringend braucht“, ist Vorstandsmitglied Cornelia Wanke überzeugt. „Das Denken in Vernetzung und nicht in Abgrenzung.“
In diesem Artikel lesen Sie:
• Warum die Healthcare Frauen Diese Silos unseres Gesundheitssystems will HCF aufbrechen
Genau hier möchte HCF ansetzen und den Wandel im Gesundheitswesen durch Zusammenarbeit vorantreiben. Das aktuelle Silodenken sieht Cornelia Wanke als größte Hürde für Innovationen. „Vieles läuft noch so: Da agieren die gesetzlichen Krankenkassen als Kostenträger, auf der anderen Seite die Leistungserbringer und ebenso isoliert die Wirtschaft.“ Das tradierte Gesundheitssystem mit seinen Silos passe aber nicht mehr zu einer sich schnell wandelnden Welt und zu einem Gesundheitssystem, das immer komplexer wird. Gegen dieses Silodenken wollen die Healthcare Frauen ein Zeichen setzen. Sie wollen zusammendenken und zusammenführen. Und suchen Wege, Projekte und digitale Konzepte unbürokratisch umzusetzen. Doch wie kann die Vernetzung gelingen?Ideen für mehr Vernetzung in der Healthcare-Branche
Vernetzung – dieses Buzzword hört man häufig. Und es klingt erst einmal abstrakt. Welche konkreten Ideen haben die Healthcare Frauen zur Umsetzung? Zum einen braucht es Sichtbarkeit: Auf ihren Tagungen, mittels Vorträgen und Mentoringprogramm wollen die Healthcare Frauen innovative Ideen nach außen tragen und Potenziale sichtbar machen. Nur so können Impulse aufgegriffen und Innovationen im Gesundheitswesen verankert werden. Zum anderen durch „die Stärkung von Ressourcen“, sagt Cornelia Wanke: Gerade Frauen komme in puncto Vernetzung eine Schlüsselrolle zu. Davon ist die Unternehmerin überzeugt. „Sie bringen die nötigen Soft Skills mit: Vernetzungsfähigkeit, Kommunikationstalent, niemanden zu vergessen. Und: Komplexität so verständlich zu machen, dass jeder mitkommt.“ Ein weiterer Erfolgsmotor seien starke Vorbilder: Auf den Tagungen und Zusammenkünften der Initiative treffen Frauen aus unterschiedlichsten Gesundheitsbereichen und Positionen aufeinander. Von Ärztinnen, über Beirätinnen oder Start-up-Gründerinnen bis hin zu Vertreterinnen der Industrie. „Dadurch entsteht eine starke Bewegung“, sagt Cornelia Wanke. „Wenn man Vorbilder hat, bekommt man selbst den Mut, Ideen in die Tat umzusetzen.“ Oft werde dann klar: Nicht nur große Unternehmungen können etwas verändern. Sondern: Jede Einzelne kann im Kleinen viel anstoßen.Die HCF-Frauen zeigen, dass Vernetzung Früchte trägt
„Die Begegnungen mit den Healthcare Frauen geben viel positiven Spirit mit, aus dem der Wunsch entsteht, gemeinsam Projekte anzustoßen und Versorgung besser zu machen“, sagt auch HCF-Mitglied und Unternehmerin Julia Mopin. Dass diese Energie nicht nach dem Treffen wieder verpufft, zeigen viele konkrete Projekte. Julia Mopin ist bestes Beispiel hierfür. Sie ließ sich auf einer HCF-Veranstaltung 2014 von einem Vortrag der Medizinerin Dr. Angela Liedler inspirieren und schloss mit ihr eine Geschäftsbeziehung. In die Idee, für Epilepsie-Patient:innen eine minimalinvasive Behandlungsmethode entwickeln zu wollen, stieg Julia Mopin mit einem Seed-Investment ein. „Heute ist das Produkt marktreif. Aus einem Start-up ist ein internationales Neurostimulations-Unternehmen entstanden“, so die Gesellschafterin bei Ursapharm Arzneimittel.Beispiele von erfolgreichen Start-ups – geführt von Frauen
Auch auf der HCF-Jahrestagung 2022 waren wieder viele Impulse von Start-ups dabei, die durch Frauen in Führungspositionen entstanden sind. Zwei Beispiele:- Beispiel Dermanostic: Die beiden Dermatologinnen, Dr. Estefanía Lang und Dr. Alice Martin, entwickelten aus dem Bedarf heraus eine digitale Lösung zur Erkennung von Hauterkrankungen. Per App vermittelt das Düsseldorfer Start-up Patient:innen mit einem Hautproblem an Dermatologen, die innerhalb kürzester Zeit auf Basis von Beschreibungen und Bildern eine Diagnose erstellen. Zur Bekanntmachung halten sie viele Vorträge und setzen vor allem auch auf soziale Medien.
- Beispiel Qunomedical: Die Plattform hilft Patient:innen dabei, im In- und Ausland den richtigen Arzt und eine gute Behandlung zu finden. Betroffene können aus mehr als 1.000 Mediziner:innen in 25 Ländern auswählen. Jeder Arzt und jede Ärztin wurden – laut eigenen Angaben – sorgfältig entlang eines selbst entwickelten Bewertungssystems für höchste Qualitätsstandards geprüft.