Die Janssen-Formel: Digitale Kommunikation, Vernetzung und 24/7-Service
Wenn es um die Digitalisierung geht, muss jedes Unternehmen für sich definieren, welche Prozesse ganz oben auf der Agenda stehen, um die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen. Auf Health Relations stellen führende Branchen-Köpfe ihre digitalen Strategien und Einschätzungen vor. In dieser Folge: Dr. Klaus Weber, Direktor Business Excellence und Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen Deutschland.
"Digitalisierung beinhaltet weit mehr als die Nutzung von beispielsweise Social Media", sagt Dr. Klaus Weber, Director Business Excellence und Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen Deutschland. "Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie wir als Unternehmen arbeiten und kommunizieren. Sie fordert uns heraus, bestehende Strukturen und Prozesse aufzubrechen und neu zu denken. Sie fordert uns heraus, agiler zu entscheiden und zu handeln, um den Anforderungen unserer Kunden und Partner noch besser gerecht zu werden. Dazu gehört auch, dass wir wissen, auf welchen Kanälen, zu welcher Zeit und in welcher Form diese erwarten, mit uns in Kontakt zu treten bzw. von uns informiert zu werden – um genau an diesen Kontaktpunkten mit den passenden Inhalten präsent zu sein."Interaktive Videokonferenzen helfen dabei, Ideen in unterschiedlich großen Gruppen weiterzuentwickeln – und das ohne zeitliche und räumliche Beschränkungen.Agilität ist einer der Schwerpunkte in der Digital-Strategie des Pharmakonzerns. Die Frage, wie effizientere Strukturen geschaffen werden können, ist elementar – und lässt sich nicht nebenbei beantworten. Demzufolge beschreibt Weber den Status Quo in Sachen Digitalisierung in Pharma als "gemischt". Das hat unterschiedliche Gründe. "Verglichen mit anderen Ländern ist Deutschland sicher nicht das digitalste Land", so Weber. "Nicht alle technischen Möglichkeiten werden hier gerne genutzt und ausgeschöpft. Es fehlt auch die digitale Infrastruktur. Das merken wir in Pharma natürlich auch." Auf der anderen Seite sei der Digitalisierungs-Prozess für Janssen nicht neu. "Mit unseren unterschiedlichen Stakeholdern wie zum Beispiel Ärzten, Patienten und Apothekern kommunizieren wir schon lange digital. Wir nutzen systematisch Social Media, um über die verschiedenen Kanäle unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Patienten und Ärzten stellen wir über spezifische Websites und Apps genau die Informationen zur Verfügung, die sie suchen. Wir stellen ihnen also nicht nur Medikamente zur Verfügung, sondern weiterführende Informationen." Digital, rund um die Uhr und immer auf dem neuesten Stand. "Wir wollen unsere Kunden und das Wohl der Patienten noch stärker als bisher in den Fokus rücken und die Digital Customer Journey ermöglichen", so Weber. Die systematische Generierung, Vernetzung und Auswertung von Big Data ist insbesondere im Bereich der personalisierten Medizin und für das frühzeitige Erkennen von Risikofaktoren maßgeblich. Innovative Strukturen können diese Prozesse beschleunigen. Das nützt allen Parteien." Zudem setzt Janssen als forschendes Pharmaunternehmen ganz klar auf Partnerschaften und branchenübergreifende Kooperationen. Auch hierbei nutzt das Unternehmen zunehmend neue Kanäle und digitale Möglichkeiten. Ein Beispiel für solche state-of-the-art-Kooperationen ist das Janssen Co.Lab. Dabei handelt es sich um ein online-basiertes Netzwerk, in dem Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen an gemeinsamen Projekten arbeiten. Interaktive Videokonferenzen helfen dabei, Ideen in unterschiedlich großen Gruppen weiterzuentwickeln – und das ohne zeitliche und räumliche Beschränkungen. Schon jetzt, so Weber, sind über 50 Prozent der produzierten Präparate das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Partnern, weitere Innovationen entstammen der eigenen Forschung. "Für uns als Pharmaunternehmen sind Kooperationen, sei es mit Start-ups oder mit Ärzte-, Apotheker- oder Patientenverbänden und -institutionen, elementar, um auch weiterhin innovative Therapien zu entwickeln. Wir bieten deshalb auch Forschungsstandorte und Laboratorien für Start-ups. Einige von diesen, nicht alle, gehen mit uns eine Kooperation ein. Davon profitieren beide Seiten."
Zusammenfassend kann man sagen, dass der 'Point of Care' durch die Digitalisierung immer weiter dezentralisiert wird.Gerade in der Vernetzung bieten digitale Anwendungen ein Riesen-Potential. Online-basierte Plattformen ermöglichen eine schnelle Kommunikation und ein gezieltes Community Building. Hier können unterschiedliche Zielgruppen wie Ärzte und Wissenschaftler zusammengeführt werden und miteinander agieren. Genau diese Arbeitsweise entspricht dem modernen Zeitgeist. Die Digitalisierung hat längst auch die RX-Kommunikation spürbar verändert. "Unsere Kunden haben ein Bedürfnis nach Informationen zu Medikamenten und Therapien. Und sie wollen 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche darauf zugreifen können. Genau diese Erwartungen erfüllt zum Beispiel unsere Janssen Medical Cloud. Das Portal bietet relevante Informationen und hilfreiche Services für Health Care Professionals. Auch Fortbildungen, sogar ganze Kongresse, finden heute online statt", erklärt Weber. "Diese Bedürfnisse müssen wir weiter aufgreifen und Plattformen für eine orts- und zeitunabhängige Interaktion schaffen." Janssen nutze daher zum Beispiel auch digitale Tools – das ASH-Live und Hematology-Today – für die digitale Berichterstattung der größten amerikanischen und europäischen Hämatologie-Kongresse. Mit seinem digitalen Angebot möchte Janssen Ärzten nicht nur einen unbegrenzten Zugang zu weiterführenden Informationen gewähren. Zusätzlich will das Unternehmen die Basis für einen Arzt-Patienten-Dialog bieten, der über das rein Fachliche hinausgeht. "Wenn der Arzt mithilfe unserer digitalen Tools die Diagnose, die Therapie und die Medikamente besser erklären kann, bleibt mehr Zeit für weitere Fragen des Patienten. Denn klar ist: Ärzte haben immer weniger Zeit für den Patienten. Ich bin selbst Arzt, und ich kann sagen: Darunter leiden auch die Ärzte. Würden digitale Lösungen von Anfang an gemeinsam erarbeitet, ließe sich die Situation zugunsten beider Seiten deutlich optimieren."
Herausforderung besteht darin, sämtliche Informationsbedürfnisse und -ansprüche unserer Kunden und Partner und natürlich unserer Mitarbeiter zu erkennen, angemessen zu berücksichtigen und zu erfüllen. Das gelingt nur, wenn wir Inhalte konsequent individualisiert zur Verfügung stellen.Die Art und Weise, wie Gesundheitsversorgung geschieht, verändert sich durch die sich wandelnden Patientenansprüche immer mehr. Digitale Technologien halten Einzug in den medizinischen Alltag und analysieren den Gesundheitszustand von Patienten. "Wenn mehr in digitale Konnektivität, also die systematische Vernetzung von Gesundheitsdaten, investiert wird, reduziert sich die Häufigkeit von Krankenhausbesuchen. Krankenhäuser, wie wir sie kennen, werden sich strukturell anpassen müssen. Zusammenfassend kann man sagen, dass der 'Point of Care' durch die Digitalisierung immer weiter dezentralisiert wird", erklärt Weber. Die Ziele hat Janssen also klar definiert: Nutzung der Digitalisierung mit dem Ziel der branchenübergreifenden Vernetzung, dem Ausbau von Kooperationen und der Implementierung agiler Arbeitsstrukturen. Der Weg dorthin ist nicht einfach. "Die Herausforderung besteht darin, sämtliche Informationsbedürfnisse und -ansprüche unserer Kunden und Partner und natürlich unserer Mitarbeiter zu erkennen, angemessen zu berücksichtigen und zu erfüllen. Das gelingt nur, wenn wir Inhalte konsequent individualisiert zur Verfügung stellen", so Weber. Um für die Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung gut aufgestellt zu sein, arbeitet Janssen mit Hochdruck daran, interne Abläufe zu vereinfachen, Schnittstellen in ihrer Funktion zu überprüfen und neue zu schaffen und insgesamt entscheidungsfreudigere Strukturen zu etablieren. "Die Digitalisierung bietet zahlreiche Chancen für Unternehmen. Um diese vollständig nutzen zu können, müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Wir bei Janssen sind da auf einem guten Weg." Unterstützung erhält das Unternehmen auch von einer externen Beratungsagentur. "Wir haben uns allerdings bewusst gegen einen Big Player und für eine junge, agile Beratung mit einem maximal digitalen Footprint entschieden." Pharma müsse über den Tellerrand schauen, sich selbst reflektieren und bereits sein, von anderen Branchen zu lernen, um Rückstände in der Digitalisierung aufzuarbeiten. "Die Herausforderung aber wird nicht das Nutzen digitaler Prozesse sein, sondern zu entscheiden, wie wir in der digitalen Welt arbeiten wollen. Das ist die wahre Challenge."
Digitalisierung in Pharma: Learnings
- Agile Strukturen durch digitale Anwendungen ermöglichen entscheidungsfreudige Prozesse. Dafür werden interne Strukturen verschlankt, Abläufe vereinfacht, parallele Handlungsstränge geschaffen und zielführende Schnittstellen implementiert
- Zusammenarbeit mit externen Partnern, die als Digital Natives den digitalen Zeitgeist in das Unternehmen tragen und innovative Strukturen gestalten
- Ausbau der Kooperationen und Partnerschaften, auch branchenübergreifend
- Big Data, Datenanalyse und Datenaustausch als Tool in der Forschung und in der Medikamentenproduktion
- Optimierung der Kommunikation zum Beispiel mit Ärzten durch Bereitstellung digitaler Informationsmaterialien, die das Arzt-Patienten-Gespräch erleichtern
- Diversity leben: Digitale Kommunikation schafft Transparenz, Meinungsvielfalt und ein innovationsfreundliches Klima