In der zweiten Runde des YEH-Mentoring-Programms engagieren sich unter anderem Roman Blaser, Vorstandsvorsitzender a.D., Allianz und Marc Nikolas Marquardt, HR-Direktor Amgen. Im Interview beschreiben beide, worauf es bei einer Karriere im Healthcare-Markt ankommt.
Gibt es ein Patent-Rezept für eine Karriere im Healthcare-Umfeld, was sind beispielsweise die wichtigsten Skills von jungen Talenten? Marc Nikolas Marquardt, HR-Direktor Amgen
Marc Nikolas Marquardt: Authentizität, man sollte sich selbst treu bleiben und keine "künstliche" Rolle spielen. Niemals sollte man mehr vorgeben, als das, was man ist – denn der Gegenüber merkt schnell, wenn etwas nicht „echt“ ist – in anderen Worten „es holt uns schnell ein“. Ein gutes Maß an emotionaler und sozialer Intelligenz ist ein weiteres Skill, um auf unser Gegenüber eingehen zu können – und letztlich Mut – wir müssen uns von dem Glauben befreien, dass wir es nicht weiter geht, wenn wir einmal in einem Arbeitsprojekt scheitern. Den Mut zu haben und dazu zu stehen, einmal zu scheitern, erscheint auf den ersten Blick karrierebegrenzend; das Gegenteil ist jedoch der Fall: „aus Fehlern zu lernen, die richtigen Rückschlüsse für unser Verhalten zu ziehen, ist oftmals eine sehr wichtige Erfahrung, die uns weiterbringt“.
Hier kann ich übrigens im Bezug auf moderne Arbeitsmethodik ein spannendes Buch empfehlen:
Sprint – how to solve big problems and test new ideas in just five days, von Jake Knapp.Roman Blaser: Klugheit und eine gesunde und realistische Selbsteinschätzung. Dann entwickelt man sehr schnell ein gutes ‚Bauchgefühl‘ dafür, was geht und was nicht. Vertrauen schaffen, das passiert nicht „per order“, man muss sich das hart erarbeiten und dein Team sollte Vertrauen in das haben, was du tust. Eine ganz wichtige Eigenschaft: Chill-out. Wenn man zu verbissen an seiner Karriere arbeitet, dann wird das nichts. Man muss auch mal locker lassen können.
Was hat es denn mit dem nächsten Schritt in der Karriere auf sich. Muss ich immer gleich die Firma wechseln? Und wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt? Roman Blaser, Vorstandsvorsitzender a.D., Allianz
Blaser: Sicherlich ist es positiv, die Perspektive zu wechseln. Die Durchlässigkeit, bzw. Transparenz der Planung ist hier wichtig, auch für ein eventuelles Zurückkommen. Bei einem Wechsel sollte immer berücksichtigen, dass man sich immer wieder treffen kann.
Marquardt: Zu dieser Frage hat mich in meiner Karriere ein sehr lehrreiches Zitat begleitet: „Be nice and friendly to people on your way up. You’ll meet them on your way down.“ Das sollte bei jedem Karriereschritt ein wichtiges Credo sein – egal ob innerhalb oder außerhalb der Organisation. Viele Unternehmen bieten starke Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Organisation, diese sind aber auch aufgrund vielen Faktoren begrenzt. Es empfiehlt sich schlichtweg die eigenen Bedenken bzw. Erwartungshaltung anzusprechen oder wie es so schön neudeutsch heißt: ein „Commitment“ der Organisation einzufordern. Eine ehrliche Antwort der Organisation hilft hier das Selbstbild versus der Unternehmenswahrnehmung zurechtzurücken.
Auch außerhalb kann man sicherlich gut austesten, was zu einem passt. Von einer anderen Kultur lässt sich immer viel lernen.
Die Digitalisierung ist in aller Munde, wie entwickeln sich eigentlich HR-Abteilungen in diesen Zeiten weiter?Marquardt: Vieles läuft mittlerweile natürlich elektronisch ab. Ich habe kürzlich selbst ein Assessment Center getestet in dem die meisten Prozesse über eine AI abgewickelt wurden. Meiner Meinung nach, geht jedoch nach wie vor nichts über den persönlichen Kontakt hinaus. Ich möchte wissen, wen ich da vor mir habe und in den Dialog mit dem Bewerber treten. AI kann jedoch helfen eine wichtige Vorselektion zu tätigen – die „Spreu vom Weizen“ im Bezug auf die Fähigkeiten & Kompetenzen bereits zu trennen.
Blaser: In Zeiten von Agilität und neuen Arbeitsansätzen stehen persönliche Skills noch stärker im Fokus als früher. Diese Tendenz wird auch durch HR unterstützt. So wird die Entwicklung auf der persönlichen Ebene sehr viel stärker gefördert, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Oft werden bspw. auch Coaches zur Seite gestellt. Das kann ich persönlich übrigens nur empfehlen.
Marquardt: Wir haben bei Amgen einen Pool von internen und externen Coaches, mit denen wir zusammenarbeiten. Ein Coach bringt die externe Brille mit und bringt uns weiter, indem er berät und es schafft, dass Menschen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Auch ein Mentoring kann bei solchen Fragen helfen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Mentoring-Programm
Mit dem Ziel, ausgewählte Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen noch intensiver zu fördern und den professionellen Austausch mit Senior Executives im Gesundheitswesen zu ermöglichen, bietet Young Excellence in Healthcare e.V. (YEH) ab Oktober 2018 wieder sein erfolgreiches Mentoringprogramm an.
Hiermit öffnet sich den Teilnehmern die Chance, den Blickwinkel über den eigenen Tellerrand zu richten und über die persönliche Position sowie Zukunftschancen zu reflektieren. Unterstützt wird das Mentoringprogramm durch die Partner
De Causmaecker & Partner – House of Consultants (DC&P) und
IQVIA. Karsten Matthes von DC&P setzt das Programm gemeinsam mit dem YEH-Vorstand um.
Das Mentoringprogramm bietet Young Potentials aus der Healthcare-Branche einen echten Mehrwert: Die ausgewählten Mentees kommen in Kontakt mit Top-Managern aus anderen Unternehmen, die den berühmten Blick von außen bieten und natürlich vor allem auch ihre Erfahrungen weitergeben. Das Programm deckt den hohen Bedarf junger Talente nach einem Sparringpartner – und zwar außerhalb der eigenen Firma. Die organisatorischen Strukturen von YEH sind die ideale Plattform für diesen Austausch. Mehr Informationen:
www.excellence-healthcare.deMitglied werden: Auf www.excellence-healthcare.de können sich Interessierte direkt mit der Gruppe in Verbindung setzen und sich für eine Mitgliedschaft anmelden. Auf der Website finden sich außerdem weitere Informationen zur Teilnehmerstruktur und aktuelle Veranstaltungen. Sponsoren haben die Möglichkeit, YEH näher kennenzulernen und in Kontakt zu treten.